Übersicht der Vorträge zum Syrologentag 2011 mit Abstracts

Antike und frühes Mittelalter



Peter Bruns: „Weil Christus ihre Hoffnung war …“: Historisch-theologische Betrachtungen zu ausgewählten syro-persischen Märtyrerakten

Seit einiger Zeit sind die syro-persischen Märtyrerakten im Raum der frankophonen und angelsächsischen Forschung Gegenstand historischer Untersuchung. Der Göttinger Historiker und Theologe Gernot Wiessner hat in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine bedeutende Monographie zu dem Simeon-Martyrium verfasst. Vorliegender Beitrag greift die von der älteren Forschung aufgeworfenen Fragen auf und sucht anhand des erweiterten Quellenmaterials (das Martyrium des Ischosabran) nach neuen Antworten und Lösungen.

Dietmar Winkler: Unabhängig von Antiochien? Anmerkungen zur ostsyrischen Synode des Dādīshōʿ (424)

Als die wichtigste Tat der Synode des Dādīshōʿ in Markabtā (424) gilt die Abschaffung eines Appellationsrechtes an den Stuhl von Antiochien wie auch die Erklärung der Unabhängigkeit der Kirche des Ostens vom antiochenischen Patriarchat. Eine Relecture der Quellen erfordert hier eine Neubeurteilung.

Christian Lange: War Anthimos von Konstantinopel ein Gegner des Konzils von Chalkedon (451)?

Im Zuge der Reise des Papstes Agapetus nach Konstantinopel wurde der Patriarch der Kaiserstadt, Anthimos, abgesetzt – angeblich, weil er ein Gegner der Synode von Chalkedon sei. Es ist das Ziel des Beitrags, die theologiegeschichtliche Einordnung des Anthimos unter Einbeziehung der syrischen Überlieferung kritisch zu hinterfragen.

Andrew N. Palmer: Die Entdeckung eines unbekannten Klosters im Berge Izla

Eine halbe Stunde nördlich vom Dorf Eskihisar (Kurdisch: Marin, Aramäisch: M'arre = „die Höhlen“) liegt das Kloster Dera Tschapke (Kurdisch tschap = „links“). Die Syrisch-Orthodoxen nennen es Mor Yoreth, aber das Kloster von Mor Yoreth lag nicht bei M'arre, sondern bei Ragula. Giwargis Warda nennt es Mar Khudawi (besser: Xvadahoy), und eine Liste ost-syrischer Klöster in der Nähe von Nisibis aus dem Jahr 1607 nennt neben Mar Awgin denselben Mar Xvadahoy, Mar Yohannan und Mar Abraham. Nicht nur das Dorf M'arre in der Gegend von Hira war also mit Xvadahoy verbunden, sondern auch M'arre im Berge Izla; und nicht Giwargis Warda irrt sich, sondern J.M. Fiey. Dort wurden in den Jahren 2010 und 2011 acht syrische Inschriften von mir entdeckt, die die Neubesiedlung des vermutlich ehemaligen Sapra-Klosters in der Mitte des 12. Jh.s durch einen gewissen Abdisho' bezeugen. Ziel des Vortrags ist, diese Inschriften sowie die für die Wissenschaft genauso unbekannte Klosteranlage zu veröffentlichen.

Aho Schemunkasho: Die Darstellung Mariens in den syrisch-liturgischen Texten aus Turfan

Shinichi Muto: Heuristic Reading in Ephrem's Commentary on Genesis

Ovidiu Ioan: Überlegungen zur Auseinandersetzung zwischen Īšōʿjahb III. und Sahdōnā


Mystik



Renè Roux: Die Forschung zur Christologie des syrischen Liber Graduum: Methodologische Überlegungen

Der Vortrag bietet eine kritische Auseinandersetzung mit den Methodologien der bisherigen Forschung, mit einem Blick auf ähnliche Probleme in der Forschung zur Christologie des Aphrahats, und eine Hypothese zum besonderen „Sitz im Leben“ der Christologie des Liber Graduums.

