Newsletter Nr. 10 vom 7.11.2011

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde,

in dieser Ausgabe berichten wir von unserer im September ausgerichteten Konferenz “The Soundtrack of Conflict”, geben Information zu anstehenden Veranstaltungen, verabschieden uns von einem langjährigen Mitglied der Gruppe und begrüßen zwei neue Mitglieder.


1. The Soundtrack of Conflict: The Role of Music in Radio Broadcasting in Wartime and in Conflict Situations, Göttingen, 15-17 September 2011

Dank großzügiger finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen, der Rosa Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V. sowie der Unterstützung des Stadtradios Göttingen, diskutierten über 20 Forscherinnen und Forscher aus fünf Kontinenten die Rolle von Musik im Radio in Kriegszeiten und in Konfliktsituationen. Die Bandbreite der diskutierten Beispiele war beeindruckend: Sie reichte - um nur einige Beispiele zu nennen - von Musik im Radio im sowjetischen Gulag zu ihrer Rolle als Signalgeber von coups d’états in Nigeria; von Italien zur Zeit Mussolinis zu Südafrika zur Zeit der Apartheid; von Migration, Kultur und Konflikt in Fiji zu US-Amerikanischen Sendungen nach dem Nahen Osten gestern und heute.
Trotz der Vielfalt der Themen, der Regionen, und der Art der behandelten Konflikte, kristallisierten sich einige gemeinsame Diskussionsthemen heraus. Dazu zählten z.B. die Schwierigkeiten, die entstehen können, wenn Außenstehende eines anvisierten Landes oder einer Kultur versuchen, Musikprogramme zu propagandistischen Zwecken für (eben) jenes Drittland zu gestalten. Ganz allgemein wurde festgehalten, dass auch in Konfliktsituationen die Rezeption von Musik genau so sehr von der eigenen Persönlichkeit und Lebensgeschichte des Individuums abhängt, als den kulturellen oder historischen Hintergründen. Nicht nur deswegen ist Radio und Musik im Radio daher nie als eine “top-down”-Kommunikationsform zu verstehen: zum Beispiel kann diese auch als ein sehr wichtiges Medium der Kommunikation zwischen denjenigen an der Front und denjenigen zuhause dienen, sowie zwischen denjenigen, die im Exil leben, und denjenigen in ihren Heimatländern.
Ein Höhepunkt der Konferenz war eine Lecture-Performance mit exklusivem Material aus der anstehenden Theaterproduktion “Hate Radio” des International Institute of Political Murder. Die Produktion handelt von der Rolle des Radios im Völkermord in Ruanda; als Basis dienen originale Protokolle von Radiosendungen aus der Zeit des Völkermords. Weitere Informationen zu “Hate Radio” und anstehenden Aufführungen finden Sie hier: International Institute of Political Murder
Ein Kurzbericht über die Konferenz wird demnächst auf unserer eigenen Webseite erscheinen. Ein Sammelband ausgehend von den Konferenzbeiträgen ist geplant und soll bis Ende 2012 erscheinen.



2. Workshop “Die Rolle der Musik für die jesuitische Missionsarbeit in Spanisch- und Portugiesisch-Amerika, 1540-1773: Forschungsperspektiven

Am 20 Januar 2012 findet unser nächster Workshop statt, der die Rolle von Musik bei der Missionierung im 16.-18. Jahrhundert behandelt. Der Workshop bietet Forscherinnen und Forschern, die hierzu arbeiten, die Möglichkeit, über Quellen und die Interpretation der Quellen zu diskutieren sowie der schwierigen Frage nachzugehen, wie man mit der Interaktion aber auch Unterdrückung musikalischer Kulturen in den Kolonien umgeht. Das Programm wird in Kürze veröffentlicht. Plätze sind begrenzt, und einige Plätze sind für Studierende und MitarbeiterInnen der Universität Göttingen reserviert. Wenn Sie am Workshop teilnehmen möchten, bitten wir Sie um eine Anfrage per Mail an mcs-info@uni-goettingen.de bis spätestens Montag, den 10. Januar 2012.



3. MCS Study Day am 1. Februar 2012

Die MCS Study Days bieten die Möglichkeit einer eingehenden Diskussion relevanter und neuer Veröffentlichungen im Bereich der musikalischen Konfliktforschung. Die Study Days sind offen für alle Interessierte: um sich anzumelden, schicken Sie einfach eine Mail an mcs-info@uni-goettingen.de.
Weitere Informationen, auch zu den zu behandelnden Texten, werden wir bis Anfang Januar veröffentlichen.



4. Article 5: Researching Music Torture

Nach unserem Workshop zum Thema Music Torture im vergangenen April geht unsere Grundlagenarbeit zum Einsatz von Musik in Verbindung mit Folter und grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Bestrafungen weiter. Unser aktuelles Ziel ist dabei, verschiedene langfristige Forschungsprojekte zu diesem Thema zu etablieren. Daher haben wir erneut mehrere Forscherinnen und Forscher zu einem Treffen Ende November 2011 nach Göttingen eingeladen, um mögliche Perspektiven speziell aus den Fachbereichen Musikpsychologie und Musiktherapie zu diskutieren. Dieses Treffen ist leider nicht öffentlich.



5. All change at MCS!

Ende Oktober hat Simone Münz die Forschergruppe verlassen. Simone war eine der ersten wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der 2008 gegründeten Gruppe. Sie spielte eine enorm wichtige Rolle bei der Organisation vieler unserer Veranstaltungen, vor allem bei der Konferenz “The Soundtrack of Conflict”. Dieser Newsletter bietet uns noch einmal die Chance zu sagen: Danke, Simone und alles Gute für die Zukunft!

Wir haben auch zwei neue Mitglieder in der Gruppe:
Kirsten Dyck, eine Doktorandin am Washington State University, wird als Rezipientin eines Fulbright Awards in diesem akademischen Jahr in Göttingen arbeiten. Kirsten forscht über die Rolle von Musik in der “White Supremacy”-Bewegung, und wird zu diesem Thema einen Workshop organisieren, der für Frühling 2012 geplant ist.
Joshua Weitzel, der Musikwissenschaft und Politikwissenschaft studiert, ist unsere neue studentische Hilfskraft.


Weitere Informationen zu der Forschergruppe finden Sie auf unserer Website:
Forschergruppe "Musik, Konflikt und der Staat" Homepage


Beste Grüsse,

Die Forschergruppe "Musik, Konflikt und der Staat"