Presseinformation: Forschung zu psychischen Störungen bündeln
Nr. 181 - 17.11.2025
DFG fördert interdisziplinäres Forschungsnetzwerk mit Beteiligung der Universität Göttingen
(pug) Psychische Störungen zählen zu den großen Herausforderungen der aktuellen Zeit. Ein neues wissenschaftliches Netzwerk bringt Forschende verschiedener Disziplinen zusammen, um neue Wege in der Charakterisierung psychopathologischer Phänomene entwickeln. Ziel ist es, psychotherapeutische Verfahren auf Basis experimenteller Forschung zu optimieren. Gegründet wurde das Netzwerk „Scientific Network for Experimental Psychopathology and Psychotherapy“ (SNEPP) von Forschenden der Universitäten Göttingen, Hildesheim, Münster und Erlangen-Nürnberg. Insgesamt sind 20 Einrichtungen aus ganz Deutschland beteiligt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben für drei Jahre mit 116.373 Euro.
Ziel von SNEPP ist es, die Grundlagenforschung zur Entstehung und Behandlung psychischer Störungen zu bündeln und stärker mit der klinischen Praxis zu verzahnen, um Therapieansätze weiterzuentwickeln. Dazu fördert das Netzwerk innovative, translational ausgerichtete Forschung, die solche Störungen nicht länger ausschließlich anhand diagnostischer Kategorien betrachtet, sondern die zugrundeliegenden bio-psycho-sozialen Mechanismen in den Mittelpunkt stellt. Der Fokus liegt auf der Experimentellen Psychopathologie und Psychotherapie – einem interdisziplinären Forschungsfeld, das Erkenntnisse aus Psychologie, Neurowissenschaften und Verhaltensforschung vereint.
Die klassische Diagnostik greife oft zu kurz. „Viele Patient*innen zeigen Symptomkonstellationen, die sich nicht klar einer Erkrankung zuordnen lassen – oder sie sprechen trotz Diagnose nicht auf die Therapie an. Genau hier setzt SNEPP an: Wir wollen verstehen, warum bestimmte Symptome individuell entstehen und wie sich die zugrundeliegenden Prozesse gezielt beeinflussen lassen,“ erklärt Prof. Dr. Jan Richter von der Universität Hildesheim, der den Förderantrag gestellt hat. SNEPP werde Synergien nutzen und zur Verfügung stellen, so Richter. Workshops und Vortragsreihen sollen das Thema in der Forschung etablieren. In Planung sei außerdem ein Grundlagenbuch zum aktuellen Forschungsstand.
Aus der Universität Göttingen bringen Prof. Dr. Andre Pittig und Prof. Dr. Marcella Woud vom Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie ihre Expertise ins Netzwerk ein. Ihr Fokus liegt auf Angststörungen, Depressionen sowie Trauma und posttraumatischen Belastungsreaktionen. „Die Überführung unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse in die klinische Praxis ist für uns ein zentraler Schritt, um sie nutzbar zu machen und die Versorgung der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Neue Therapieansätze können wir so erproben, bestehende Interventionen weiterentwickeln und gleichzeitig das Feedback aus der Praxis zurück ins Labor tragen, um unsere Ansätze kontinuierlich zu optimieren,“ so Pittig.
In Göttingen stehen, wie bei SNEPP, bio-psycho-soziale Mechanismen und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Woud und Pittig kooperieren mit Forschenden anderer Abteilungen ihres Instituts und des Deutschen Primatenzentrums. So untersuchen sie psychische Prozesse aus verschiedenen Perspektiven. Woud erklärt: „Es liegt meistens nicht an einem einzelnen Mechanismus, dass psychische Störungen sich entwickeln und bestehen bleiben. Oft ist es ein Zusammenspiel verschiedener Prozesse. Deshalb arbeiten wir multimodal und erfassen unter anderem subjektive, behaviorale, neuronale und physiologische Parameter“. Nur so können sie die Grundlagen verstehen und prüfen, wie und wo neue Interventionen am wirksamsten eingreifen, sagt sie.
Kontakt:
Prof. Dr. Marcella Woud
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Klinische Psychologie und
Experimentelle Psychopathologie
Kurze-Geismar-Str.1, 37073 Göttingen
Telefon: 0551 39-29062
E-Mail: marcella.woud@uni-goettingen.de
Internet: www.psych.uni-goettingen.de/de/trace/team/woud
Prof. Dr. Andre Pittig
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Translationale Psychotherapie
Kurze-Geismar-Str.1, 37073 Göttingen
Telefon: 0551 39-29020
E-Mail: andre.pittig@uni-goettingen.de
Internet: www.psych.uni-goettingen.de/de/translational/team/andre-pittig