Karl Pinggéra: Theodor von Mopsuestia und Evagrius Ponticus bei Joseph Hazzaya – eine theologische Integration

Emiliano Fiori: Sergius of Resh'ayna's Version of Dionysius the Areopagite: an Introduction to the Forthcoming Critical Edition

The aim of this contribution is to present the forthcoming critical edition of Sergius of Resh'ayna's version of the Areopagitica. The text is preserved at St. Catherine's monastery, within a single manuscript from the 8th century. This witness is integrated by numerous fragments quoted in monastic anthologies and catenae, and by a limited indirect tradition. - The importance of this work cannot be overlooked: It is an extensive linguistic and theological experiment, witnessing to a transitional phase in the history of the Syriac translation technique, and to the struggle of Sergius' well-trained philosophical mind with a brand new set of concepts and terms, which were to be introduced into Syriac culture for the first time.


Koexistenz mit dem Islam



Dmitrij Bumazhnov: Eine syrische Parallele zum Zaqqūm-Baum, Qurʾān 37,62-67 u.a.?

An mehreren Stellen im Qurʾān (37,62-64; 44,43-46; 56,51-53) findet man die Überlieferung vom Höllenbaum Zaqqūm, der ganz unten im Höllenbrand wächst und Früchte in Form der Satanenköpfe trägt. Die Ungläubigen sollen diese Früchte in der Hölle verzehren. Im Vortrag wird eine Parallele zu dem qurʾānischen Höllenbaum aus dem syrischen Buch des heiligen Hierotheus vorgestellt und die Möglichkeit einer direkten Übernahme aus dem Qurʾān erwogen.

Yousef Kouriye: Der Elefant bei Ephräem des Syrern und im Koran

Der Fluch der Perser von Ephrem (373) zeigt eine große Ähnlichkeit mit Surat Al-Fil (der Elefant). Der Vortrag untersucht diese Ähnlichkeit und ihre Verbreitung bei den Syrern und Muslimen.

Sven Grebenstein: Patriarch Johannes Sedra (630/31-648) und der Emir: Anmerkungen zu einem frühen christlich-muslimischen Dialog

Der „Brief vom Patriarchen Mar Yohannan über das Gespräch, das er mit dem Emir der Mhaggraye führte“ (BL Add. 17,193, fol. 73a-75b, ediert durch M. Ph. Penn in: Le Muséon 121,1-2 [2008] 65-91), ist für das Verständnis der frühen christlich-muslimischen Interaktion von großer Bedeutung. Dieser Text ist ebenso faszinierend, wie er kontrovers diskutiert wird. Im Vortrag sollen Struktur, Kontext und Skopus dieses Dokuments erörtert werden.

Vasile Octavian Mihoc: Wahrnehmung des religiös Anderen und konzeptionelle Grundlagen der selbstreferentiellen Definierung in der Bilderabhandlung von Theodor Abū Qurrah

In der nach 799 verfassten Bilderabhandlung Abū Qurrahs geht es um eine innerchristliche Auseinandersetzung, die von den religiös Anderen (Muslime und Juden) ausgelöst wurde. Statt eines bloßen Rekurses auf schon etablierten Formen der christlichen Legitimation entwickelte Theodor exegetische und dogmatische Aussagen, von denen er sich breiten Anklang sowohl im jüdisch-islamischen als auch im christlich-theologischen Rahmen versprach. Er konstruiert in seiner Argumentation gleichzeitig Wahrnehmungsformen des religiös Anderen mittels des eigenen Codes und baut sie in die eigene Sichtweise ein. Dementsprechend bemüht sich Theodor, die christliche Selbstverständlichkeit verständlich-kommunikativ zu machen.

Jobst Reller: Syrische Ansichten zur Ausbreitung des Islams: Apologetik und/oder historische Wahrheit?

