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Hilfe im deutschen Behördendschungel

Refugee Law Clinic bietet kostenlose Rechtsberatung für Geflüchtete

Was heißt Duldung? Wie bekomme ich eine Arbeitserlaubnis? Kann ich Wohngeld beantragen? Die deutsche Bürokratie ist für viele geflüchtete Menschen oft schwer zu durchschauen. In der Refugee Law Clinic, einem von Göttinger Studierenden gegründeten Verein, finden Menschen ohne deutschen Pass Hilfe und Unterstützung rund um rechtliche Fragen.

82 Mitglieder hat der Verein, 30 von ihnen haben sich im vergangenen Semester als Beraterin oder Berater ausbilden lassen. Ein Semester lang organisierten sie mit Unterstützung von Anwälten, Richtern und wissenschaftlichen Mitarbeitern Workshops mit Fachleuten aus Verwaltungsrecht, Asyl- und Ausländerrecht sowie zu Gesprächsführung oder Traumata. Die Fakultät half mit Räumlichkeiten und Fachliteratur. Zum Abschluss hospitierten sie in Kanzleien, in der Caritas Friedland und im Göttinger Migrationszentrum.

Jeden Mittwoch bietet die Refugee Law Clinic nun ihre Sprechstunde an, kostenlos und ohne Voranmeldung. "Wir erklären Formulare oder Briefe, begleiten bei Behördengängen, vermitteln den Kontakt zu Sozialämtern und Ausländerbehörden", sagt Hassan El-Arab vom Beraterteam. Beim Dolmetschen arbeiten sie mit der studentischen Initiative Conquer Babel zusammen.

"Viele Flüchtlinge haben Angst davor, zum Anwalt zu gehen. Wir verstehen uns als niedrigschwellige Erstberatung und vermitteln bei Bedarf weiter", so El-Arab. Seine Eltern sind in den 1980er-Jahren aus dem Libanon geflohen, deshalb hat er einen besonderen Bezug zu dieser Situation. "Das ist für mich eine wichtige Motivation, um zu helfen."

Im März ist die Refugee Law Clinic mit Erfolg gestartet. "Zehn Leute kamen zu unserer ersten Sprechstunde", erzählt Matthias Jakubowski. "Sie stellten Fragen zu den neuen Asylgesetzen, zum Familiennachzug zu Sozialleistungen oder zu Statusklärungen." Bei schwierigen und weiterführenden Fragen steht dem Verein ein Beirat von Rechtsanwälten und Richtern zur Seite.

Eine von ihnen ist die Göttinger Anwältin Silke Schäfer, die sich auf das Asyl- und Ausländerrecht spezialisiert hat. "Es ist ganz großartig, wie die jungen Leute sich engagieren", sagt sie. Keinesfalls sei die Refugee Law Clinic als Konkurrenz für Anwälte zu sehen. "Wir ergänzen uns und verweisen auch aufeinander", sagt sie.

Mario Jäger, Mario Jäger, der im dritten Semester Rechtswissenschaften eingeschrieben ist, ist froh über die praktischen Erfahrungen. "Ich studiere Jura, weil ich Menschen helfen will", sagt er. "Das ist genau das, was die Refugee Law Clinic macht." In diesem Semester beginnt ein weiterer Ausbildungszyklus für Beraterinnen und Berater. Interessierte waren am 13. April 2016 waren zu einem Info-Abend eingeladen.