In publica commoda

Presseinformation: Hoher sozial-ökologischer Standard für Schokolade

Nr. 138 - 19.10.2020

Agrarökologen untersuchen Produktionsbedingungen in peruanischen Kakao-Agroforstsystemen

 

Die Nachfrage nach Lebensmitteln aus den Tropen, deren Produktion hohen sozial und ökologischen Standards genügt, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Konsumentinnen und Konsumenten treffen oft ethisch fragwürdige Entscheidungen, wenn die Produktion von Kinderarbeit, Hungerlöhnen oder Umweltzerstörungen geprägt ist. Aufbauend auf einem interdisziplinären Projekt in Peru hat nun ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen den Übergang hin zu einer verantwortungsvollen Qualitätsproduktion von Kakao in einem Überblicksartikel thematisiert. Da Kakao seinen Ursprung in Peru hat, ermöglicht die Berücksichtigung einheimischer Sorten, einen Premium-Preis zu erzielen. Eine große Kooperative für Kleinbauern im Norden Perus steht für sozial-ökologische Verbesserungen mit Hilfe von Öko- und Fairtrade-Zertifizierungen und dem Anbau einheimischer Sorten in artenreichen Kakao-Agroforstsystemen. Die Arbeit wurde als „Perspective“-Artikel in der Zeitschrift Trends in Ecology and Evolution veröffentlicht. 

 

Schattenbäume in alten Kakao-Agroforstsystemen fördern die Artenvielfalt, beispielsweise von Vögeln, werden aber zunehmend beseitigt, um die Produktivität zu steigern – obwohl ein moderater Halbschatten keine Produktivitätseinbußen bringt. Zudem werden bei der Sortenwahl bewährte Hochertragssorten importiert, obwohl es in Peru einzigartige, einheimische Sorten gibt, mit denen ein besonderer Handelsvorteil verbunden sein kann. Das Projekt der Forscherinnen und Forscher arbeitet mit der Kooperative Norandino Ltda. in Piura, Nord-Peru zusammen, die sich für die Entwicklung hin zu hohen sozialen und ökologischen Standards einsetzt. Sie vertritt 5.400 Kleinbäuerinnen und -bauern und steht für eine nachhaltige Produktion, die sowohl ökologische wie ökonomische Ziele verfolgt und sich stark macht gegen jede Form der Diskriminierung. Heraus kommen ökologisch zertifizierte Fairtrade-Produkte mit hohem Standard, die den doppelten Marktpreis erzielen, die Kleinbauern gegen Markt-Fluktuationen absichern und zukünftig vermehrt auf Kakaobohnen von einheimischen Sorten setzen.

 

Dr. Bea Maas, Erstautorin des Artikels und jetzt an der Universität in Wien, betont: „Große Kooperativen, die für hohe soziale, ökonomische und ökologische Standards in der Produktion stehen, sollten stärker Unterstützung finden.“ Carolina Ocampo-Ariza und Prof. Dr. Teja Tscharntke von der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen ergänzen: „Solche beispielhaften Initiativen zur sozialen Sicherung von Kleinbauern bei Maximierung des Naturschutzes könnten stärker als bisher im Fokus interdisziplinärer Forschung stehen.“

 

Originalveröffentlichung: Bea Maas et al. Transforming Tropical Agroforestry towards High Socio-Ecological Standards. Trends in Ecology and Evolution 2020. https://doi.org/10.1016/j.tree.2020.09.002.

 

Kontakt:

Carolina Ocampo-Ariza

Georg-August-Universität Göttingen

Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Agrarökologie

Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen

E-Mail: carolinamaria.ocampoariza@uni-goettingen.de

 

Prof. Dr. Teja Tscharntke

Georg-August-Universität Göttingen

Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Agrarökologie

Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen

Telefon: 0551 39-9209

E-Mail: ttschar@gwdg.de

www.agroecology.uni-goettingen.de