Lydia Merten, M.A.

Vita


  • 07/2012-06/2015: Stipendiatin des Graduiertenkollegs „Expertenkulturen des 12. bis 16. Jahrhunderts“ der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2011-2012: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Udo Friedrich in der Abteilung germanistische Mediävistik, Georg-August-Universität Göttingen
  • 2010-2011: Wissenschaftliche Hilfskraft im DFG-Editionsprojekt „Der Erec des Ambraser Heldenbuchs. Textausgabe und Kommentar“ bei Prof. Dr. Victor Millet, Prof. Dr. Timo Reuvekamp-Felber und Dr. Andreas Hammer
  • 2008-2011: Studentische Hilfskraft bei Prof. Dr. Ina Karg, Prof. Dr. Victor Millet, Prof. Dr. Harmut Bleumer, Georg-August-Universität Göttingen
  • 2005-2011 Studium der Deutschen Philologie, Lateinischen Philologie und Kunstgeschichte an der Georg-August-Universität in Göttingen (B. A. Lehramt 2009, fachwissenschaftlicher M. A. 2011)



Dissertationsprojekt


Rechtsdiskurse zwischen Experten und Expertise in mittelalterlichen Mären des 13. bis 15. Jahrhunderts. (AT)


    Das Mittelalter kennt nicht nur ein Recht. Während auf der einen Seite althergebrachte ungelehrte Rechtsgewohnheiten im Umlauf sind, bildet sich im Zuge des römisch-kanonischen Prozesses ein wissenschaftlicher Umgang mit Recht aus. Dieser bündelt sich in der Figur des gelehrten Richters. Stehen auf der einen Seite konsensuale Rechtsfindung, Ordalien und gottgewolltes Recht, formieren sich auf der anderen Seite mehr und mehr gelehrte Tendenzen, juristische Experten und rationale Entscheidungsformen. Nimmt man diese rechtswissenschaftlichen Befunde als Folie, stellt sich die Frage, wie mit diesem Sachverhalt in der mittelalterlichen Literatur umgegangen worden ist.
    Genau diesem Sachverhalt möchte das Promotionsprojekt aus literaturwissenschaftlicher Perspektive nachgehen und fragen, inwiefern sich dieses offensichtliche juristische Mischverhältnis in fiktionalen Texten, explizit in den Mären des 13. bis 15. Jahrhunderts, wiederfindet. Was für Textstrukturen formen sich bei einer juristischen Thematik aus, was geschieht, wenn zwei Rechtsverständnisse aufeinandertreffen und in welcher Weise werden die Texte durch rechtliche Vorstellungen und Annahmen durchzogen?
    Im literarischen Texttyp des Märes, welcher genuin rhetorischer (Exempel) bzw. juristischer (Kasus) Herkunft zu sein scheint, findet man eine Plattform, auf welcher zum einen Vertreter aller mittelalterlichen Stände (Bauern, Klerus, Bürger, Adel) in Kommunikation miteinander treten, auf welcher zum anderen Rechtssituationen ausgeformt werden, die auf unterschiedlichste Weise durchgespielt, gelöst oder ad absurdum geführt werden.
    Die Kategorien von Rechtsexperten und rechtlicher Expertise, von Expertenkritik und Expertenbestätigung, von rechtlicher Fremdinszenierung und Eigeninszenierung scheinen sich dabei in Form eines jeweiligen Antagonismus abzuzeichnen. Viele der Texte arbeiten sich so an rechtlichen Konfliktsituationen (Ehebruch, Diebstahl, Totschlag) ab, warten mit prototypischen juristischen Vertretern auf und bieten unterschiedliche rechtliche Lösungsvorschläge an. Die Mären scheinen dadurch eine eigene Textlogik dergestalt zu entwickeln, dass die Texte zu Medien juristischer Diskussion, Infragestellung und Vereinigung werden.



Mitgliedschaften


  • Mitglied der Graduiertenschule für Geisteswissenschaften Göttingen (GSGG)



Forschungsschwerpunkte


  • Kurzerzählungen
  • Recht und Literatur
  • Historische Narratologie



Publikationen


  • [zus. mit Marcel Bubert]: Medialität und Performativität. Kulturwissenschaftliche Kategorien zur Analyse von historischen und literarischen Inszenierungsformen. In: Expertenkulturen: Rituale und Sprachen, hg. v. Frank Rexroth u. Teresa Schröder-Stapper. (im Druck)
  • 'Ein Plädoyer für den Dieb? Rechtliche Verhandlungen zwischen Hans Folz und Hans Sachs'. In: Rechtsnovellen im Mittelalter und der Frühen Neuzeit, hg. v. Pia Döring u. Caroline Emmelius. (im Druck)
  • Hörbarer Dämon - Sichtbares Verbrechen. Die Darstellung des Teufels in den Schilderungen zu Schiltach. In: Kommunikation mit Teufeln und Dämonen in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. v. Jörn Bockmann u. Julia Gold, Würzburg. (eingereicht)


Mitarbeit


  • Der 'Erec' des Ambraser Heldenbuchs. Textedition und Kommentar, hg. v. Andreas Hammer, Victor Millet u. Timo Reuvekamp-Felber. (im Druck)