In publica commoda

Presseinformation: „Theorie erleben“: Auszeichnung für exzellente Hochschullehre

Nr. 87 - 11.06.2021

Dr. Katrin Meyer von der Universität Göttingen erhält Ars legendi-Fakultätenpreis Biowissenschaften 2021

 

(VBIO/pug) Dr. Katrin Meyer von der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen erhält den diesjährigen Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Hochschullehre in der Kategorie Biowissenschaften 2021. Sie konnte die Jury mit ihrem Konzept „Theorie erleben“ überzeugen. Bereits vor der Corona-Pandemie hatte sie ein attraktives Online-Lehrangebot entwickelt, das die – oft nur kursorisch behandelten – theoretischen Grundlagen der Ökologie ganz bewusst in den Mittelpunkt stellt. Ihre interaktiven „Theorie-Erlebnisse“ vermitteln sowohl Methodenkompetenz als auch Fach- und Sozialkompetenzen. Die Preisverleihung fand am 10. Juni 2021 online statt. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert.

 

Die Mehrzahl der Studierenden – nicht nur in der Ökologie – nimmt theoretische Ansätze als trocken, sperrig und sogar „nicht verstehbar“ wahr. Meyer möchte Theorie für Studierende erlebbar, anschlussfähig, zugänglich und verständlich machen, ist das Ziel von Meyer, die als wissenschaftliche Assistentin im Bereich der Ökosystemmodellierung arbeitet. Ihr Konzept der Theorie-Erlebnisse bereichert Lehrveranstaltungen in sämtlichen an der Forst-Fakultät oder fächerübergreifend angebotenen Bachelor- sowie in weiteren Master- und Promotionsstudiengängen.

 

In ihren Veranstaltungen schafft Meyer spielerische, interaktive und aktivierende Theorie-Erlebnisse. Eine besondere Herausforderung ist dabei die Umsetzung von Theorie-Erlebnissen im digitalen Lehr-/Lernkontext, weil viele typische Bestandteile von traditionellen spielerischen Methoden im digitalen Raum kaum anwendbar sind, darunter haptische Ansätze, Augenkontakt, Bewegen in einem gemeinsamen Raum und Körpersprache. Digitale Werkzeuge müssen daher gut durchdacht kombiniert werden, um ein Höchstmaß an Aktivierung, Interaktion und Begeisterung zu erreichen.

 

Beispiel Inseltheorie im Seminar Biodiversitätstheorien: Nach dem „flipped classroom“-Prinzip erschließen sich die Studierenden zunächst im Selbststudium von Meyer erstellte Lernmaterialien zur Theorie der Inselbiogeografie. Bei einem digitalen Live-Termin spielen dann Gruppen von jeweils drei Studierenden die Inseltheorie an einem virtuellen Whiteboard nach und bestimmen die Artenzahl auf einer Insel. Die Ergebnisse werden im Plenum mit den entsprechenden Vorhersagen der Inseltheorie verglichen und diskutiert. „Der Vergleich der eigenen Ergebnisse aus dem Theorie-Erlebnis mit den Vorhersagen der Theorie stärkt die analytischen und Problemlöse-Kompetenzen der Studierenden und beugt dem reinen Konsumieren von theoretischen Inhalten vor“, so die Preisträgerin.

 

In einer fortgeschrittenen Variante wird das Spiel zur Inseltheorie von den Studierenden an andere Theorien angepasst, erweitert, die Erweiterung von anderen Studierenden durchgespielt und weiter verbessert. Dieses fördert das aktive, kreative und eigenverantwortliche Lernhandeln und macht schwierige Theorien fassbar und verständlich. „Theorie erleben, das motiviert dazu, über sich selbst hinauszuwachsen und auch schwierige Theorien verstehen zu wollen und zu können. Die Studierende haben durch die Verknüpfung der Theorie mit den emotionalen Theorie-Erlebnissen nachhaltige Lernerfolge und letztlich einfach Spaß am Lernen“, so Meyer.

 

Ihr zweites Hauptziel ist die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen. Hier setzt sie unter anderem auf das Meta-Team-Konzept. Dabei werden in wöchentlichem Wechsel je zwei Studierendentteams zu einem Meta-Team kombiniert, innerhalb dessen die entstandenen Texte gegenseitig begutachtet werden. So wird der Austausch zwischen Studierenden mit unterschiedlichen Erfahrungsniveaus befördert und damit auch die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten trainiert. Meyer bringt dabei  Anwendungsbeispiele aus vielen verschiedenen Disziplinen ein, was Studierende aus unterschiedlichen Fachgebieten auch jenseits der Forstwissenschaften anzieht und damit die Interdisziplinarität fördert.

 

Die Jury des Ars legendi-Fakultätenpreises Mathematik und Naturwissenschaften zeigte sich von ihrem sehr interaktiven Ansatz, dem Meta-Team-Konzept und auch der Differenzierung der Aufgaben nach Leistungsniveaus beeindruckt. Sie hob außerdem das hohe Maß an Interaktionsreichtum und Studierendenmotivierung hervor, die ein wünschenswertes Gegengewicht zum digitalen Automatismus des passiven Konsumierens von Inhalten darstelle.

 

Der Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften zeichnet hervorragende Leistungen in Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung aus. Er wird gemeinsam vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, dem Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland, der Gesellschaft Deutscher Chemiker, der deutschen Mathematiker-Vereinigung und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgelobt. Der Preis wird seit 2014 in den Kategorien Biologie, Chemie, Mathematik und Physik vergeben.

 

Kontakt:

Dr. Katrin Meyer

Georg-August-Universität Göttingen

Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie

Büsgenweg 4, 37077 Göttingen

Telefon: (0551) 39-33795

E-Mail: katrin.meyer@forst.uni-goettingen.de

Internet: www.uni-goettingen.de/de/112108.html