Die in Bezug auf die arabische Eroberung freundlichen Texte im Geschichtswerk Michaels des Syrers sind seit langem bekannt, ihre Deutung ist umstritten. Handelt es sich um historisch getreue Überlieferung aus dem 7. Jh. und / oder ist ein apologetischer Ursprung im 8./9. Jh. zu vermuten? Ich möchte einige Aspekte aus dieser Diskussion wieder aufgreifen.


Sprachlich-kulturelle Wechselwirkungen



Jürgen Tubach: Die Namen der edessenischen Könige und ihre Verbindung zur Welt der Nomaden

Theresia Hainthaler: Wer ist Abdisho? Einige Bemerkungen zum Einfluss syrischer Theologen in Armenien im 6. Jahrhundert

Die Analyse der Dokumente im armenischen Buch der Briefe zeigt einen erheblichen Einfluss syrischer Theologen (Symeon von Beth Arsham, Abdisho) auf die Bekenntnisbildung in Armenien im 6. Jh. Die Nachrichten insbesondere zu Abdisho sollen genauer untersucht werden, woraus auf die sonst wenig bekannten syrischen Julianisten im 6. Jh. geschlossen werden kann, aber auch auf ihre Wirkung in Armenien.

Michael Kohlbacher: Severos als Kirchenvater im Spiegel koptischer Hymnodik

Severus wird wegen der weniger als sechs Jahre währenden Zeit als Erzbischof von Antiocheia (November 512 bis Juni 518) von vielen als „Syrer“ betrachtet, zumal die meisten seiner Schriften in syrischen Übersetzungen erhalten blieben. Tatsächlich stammte er aus Pisidien und gehörte zur griechischen Bildungselite. Da er als Mönch fast zwanzig Jahre in Palästina lebte (492-512) und ebenso lang (518-538) im Exil in Ägypten, wo auch seine dogmatischen Hauptwerke und viele Briefe entstanden, wäre es angemessener, ihn als Repräsentanten des palästinischen Mönchtums oder als ägyptischen Kirchenschriftsteller zu betrachten. Tatsächlich wird Severus als herausragender Kirchenvater der koptisch-orthodoxen Kirche verehrt. Zahlreiche Schriften von ihm, von seinen Mitstreitern und über ihn wurden ins Koptische / Kopto-Arabische / Äthiopische übersetzt. In zahlreichen liturgischen Werken wird seiner ehrend gedacht. Der Vortrag macht im zweiten Teil mit dem Severus-Bild in saidischen Hymnen (1996/2003/2009 publiziert) bekannt.

Alexander M. Schilling: Gotisches Namensgut in syrischer Überlieferung

Eine wichtige Quelle zur Rekonstruktion der Aussprache des Gotischen stellt, neben dem lateinischen und griechischen Wortmaterial in gotischer Überlieferung, das gotische Namensgut in lateinischer und griechischer Überlieferung dar. Dass einige wenige gotische Namen auch in syrischen Quellen zu finden sind, scheint in der germanistischen sprachwissenschaftlichen Forschung bislang kaum beachtet worden zu sein. Im Rahmen meines Beitrags soll das – soweit als möglich erfasste – gotische Namensgut in syrischer Überlieferung diskutiert und in seiner Bedeutung für die Altgermanistik gewürdigt werden.


Übersetzung und Wissenschaft



Besim Akdemir: Die Rolle der aramäischen Ärzte von Christus bis Bar Hebräus (1220-1280)

Uta Pietruschka: Das Corpus der arabischen und syrischen Gnomologien: Ziele und aktuelle Aufgaben

In diesem Vortrag soll das Projekt „Corpus der arabischen und syrischen Gnomologien“, angesiedelt an der Martin-Luther-Universität Halle, vorgestellt werden. Griechische Spruchsammlungen waren eine beliebte Lektüre in der Spätantike und in Byzanz; auch im Syrischen und Arabischen finden wir Beispiele für Gnomologien. Die Überlieferung dieser Spruchsammlungen jedoch ist häufig noch nicht vollständig geklärt. Der Vortrag zeigt, wie mit dem weitverzweigten Spruchmaterial gearbeitet wird und welche Möglichkeiten es gibt, der Datenmenge Herr zu werden.

