Presseinformation: Internationale Auszeichnung für Forschende am Göttingen Campus
Nr. 134 - 04.09.2025
Dr. Anggi Hapsari und Dr. Oliver Barnstedt erhalten jeweils einen ERC Starting Grant
(pug/umg) Zwei Forschende am Göttingen Campus haben ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC) erhalten. Die Ökologin Dr. Anggi Hapsari von der Universität Göttingen erhält Fördermittel in Höhe von rund zwei Millionen Euro für ihr Projekt „SaLtedPeat: Potenzielle Auswirkungen der mit dem Anstieg des Meeresspiegels verbundenen Versalzung auf tropische Küstenmoore in Tieflandgebieten“. Der Neurowissenschaftler Dr. Oliver Barnstedt vom European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G) erhält Fördermittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro für sein Projekt „LearnMamBo: Neuronale Dynamik von Lernen und Gedächtnis im Mammillarkörper“. Beide Projekte haben eine Laufzeit von fünf Jahren.
Der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels stellt eine Bedrohung für Küstenökosysteme dar. Sturmfluten und Überschwemmungen mit salzhaltigem Meerwasser verursachen eine Versalzung des Bodens und des Wassers. Insbesondere Süßwasserökosysteme wie die Torfmoore Südostasiens weisen eine hohe Empfindlichkeit gegenüber dieser Versalzung auf, wurden aber in der Forschung bisher vernachlässigt. Hapsaris jüngste Untersuchungen haben einen unerwarteten Zusammenhang zwischen dem historischen Anstieg des Meeresspiegels und Bränden in der fernen Vergangenheit festgestellt. Dies führte zu der Hypothese, dass der damalige Anstieg des Salzgehalts möglicherweise ganze Teile der südostasiatischen Torfmoorwälder zerstört und dadurch große Mengen an brennbarem Totholz produziert hat – allerdings gibt es zu wenig Informationen, um diese Hypothese zu bestätigen oder zu widerlegen. Zudem gibt es fast keine Forschung zu den Folgen der zunehmenden Versalzung der Torfmoore Südostasiens, was die Bemühungen erschwert, Vorhersagen über die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs zu treffen.
Im Projekt SaLtedPeat wollen Hapsari und ihr Team die Auswirkungen von Versalzung auf die süßwasserreichen Küstenmoore Südostasiens untersuchen und die versteckte Brandgefahr durch den Anstieg des Meeresspiegels nachweisen. Veränderungen der Umweltfaktoren entlang der Übergangszonen zwischen Süßwasser-Mooren und benachbarten salinen Ökosystemen werden ebenfalls dokumentiert. Weiterhin wollen die Forschenden herausfinden, wie empfindlich Torfmoorwälder und die Eigenschaften von Torf selbst gegenüber der steigenden Versalzung sind. Diese Veränderungen durch den steigenden Meeresspiegel sowie der Einfluss auf die im Moor vorhandenen Kohlenstoffvorräte sollen im Projekt modelliert werden. „Mit diesem Projekt können wir neue und wichtige Erkenntnisse über die Anfälligkeit von Küstentorfmooren gegenüber dem Anstieg des Meeresspiegels gewinnen. Diese können zur Entwicklung von Strategien für den Erhalt oder den Ausbau der Kohlenstoffvorräte, zur Erhaltung von Lebensräumen für die biologische Vielfalt und zur Minimierung der durch Brände verursachten Luftverschmutzung beitragen“, erklärt Hapsari.
Der Mammillarkörper ist eine der ersten Hirnregionen, dem eine Rolle in der Gedächtnisfunktion zugeschrieben wurde. Dieser kleine „Hirnkern“ ist wichtig für das episodische Gedächtnis, das persönliche Erlebnisse und Ereignisse speichert, und bei Demenzerkrankungen wie Alzheimer oder dem Korsakow-Syndrom, einer schweren Gedächtnisstörung, betroffen. Die Mechanismen, die zu Gedächtnisbildung und -verlust im Mammillarkörper führen, sind bislang kaum geklärt. „Ein großer Teil der bisherigen Gedächtnisforschung im Gehirn stützte sich auf den Hippocampus, einer Struktur, die beim Abruf und der Bildung von Erinnerungen eine Schlüsselrolle spielt, während andere beteiligte und verbundene Hirnregionen ein Schattendasein fristeten – häufig aufgrund technischer Schwierigkeiten“, sagt Barnstedt, Leiter der Arbeitsgruppe „Multiscale Circuit Analysis“ am ENI-G, einer Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Max-Planck-Instituts (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, sowie Mitglied im Exzellenzcluster „Multiscale Bioimaging: Von molekularen Maschinen zu Netzwerken erregbarer Zellen“ (MBExC).
„In unserem Projekt verwenden wir modernste bildgebende und physiologische Verfahren, um diese Mechanismen im Mammillarkörper aufzudecken und zu erklären“, so Barnstedt. „Unsere beiden Haupttechnologien sind die Zwei-Photonen-Kalzium-Bildgebung sowie die Optogenetik. Erstere erlaubt es uns, hunderte von Nervenzellen im Mammillarkörper gleichzeitig bei der Bildung und dem Abruf von Erinnerungen über mehrere Tage hinweg zu beobachten. Anhand der Aktivität der Nervenzellen können wir genau kartieren, welche Nervenzellen Erinnerungen abspeichern und mitverfolgen, wie diese vom Rest des Gehirns genutzt werden. Zweitere erlaubt es uns, während der Bildung oder des Abrufs von Erinnerungen gezielt Zellgruppen mittels Lichtpulsen an- oder auszuschalten und auf diese Weise die Gedächtnisfunktion zu beeinflussen.“ Mit ihrer Arbeit werden die Forschenden dazu beitragen, die neuronalen Mechanismen der Gedächtnisbildung im Mammillarkörper und assoziierten Strukturen aufzuklären, um so neue Therapieansätze für Demenzerkrankungen zu schaffen. „MBExC ist es gelungen, mit Oliver Barnstedt einen hervorragenden Nachwuchswissenschaftler für den Göttingen Campus zu gewinnen, dessen Leistungen nun auch durch den ERC Starting Grant international sichtbar anerkannt wird“, sagt MBExC-Sprecher Prof. Dr. Tobias Moser, Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften an der UMG.
Kontakt:
Dr. Anggi Hapsari
Georg-August-Universität Göttingen
Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften
Telefon: (0551) 39-25729
E-Mail: kartika.hapsari@biologie.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/480229.html
Dr. Oliver Barnstedt
European Neuroscience Institute Göttingen (ENI-G)
Telefon: (0551) 39-61341
E-Mail: o.barnstedt@eni-g.de