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Rat für Informationsinfrastrukturen begrüßt nationale Forschungsdateninfrastruktur

Nr. 23 - 19.11.2018

Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern schafft Voraussetzung für zukunftsweisende datenbasierte Forschung

 

Der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) begrüßt die am Freitag bekannt gegebene Bund-Länder-Vereinbarung zur Errichtung einer Nationalen Forschungs­dateninfrastruktur (NFDI) als mutigen Schritt und große Chance für das deutsche Wissenschaftssystem. Mit dem Aufbau der NFDI wird der Forschungsstandort Deutschland entscheidend gestärkt. Forschende erhalten einen besseren Zugang zu qualitätsgeprüften Forschungsdaten und werden in ihrer Arbeit durch eine dynamische Infrastruktur unterstützt, die international einmalig ist.

 

Die Vereinbarung geht auf einen Grundsatzbeschluss der Gemeinsamen Wissen­schaftskonferenz (GWK) aus dem Jahr 2017 zurück. Das Konzept eines bundes­weiten, durch die Wissenschaft selbst „Bottom-up“ organisierten Forschungsdaten­management basiert auf einer Empfehlung des Rates für Informationsinfra­struk­turen (RfII) zu Strukturen, Prozessen und Finanzierung des Forschungsdaten­managements in Deutschland.

 

Die NFDI ist eine konzertierte langfristig angelegte Aktivität, die Vernetzung, Nachnutzbarkeit und Qualitätssicherung von Forschungsdaten verbessern und die Souveränität der Wissenschaft über ihre Datenbestände gewährleisten soll. Als Infrastruktur für Erzeuger und Nutzer wissenschaftlicher Daten wird sie eng am Bedarf orientierte Dienste-Port­folios entwickeln und diese für Forschende länder- und institution­en­übergreifend zur Verfügung stellen. Ziel ist es, die zahlreichen, oft dezentral, projektgebunden und temporär betriebenen Datenbestände von Wissenschaft und Forschung systematisch zu erschließen und sie dauerhaft für die Wissenschaft zugänglich zu halten. Dies birgt Chancen für Zukunftsthemen wie Klimawandel und Um­weltschäden, Mobilitätsbelastung von Menschen und Regionen, Gesund­heits­entwicklung, Anforderungen an gebaute Infrastrukturen, Energiesysteme, Wandel der Arbeitswelt, Bildungsforschung, Veränderung der Sprachen sowie eine Fülle weiterer datenintensiver Themenstellungen der natur-, ingenieur- und kultur­wissen­schaftlichen Grundlagenforschung.

 

„Das föderal und selbstverantwortlich organisierte deutsche Wissenschaftssystem ist weit verzweigt, arbeitet projektbezogen und oftmals mit Insellösungen – damit ist auch die Datenlandschaft extrem heterogen“, erläutert RfII-Vorsitzende Prof. Dr. Petra Gehring den Hintergrund des Ansatzes. „Um das Potential dieser Vielfalt wissenschaftlich nutzbar zu machen, hat der RfII ein grundlegendes Umdenken empfohlen. Die NFDI findet breite Unterstützung in der Allianz der Wissen­schafts­orga­nisationen und bei vielen weiteren Akteuren im Wissenschaftssystem. Sie kann nun zügig umgesetzt werden. Mit der NFDI gewinnen innovative Methoden an Durch­schlagskraft, und zugleich tut Deutschland auf dem Weg zu einer europäischen Daten­landschaft einen wichtigen, eigen­ständigen Schritt.“ Der RfII hat die Ausge­staltung der NFDI in den letzten beiden Jahren mit der Erarbeitung zahlreicher Detail­vorschläge intensiv begleitet.

 

Zum Management von Forschungsdaten gehören die Gewinnung, die Quali­täts­sicherung, der nachhaltige Zugang sowie die Archivierung und ggf. die Verknüpfung von Datenbeständen. Dazu sind von der Wissenschaft akzeptierte Verfahren und Stan­dards des Datenmanagements notwendig sowie dauerhaft finanziertes, quali­fi­zier­tes Personal. Mit der NFDI ist daher auch und vor allem eine Investition in „Köpfe“ verbunden. Sie trägt zu einer Koordination der bundesweiten Finan­zierungs­anstrengungen bei und wird die interdisziplinäre wie auch die internationale For­schung mit qualitätsgesicherten Datenbeständen unterstützen – nicht zuletzt auch die European Open Science Cloud (EOSC), die fast zeitgleich startet.

 

Den Empfehlungen des RfII entsprechend wird die NFDI arbeitsteilig organisiert sein und durch Akteure an einer Vielzahl von Standorten getragen. Dabei wird sie nicht entlang von Institutionen, Regionen oder Bundesländern organisiert, sondern entlang von forschenden Communities, die in Sachen Forschungsdaten ähnliche Bedarfe haben. Damit setzt die NFDI auf das Engagement der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst – und ist als „Bottom-Up“ etablierte und getragene Struktur auch im internationalen Vergleich neuartig und innovativ. Alle Orga­nisa­tionseinheiten, die sog. NFDI-Konsortien, sollen eng miteinander kooperieren und eine dynamische, bedarfsgetriebene und nachhaltige Ausrichtung erhalten.

 

Die Finanzierung der NFDI erfolgt über zehn Jahre (in Ausbaustufen bis 90 Mio. EUR pro Jahr) durch Bund und Länder; nach einer Evaluation soll sie in eine institutionelle Förderung durch Bund und Länder übergehen. Die Finanzierung durch die öffentliche Hand sei auch wissenschaftspolitisch von großer Wichtigkeit, so Gehring: „Die Privatisierung von Daten bzw. Datendiensten, Ökonomi­sie­rungsdruck und Verwertungsinteressen gehören zu den großen Gefahren für die öffentliche Wissenschaft im Digitalzeitalter. Eine nationale Forschungs­dateninfrastruktur bietet die Chance, dem Wissen­schafts­system Handlungs­freiheit und Handlungsfähigkeit zu erhalten.“

 

Kontakt:

Rat für Informationsinfrastrukturen – Geschäftsstelle

c/o Universität Göttingen

Papendiek 16, 37073 Göttingen

E-Mail: info@rfii.de

Web: www.rfii.de