Yury Arzhanov: Das syrische Gnomologium in der Handschrift Vat. Sir 135 und seine arabischen Parallelen

Grigory Kessel: The Book of Medicine of Shem'on d-Taybuteh

According to an account of 'Abdisho' of Nisibis (d. 1318) an East Syriac mystical author of the 7th century Shem'on d-Taybuteh wrote three works, one of which is the Book of Medicine. Although the text has been unanimously considered by scholars as lost, my recent research of the literary heritage of Shem'on allows to identify some parts of the Book of Medicine that are still extant. The most significant portion was published by Mingana in 1934 but remained unidentified; whereas another portion was wrongly attributed to Ahudemmeh (probably East Syriac author of the 6th century). The paper will present the Book of Medicine and its surviving parts.

John Watt: Warum machte der Meister der Übersetzung vom Griechischen ins Arabische mehrere Übersetzungen ins Syrische?

Von Hunain sind mehr Übersetzungen ins Syrische als ins Arabische gefertigt worden. Dass eine arabische Fassung leichter aus dem Syrischen als aus dem Griechischen gemacht werden kann, kann ein Grund dafür sein, mag aber nicht der einzige Grund sein. In der Medizin war der Glanz der syrischen Ärzte (z.B. Juhanna b. Masawayh) ebenso wichtig, und ein ähnlicher Grund kann auch im Gebiet der Philosophie gefunden werden. Hier soll nicht der Fall von Hunain untersucht werden, sondern auch die weiteren Folgen daraus für die Geschichte und Philosophie unter den Syrern und das Verhältnis zwischen Syrisch und Arabisch im Bagdad des 9. Jahrhunderts.

Mehmet Nesim Doru: The Analysis of Syriac Philosophical Activities in the Context of Translation Movements

It is possible to say that philosophy, the systematic basis of which was founded in Greek thought, moved beyond its political and cultural boundaries and opened out to the world greatly through translation movements. First of all, the transfer of this thought over Alexandria to Eastern societies has taken place through Aramaic/Syriac. As a pillar of this process, it is possible to handle the translations from Greek into Syriac from the 4th till the 8th century. One of the translation movements is from Syruac to Arabic covering the period between the 8th and 11th century. This period corresponds also to the process of the foundation and development of Islamic philosophy so that it attaches importance for both Islamic thought and Syrians. Finally, the period which is important for the development of Syriac philosophical thought is the translation movement from Arabic into Syriac between the 11th and the 13th century. This period is also the period in which Syriac thought became heavily influenced by Islamic thought. - Deadling with the Syriac tradition of philosophy through translation activities in these periods will provide us more accurate information about philosophical activities of Syrians spanning a wide period such as ten centuries. Otherwise, philosophical activities of Syrians will be limited to a one-way translation movement.


Syrische Renaissance



Gabriel Rabo: Dionysius bar Salibi und die Desiderata in der Handschriftenforschung zu seinem Werk

Anton Pritula: Die menschliche Seele ist ein Wurm: Khamis und die Entwicklung der Ost-Syrischen Dichtung

Maroš Nicák: Komparative Analyse der Gestalt Marias in ausgewählten Gesängen von Giwargis Warda

Alessandro Mengozzi: Persian Poetry in Syriac Dress: Quatrains on various subjects from the Book of Khamis bar Qardahe (end 13th century)

