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Presseinformation: Teufelskreis am Amazonas

Nr. 48/2017 - 13.03.2017

Internationales Forscherteam analysiert Zusammenhang zwischen Dürre und Waldverlust

(pug) Der Waldverlust durch Abholzung im Amazonasgebiet und die mögliche Abnahme der Regenfälle dort könnten einen Teufelskreis in Gang bringen: Wenn Trockenzeiten mit dem menschengemachten Klimawandel zunehmen, steigt zusätzlich das Risiko eines sich selbst verstärkenden Waldverlusts. Das hat ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der Universität Göttingen herausgefunden. Allerdings kann große Artenvielfalt von Bäumen in einem Waldabschnitt dessen Überlebenschancen merklich erhöhen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen.

„Der Regenwald des Amazonas ist eines der Kipp-Elemente im Erdsystem“, erläutert Erstautorin Dr. Delphine Clara Zemp, die die Studie am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung durchgeführt hat und jetzt an der Universität Göttingen tätig ist. „Geringerer Niederschlag kann die Gefahr des Waldsterbens erhöhen, andererseits kann der Waldverlust auch regionale Trockenheit verstärken. Mehr Dürren können also zu weniger Waldbedeckung führen, was wiederum zu mehr Dürren führen kann.“ Die Folgen dieser Rückkopplung zwischen Pflanzen und Atmosphäre waren bislang unklar.

Wenn in der Trockenzeit im Amazonasgebiet nur noch halb so viel Regen fallen würde, könnten allein durch den Effekt der Selbstverstärkung mindestens zehn Prozent des Waldes verloren gehen – zusätzlich zum erheblichen direkten Waldverlust durch Trockenheit. Dies fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe einer neuartigen Analyse komplexer Netzwerke heraus. Berücksichtigt man die noch nicht völlig verstandenen Rückkopplungen zwischen Vegetation und Atmosphäre, könnte der sich selbst verstärkende Waldverlust sogar bis zu 38 Prozent des Amazonasbeckens betreffen. In Verbindung mit den direkten Effekten der Dürren wäre damit am Ende der Großteil des Amazonas-Regenwaldes in Gefahr. „Es bleiben aber Unsicherheiten in der Berechnung“, betonen die Autorinnen und Autoren. „Unsere Studie kann keine Informationen über die Zeiträume der Entwicklung bieten. Sie analysiert, wie empfindlich das System ist.“

Allerdings scheint der Wald im Amazonasgebiet umso weniger verletzlich zu sein, je vielfältiger seine Pflanzenwelt ist. Biodiversität hat das Potenzial, die Auswirkungen des sich selbst verstärkenden Waldverlusts zu verringern. „Verschiedene Baumarten reagieren unterschiedlich auf Belastungen“, erläutert Dr. Vincent Montade von der Universität Göttingen. „Artenvielfalt könnte somit die Widerstandsfähigkeit des Regenwaldes verbessern und ein Hilfsmittel zur Stabilisierung von wichtigen Elementen des Erdsystems sein.“

Originalveröffentlichung: Delphine Clara Zemp et al. Self-amplified Amazon forest loss due to vegetation-atmosphere feedbacks. Nature Communications 2017. Doi: 10.1038/NCOMMS14681.

Kontakt:
Dr. Clara Zemp
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Forschergruppe Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie
Büsgenweg 1, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-10728
E-Mail: delphine-clara.zemp@forst.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/541107.html

Dr. Vincent Montade
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Biologie und Psychologie
Abteilung Palynologie und Klimadynamik
Wilhelm-Weber-Straße 2a, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-10399
E-Mail: vincent.montade@biologie.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/499848.html