08/06/2013:
Atypische und prekäre Arbeit: auch in Baden-Württemberg weit verbreitet

Auch im sog. Musterländle Baden-Württemberg beruhte der Beschäftigungszuwachs der letzen Jahre in großem Maße auf einer Zunahme atypischer Beschäftigungsformen (siehe 30.07.2012). Der Reutlinger Generalanzeiger berichtet nun ausführlich über die Entwicklung atypischer Beschäftigung im Land Baden-Württemberg. Anlass ist die Vorstellung einer vom DGB-Bezirk Baden-Württemberg in Auftrag gegebene Studie zur Entwicklung prekärer Beschäftigung.

Nach Angaben der Zeitung habe das Internationale Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES) in einer wissenschaftlichen Studie Ausmaß und Folgen prekärer Beschäftigung untersucht. Der Studie zufolge sei die Zahl der Beschäftigten im Land zwischen 2000 und 2011 stärker gewachsen als die Zahl der Arbeitsstunden. Die Arbeit sei auf mehr Köpfe verteilt worden – vor allem in Form von Teilzeitarbeit und Minijobs.

Dementsprechend sei der Anteil der atypisch Beschäftigten an allen Beschäftigten zwischen 2003 und 2011 von knapp 32 auf knapp 39 Prozent gestiegen. Stark zugenommen habe etwa die befristete Beschäftigung. Deren Anteil an der Gesamtbeschäftigung sei gemäß Forschungsergebnis zwischen 2000 und 2008 von 4,7 auf 8 Prozent gewachsen. Eine ähnliche Entwicklung gab es bei der Teilzeitbeschäftigung. Von 2000 bis 2011 sei ihre Zahl bei den Frauen um 38 Prozent auf 642.000 und bei den Männern um 69 Prozent auf 115.000 gestiegen.

Stark gewachsen sei auch der Niedriglohnsektor. Über 18 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten würden einen Bruttolohn von knapp unter 1.900 Euro erhalten.

Nach Aussage des Mitverfassers der Studie, Ernst Kistler, seien vor allem Erwerbspersonen im jüngeren und mittleren Alter von der Prekarisierung der baden-württembergischen Arbeitswelt stark betroffen. »Ihr Risiko der Altersarmut steigt«, warne er.

Quelle: Reutlinger Generalanzeiger vom 08.06.2013

Weiterlesen:
Conrads, R./ Kistler, E. u.a. (2013): Prekäre Beschäftigung in Baden-Württemberg: Ausmaß, Folgen und Handlungsempfehlungen, Gutachten des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie (INIFES) im Auftrag des DGB-Bezirks Baden-Württemberg, Stuttgart.