The Book of Khamis is a label term that covers a variety of ms. collections of poems, the majority of which are attributed to Khamis bar Qardahe, East Syrian author active in the last decades of the 13th century, probably a representative member of the East-Syrian community at the court camp of of the Il-Khans, and somehow connected with the town of Arbela.
The first part of the book, containing hymns by Khamis, was frequently copied in liturgical collections, whereas the second part has been preserved by a few witnesses and contains two bilingual poems: a hymn On Divine Economy with alternating verses in Syriac and probably Azeri Turkish, and three quatrains on love and wine that mix Syriac and Persian within the lines. They graphically represent the multicultural milieu in which the poems attributed to Khamis were composed and transmitted.
The present paper will focus on the genre of the quatrains. A number of representative texts will be published, including the three quatrains written in Persian and Syriac. Wherever possible, a comparison will be proposed with the formal and literary models of this kind of epigrams, i.e. the Persian robāʿīyāt.


Neuzeit und Gegenwart



Shabo Talay: Politische und gesellschaftliche Entwicklungen im Turabdin des 19. Jahrhundert: Rolle und Bedeutung der syrischen Christen

In diesem Vortrag wird die Rolle der syrischen Christen bei der Zerschlagung kurdischer Machtstrukturen im Turabdin des 19. Jahrhunderts durch den Osmanischen Staat untersucht. Im Zentrum des Vortrags steht die Allianz zwischen der osmanischen Armee und einer unter der Führung von Safar Safar aus Midyat zusammengestellten syrisch-christlichen Einheit, die 1864 die Herrschaft der Emire von Gzira/Cizre endgültig beendete. Grundlage für den Vortrag ist ein in arabischer Sprache verfasstes bis dato unveröffentlichtes Buch, das die Geschichte des Turabdin bis zum Ersten Weltkrieg aus der Sicht der führenden christlichen Familie, Safar aus Midayt, beschreibt.

Uta Zeuge: Die Syrische Gesellschaft der Wissenschaften und Künste (1847-1852) und der Beginn des wissenschaftlichen Austauschs zwischen Europa und dem Nahen Osten

Die Syrische Gesellschaft der Wissenschaften und Künste ist die erste wissenschaftliche Gesellschaft ihrer Art in Syrien des 19. Jahrhunderts. Durch die gemeinsame Arbeit von amerikanischen Missionaren und syrischen Gelehrten wurde sie zu einer Plattform des wissenschaftlichen Austauschs zwischen Orient und Okzident und förderte gleichsam die Verbreitung neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse in den Bereichen Naturwissenschaft, Geschichte, Literatur und Kulturgeschichte in Syrien. In dem Vortrag geht es darum, die Gründungsgeschichte dieser Gesellschaft, inhaltliche Aspekte ihrer Versammlungsbeiträge sowie deren Bedeutung für die Entwicklung des Bildungsbereichs in Syrien genauer zu betrachten.

Martin Tamcke:

Felix Albrecht: Die unveröffentlichten Druckbögen der Bibliotheca Syriaca Paul Anton de Lagardes und die Rhetorik des Anton von Tagrit

This paper deals with an unpublished edition of the Syriac manuscript Cod. British Library Add. 17208, edited by the famous orientalist Paul de Lagarde, Professor of Oriental Studies at the University of Göttingen from 1869 to 1891. It contains the beginning of Cod. British Library Add. 17208Up to fol. 14v, covering, inter alia, chapters 1-2 and 6-7 of the first book of Anthony of Tagrit's Rhetoric. It was originally intended to be part of of the so-called Bibliothecae Syriacae, conceived by Lagarde as a comprehensive collection of important Syriac texts. In 1891 Lagarde died before having it published. In the unpublished works of Lagarde held by the State and University Library of Göttingen, the author found some leaves of the unpublished edition.

