Presseinformation: Auf den Spuren der größten Goldreserven der Welt
Nr. 85 - 22.05.2025
Forschende weisen mit ultrapräzisen Analysen Material des Erdkerns in Vulkangesteinen nach
(pug) Die größten Goldreserven der Erde befinden sich nicht in Fort Knox, dem Goldlager der Vereinigten Staaten. Sie sind viel tiefer im Boden verborgen: Über 99,999 Prozent der globalen Vorräte an Gold und Edelmetallen liegen unter 3.000 Kilometer festem Gestein begraben, eingeschlossen im metallischen Kern der Erde und weit außerhalb der Reichweite der Menschheit. In Vulkangesteinen auf den Inseln von Hawaii haben Forschende der Universität Göttingen jedoch nun Spuren des Edelmetalls Ruthenium (Ru) entdeckt, die aus dem Erdkern stammen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Im Vergleich zum Erdmantel enthält der Erdkern eine etwas größere Menge eines bestimmten Ruthenium-Isotops: 100Ru. Der Unterschied kam bei der Entstehung der Erde vor 4,5 Milliarden zustande: Ein Teil des Ru, das damals zusammen mit Gold und anderen Edelmetallen im Erdkern eingeschlossen war, stammt aus einer anderen Quelle als die viel kleinere Menge an Ru im Erdmantel. Die Abweichung in 100Ru ist so gering, dass es bisher unmöglich war, sie nachzuweisen. Mit neuen Verfahren stellten die Forschenden nun aber ein ungewöhnlich hohes 100Ru-Signal in oberirdischen Vulkangesteinen fest. Dies lässt sich nur dadurch erklären, dass das Material, aus dem sich die Vulkangesteine gebildet haben, von der Grenze zwischen Erdkern und Erdmantel stammt.
Dr. Nils Messling von der Abteilung Geochemie und Isotopengeologie der Universität Göttingen erklärt: „Als die ersten Ergebnisse eintrafen, wurde uns klar, dass wir buchstäblich auf Gold gestoßen sind! Unsere Daten bestätigten, dass Material aus dem Erdkern, darunter Gold und andere Edelmetalle, in den darüberliegenden Erdmantel sickert.“ Prof. Dr. Matthias Willbold aus derselben Abteilung ergänzt: „Unsere Ergebnisse zeigen nicht nur, dass der Erdkern nicht so isoliert ist, wie bisher angenommen. Wir können nun auch nachweisen, dass riesige Mengen sehr heißen Mantelmaterials – mehrere hundert Billiarden Tonnen an Gestein – von der Kern-Mantel-Grenze bis an die Erdoberfläche aufsteigen, wodurch Ozeaninseln wie zum Beispiel Hawaii entstehen.“
Die wertvollen Vorräte an Gold und anderen Edelmetallen, auf die wir in Bereichen wie den erneuerbaren Energien dringend angewiesen sind, könnten somit zum Teil aus dem Erdkern stammen. Messling schlussfolgert: „Ob die Prozesse, die wir heute beobachten, auch in der Vergangenheit stattgefunden haben, muss noch untersucht werden. Unsere Erkenntnisse eröffnen eine völlig neue Perspektive auf die Entwicklung der inneren Dynamik unseres Planeten.“
Originalveröffentlichung: Messling, N. et al. Ru and W isotope systematics in ocean island basalts reveals core leakage. Nature (2025). DOI: 10.1038/s41586-025-09003-0
Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Willbold
Georg-August-Universität Göttingen
Geowissenschaftliches Zentrum
Abteilung Geochemie und Isotopengeologie
Goldschmidtstrasse 1, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39-29941
E-Mail: matthias.willbold@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/555303.html