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Presseinformation: Statistische Modelle jenseits des Mittelwerts und ein Drama des Sozialismus

Nr. 267/2015 - 09.11.2015

Universitätsbund Göttingen e.V. verleiht Dissertationspreis an zwei Göttinger Promovenden

(pug) Für ihre mit „summa cum laude“ bewerteten Promotionen sind Dr. Nadja Klein und Dr. Ronald P. Weber mit dem Dissertationspreis des Universitätsbundes Göttingen ausgezeichnet worden. Die Mathematikerin Dr. Klein hat sich mit komplexen statistischen Modellierungsverfahren beschäftigt und hierzu die notwendigen theoretischen Grundlagen untersucht, entsprechende Software entwickelt und die Anwendbarkeit in mehreren empirischen Analysen demonstriert. Der Germanist Dr. Weber hat die ästhetische Kontroverse zwischen den DDR-Dramatikern Peter Hacks und Heiner Müller untersucht. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Dissertationspreis des Universitätsbundes wird von der AKB-Stiftung gefördert. Der Vorsitzende des Universitätsbundes, Prof. Dr. Arnulf Quadt, überreichte die Auszeichnung am 7. November 2015 im Rahmen des Göttinger Alumni-Tags.

Geburtenrate, Wettervorhersage, Einkommen: Komplexe Zusammenhänge werden in Statistiken häufig auf Durchschnittswerte reduziert. In ihrer Dissertation mit dem Titel „Bayesian Structured Additive Distributional Regression“ hebt Dr. Nadja Klein die Fokussierung der statistischen Modellierung auf den Mittelwert auf. Bei der Anwendung ihrer Modelle auf komplexe Sachverhalte wie die Einkommensverteilung in Deutschland gelingt es ihr, auch die Einkommensungleichheit in Abhängigkeit von Bildungsgrad, Alter und Geschlecht zu beschreiben. „Ihre Modelle und Software ermöglichen eine wesentlich flexiblere und realistischere Form der Modellierung empirischer Phänomene“, so der Göttinger Professor für Statistik Prof. Dr. Thomas Kneib, der die Dissertation betreut hat. „Ihre Arbeit besitzt eine große Innovationskraft sowohl für die Statistik als Fachgebiet als auch für zahlreiche Anwendungsbereiche.“ Nadja Klein, Jahrgang 1987, studierte Mathematik und Physik in Mainz und Hamburg. Während ihrer Promotionszeit war sie in Göttingen wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-geförderten Projekt „Strukturierte Additive Verteilungsregression“ und assoziiertes Mitglied des Graduiertenkollegs „Skalenprobleme in der Statistik“. Aktuell ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Statistik der Universität Göttingen.

Dr. Ronald P. Weber untersucht in seiner Dissertation mit dem Titel „Das antagonistische Drama des Sozialismus. Peter Hacks, Heiner Müller und der Streit im literarischen Feld der DDR“ die ästhetische Kontroverse zwischen den beiden Brecht-Schülern. Ihren Streit wertet er dabei als Ergebnis einer Spannung zwischen zwei kontroversen Auffassungen von der Ausrichtung des sozialistischen Dramas. Diese lassen sich historisch auf unterschiedliche Traditionslinien innerhalb der sozialistischen Bewegung in Deutschland zurückführen und idealtypisch anhand der von Hacks und Müller ausgebildeten Dramentypen, dem Königsstück und dem Lehrstück, beschreiben. „In der Forschung zur DDR-Literatur sind innerliterarische Konflikte ein blinder Fleck. Diese Lücke schließt Ronald Weber, indem er ein differenziertes Bild des Entwicklungsgangs der DDR-Literatur entwirft“, so Erstgutachterin Prof. Dr. Claudia Stockinger vom Seminar für Deutsche Philologie. Ronald P. Weber, Jahrgang 1980, studierte Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft in Duisburg und Göttingen, arbeitete in Verlagen und erstellte Gesamtbibliographien zu den Werken von Ludwig Tieck und Peter Hacks. Seit dem Abschluss seiner Promotion 2014 ist er als freier Autor und Lektor in Berlin tätig.

Kontaktadressen:
Dr. Nadja Klein
Georg-August-Universität Göttingen
Department für Volkswirtschaftslehre – Professur für Statistik
Humboldtallee 3, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-24606
E-Mail: nklein@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/325353.html

Dr. Ronald P. Weber
Kottbusser Straße 6, 10999 Berlin
E-Mail: ronald-weber@posteo.de