Simon Birol: Die Ambivalenz des 21. Jahrhunderts: Syrisch-Orthodoxe Christen (Assyrer-Aramäer) in der Türkei zwischen bekannten Repressionen und neuen Hoffnungen

Seit dem Aufruf des türkischen Ministerpräsidenten Ecevit an die Assyrer-Aramäer zur „Rückkehr in eure Stammgebiete“ sind nun 10 Jahre vergangen. Inzwischen kann aber von einer echten Aufbruchstimmung in Richtung Türkei nicht die Rede sein. Was sind die Gründe? Was hat sich seit diesem Aufruf in der Türkei verändert? Um diese und weitere Fragen zu beantworten wird auf die heutige Situation der Assyrer-Aramäer im Turabdin geblickt: Der Restauration alter Kirchen sowie der Rückkehr einiger Christen stehen die anhaltenden Diskriminierungen und die zunehmenden juristischen Probleme gegenüber, wobei die Prozesse um Mar Gabriel und der Fall des „Fawlus Ay“ diese Ambivalenz verdeutlichen.

Ischchan Tschiftdschjan: Die Syrisch-Orthodoxen und die Armenisch-Orthodoxen Christen in Deutschland – Versuch eines Vergleichs

Die beiden alt-orientalisch-orthodoxen Kirchen und ihre Gemeinschaften mit ihren kirchlichen und kulturellen Institutionen in Deutschland im Vergleich. Welche Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede stellt man bei den Gemeinschaften fest? Welche Herausforderungen haben sie als „Christen aus dem Orient“? Die folgenden Fragen und Themenfelder werden untersucht und skizziert: Kirche als Institution und Gemeinde, praktisch-theologische Bedenken und Probleme, Umgang mit der Jugend, Bewahrung der Muttersprache, Erfahrungen in der deutschen Fremde, Integration und politische Intentionen.

Saadi Al-Malih: Development of Syriac Language, Literature and Culture in Iraqi Kurdistan


Linguistische Forschungen



Rainer Voigt: Zum Syrischen Vokalsystem

Über die Phonetik und Phonologie des Syrischen scheinen in einigen neueren Publikationen unklare Vorstellungen zu herrschen, wie in einem Beitrag der Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics. Dies wird der Anlass sein, das syrische Vokalsystem und seine Umschrift im Überblick zu behandeln.

Ulrike-Rebekka Nieten: Das syrische Akzentsystem und seine Bedeutung für die Gesangstradition

In Anlehung an die prosodischen Zeichen der Spätantike schufen die syrischen Massoreten ein Akzentsystem, welches sogar das hebräische beeinflusste. An der berühmten Katechetenschule von Nisibis nahm die Unterweisung des liturgischen Gesanges eine große Stelle ein. Ziel war es, die öffentliche Lesung im Gottesdients so verständlich wie möglich zu gestalten. Das Akzentsystem wurde im Laufe der Zeit so stark erweitert und dadurch unübersichtlich, dass es nicht mehr notiert wurde. Die heutige Rezitation liturgischer Texte lässt aber vermuten, dass die Akzentschemata als Teil der mündlichen Überlieferung bewahrt blieben.

Emna Labidi: Sprachkontaktsituation in Dschubbadin (Qalamun, Syrien) und die charakterisstische Abläufe des Spracherwerbs von Kindern, die in einer von zwei Sprachen das Neuwestaramäische und das Arabische) geprägten Umgebung aufwachsen

Bei der heutigen Existenz des Neuwestaramäischen in den drei syrischen Dörfern des Antilibanon Maalula, Bakhaa und Dschubbadin als einer Dorfsprache, neben dem Arabischen als der offiziellen Amtssprache Syriens, stellt sich die Frage nach einem sehr möglichen Sprachkontakt, der wiederum zu sprachlichen Interferenzen zwischen den Sprachen führen kann. - Da diese zwei semitischen Sprachen untereinander große Ähnlichkeiten aufweisen, kommt es beim Erlernen zweier so eng verwandter Sprachen zu Problemen, die bei anderen Sprachen nicht vorkommen. In meinem Vortrag geht es darum, Sprachkontaktphänomene sowie Sprachwechsel zwischen den alltäglichen und den offiziellen Sprachgebrauch von Aramäerkindern aufzuzeigen, so z.B. die Auswirkungen des arabischen Superstrats auf das Aramäische und umgekehrt.