30/05/2012: Eher schlechte Beschäftigungssituation bei jungen Menschen

Auch wenn junge Beschäftigte beim Berufseinstieg nicht mehr so häufig nur einen befristen Arbeitsvertrag erhalten (siehe 29.05.2012), ihre Beschäftigungssituation ist ansonsten alles andere als rosig. Diesen Schluss lässt nicht nur eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag zu den Perspektiven junger Beschäftigter auf dem Arbeitsmarkt zu. Auch eine Sonderauswertung des DGB zur Situation junger Beschäftigter kommt zu diesem Ergebnis.

Wie Spiegel Online berichtet, hätte sich die Bundestagsfraktion der Linken in einer parlamentarischen Anfrage nach den Perspektiven junger Beschäftigter auf dem Arbeitsmarkt erkundigt. Anhand der dazu vom Arbeitsministerium präsentierten Zahlen zeichne sich für die vergangenen zwei Jahre zwar eine Verbesserung der Lage ab, in der langen Perspektive handele es sich aber um eine Verschlechterung.

Nicht nur befristete Arbeitsverträge seien ein Problem. Junge Arbeitnehmer/innen zwischen 15 und 25 Jahren müssten auch viel häufiger zu Niedriglöhnen arbeiten. So habe sich fast die Hälfte von ihnen 2010 mit einem Bruttogehalt von weniger als 1.802 Euro (Westdeutschland) oder 1.578 Euro (Ostdeutschland) durchschlagen müssen, während der Anteil der Geringverdienenden unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nur bei 21 Prozent gelegen habe.

Eine repräsentative Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit zur Situation der jungen Beschäftigten kommt zu vergleichbaren Ergebnissen. Unter Bezugnahme auf die Studie hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in einer Pressemeldung darauf hingewiesen, dass viele junge Beschäftigte unter 35 unter den Belastungen der heutigen Arbeitswelt litten. Viele Überstunden, schlechte Bezahlung, unsichere Beschäftigung und steigender Arbeitsdruck würden die Arbeitsqualität erheblich beeinträchtigen.

Viele junge Beschäftigte seien mit ihrer Einkommenssituation unzufrieden. 47 Prozent, also fast die Hälfte, habe sie als negativ beurteilt, das gelte vor allem für die prekär Beschäftigten. Fast jede bzw. jeder Vierte beziehe ein niedriges Einkommen unter 1.500 Euro im Monat, jeder Sechste gar unter 800 Euro.

Die Beschleunigung und Intensivierung der Arbeit bekämen auch die jungen Beschäftigten bereits zu spüren. Gut jede bzw. jeder zweite junge Beschäftigte (56 Prozent) habe den Eindruck, dass in den letzten Jahren immer mehr in der gleichen Zeit geschafft werden müsse. Zu der zunehmenden Belastung trügen auch viele Überstunden bei. Sie seien für viele junge Beschäftigte nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Mehr als zwei Drittel der Befragten (70 Prozent) hätten angegeben, regelmäßig Überstunden zu leisten. 41 Prozent leisteten mehr als fünf Überstunden die Woche, für jeden Fünften (19 Prozent) seien es sogar regelmäßig mehr als zehn Stunden.
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Quellen: Spiegel Online vom 29.05.2012
                DGB-Pressemitteilung Nr. 082 vom 24.05.2012

Weiterlesen:
Perspektiven junger Beschäftigter auf dem Arbeitsmarkt. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jutta Krellmann, Sabine Zimmermann, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. BT-Drucksache17/9679 (05/2012).

DGB Bundesvorstand (Hg.) (2012): Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten: 4. Sonderauswertung zum DGB-Index Gute Arbeit, Schwerpunkte: Stress, Überstunden, Arbeitsintensität, Berlin.