In publica commoda

Presseinformation: Vorfahren von Maori und Moriori kehren nach Hause zurück

Nr. 91 - 01.06.2023

Universität Göttingen hat Gebeine aus Sammlungen an Aotearoa (Neuseeland) und Rekohu Wharekauri (Chatham Islands) übergeben

 

(pug) Die Universität Göttingen hat koiwi tangata (Maori skeletal remains) und koimi t’chakat (Moriori skeletal remains) aus ihren Sammlungen an eine Delegation aus Aotearoa (Neuseeland) und Rekohu Wharekauri (Chatham Islands) zurückgegeben. Die formelle Übergabe fand am Donnerstag, 1. Juni 2023, gemäß tikane Moriori (indigenen kulturellen Gebräuchen und Zeremoniellen) statt.

 

Der Botschafter Neuseelands Craig Hawke betonte: „Die Rückführungen sind Ausdruck der engen diplomatischen Beziehungen zwischen Aotearoa Neuseeland und Deutschland, die sich seit deren Aufnahme vor 70 Jahren entwickelt haben.“ “Wir würdigen den Geist der Partnerschaftlichkeit unserer deutschen Kolleginnen und Kollegen und wissen ihre Unterstützung bei der Rückkehr unserer Vorfahren sehr zu schätzen“, erklärt Dr. Arapata Hakiwai, Co-Leiter des Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, das für die Rückführung verantwortlich ist.

 

Die ancestral remains stammen von vermutlich 32 Individuen, wie die Recherchen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojekts „Sensible Provenienzen“ ergeben haben. Te Herekiekie Haerehuka Herewini, Leiter des Repatriation-Programms am Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, war als Fellow am Göttinger Forschungsprojekt beteiligt. Er erklärt: „Durch unsere Untersuchungen konnten wir ermitteln, dass die ancestral remains von Moriori von Rekohu (Chathaminseln) und Maori aus Aotearoa (Neuseeland) stammen und auf welchem Weg sie in die beiden Sammlungen gelangten.“

 

Das Hamburger Unternehmen Umlauff handelte Ende des 19. Jahrhunderts en gros mit Erwerbungen deutscher Kolonialisten in Übersee. Darunter befanden sich auch Koimi T’chakat Moriori skeletal remains von Moriori (Menschen von Rekohu, den Chathaminseln östlich der Nordinsel Neuseelands). Obwohl der Handel mit human remains von Maori und Moriori aus Neuseeland untersagt war, gelangten sie über das Hamburger Museum für Völkerkunde nach dem Zweiten Weltkrieg an die Universität Göttingen. Andere ancestral remains kamen wiederum über den Händler Kluckauf von Neuseeland nach Wien und von dort aus nach Göttingen.

 

„Wir unterstützen die Initiative der Bundesregierung, dass sacred ancestral remains in Sammlungen identifiziert und in ihre Heimat zurückgeführt werden müssen“, sagt Göttingens Universitätspräsident Prof. Dr. Metin Tolan. Auch der Senat der Universität Göttingen hatte im März 2023 die Verantwortung der Universität für die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte und für produktive, zukunftsgerichtete Kontakte mit postkolonialen Gesellschaften unterstrichen. Die Übergabe ist der jüngste Schritt in diesem Unterfangen.

 

Kontakt:
Dr. Christian Vogel
Georg-August-Universität Göttingen
Forum Wissen
Tel.: +49 551 39-26692
vogel@kustodie.uni-goettingen.de