Solidarisierung: Keine Streichung der Professur Salzborn!

Die Fachgruppe Geschlechterforschung solidarisiert sich mit dem FSR SoWi, der ein Ende der Marginalisierung der Sozialwissenschaften an der Uni Göttingen fordert.

Offener Brief des FSR SoWi

An das Präsidium der Georg-August-Universität Göttingen

Der Fakultätsrat der Sozialwissenschaftlichen Fakultät hat am 16.12.2015 einstimmig für die Vertragsverlängerung von Prof. Dr. Samuel Salzborn votiert. Nun wurde bekannt, dass das Präsidium der Universität diesem Votum nicht folgt und entsprechend die Stelle nicht verlängert.

Herr Prof. Dr. Salzborn ist aus unserer Sicht die tragende Säule im B.A. Sozialwissenschaften, der größtenteils in der Verantwortung seiner Professur liegt. Der Studiengang ist wiederum der erfolgreichste an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät, als auch in dieser Form ein Alleinstellungsmerkmal der Universität Göttingen. Sollte der Vertrag mit Herrn Salzborn nicht verlängert werden sehen wir massive Probleme in der Abdeckung der Lehre sowie die Gefährdung des B.A. Sozialwissenschaften insgesamt. Dies hätte bedauerliche Konsequenzen für die gesamte Fakultät und zahlreiche ihrer Beschäftigten im Bereich der Lehre. Außerdem ist Herr Prof. Dr. Salzborn unter den Studierenden sehr beliebt und überzeugte bisher durch innovative didaktische Lehrexperimente, die auch über die Fakultät hinaus richtungsweisend sein können.

Darüber hinaus ist Prof. Dr. Samuel Salzborn einer der profiliertesten Vertreter der Antisemitismusforschung im deutschsprachigen Raum. Somit hat die Universität Göttingen mit ihm einen herausragenden Forscher im Exzellenz-Cluster ?Doing and undoing Religion?. Vor dem Hintergrund der ständigen Fixierung des Präsidiums auf die Ernennung zur Exzellenzuniversität stellt die Entscheidung, die Stelle nicht zu verlängern einen nicht nachvollziehbaren Widerspruch dar.

Auch im Bereich der Rechtsextremismusforschung ist Prof. Dr. Salzborn ein renommierter Wissenschaftler, der mit einigen Veröffentlichungen zum Thema aufwarten kann. In Zeiten von PEGIDA, brennenden Flüchtlingsunterkünften, einer erstarkenden AfD und dem bald fünfjährigen Bekanntwerden des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU), dessen Machenschaften, Verstrickungen und Netzwerke bis heute nicht vollständig aufgeklärt und erst recht nicht wissenschaftlich aufgearbeitet sind, halten wir die Entscheidung des Präsidiums, seinen Vertrag nicht zu verlängern, auch für ein verheerendes politisches Signal. Die de facto Abschaffung der Rechtsextremismusforschung an der Uni Göttingen, die damit einhergehen würde, lehnt der FSR SoWi ab.

Auch da die o.a. Gründe für eine Verlängerung der Stelle von Prof. Dr. Samuel Salzborn sprechen, müssen wir von einer politischen Motivation ausgehen, die hinter der Entscheidung des Präsidiums steht. Sie reiht sich ein in eine Kette von Entscheidungen des Präsidiums, die zulasten der Sozialwissenschaftlichen Fakultät gehen. So wurde entgegen dem Votum des Fakultätsrates und dem eindeutigen Wunsch der Studierenden die Stelle von Jun. Prof. Mutz nicht verlängert und die Stelle, die durch den Weggang Prof. Dr. Knöbls entstanden ist, offensichtlich ersatzlos gestrichen. Wir sind nicht gewillt diese systematische Schwächung der Sozialwissenschaften weiter hinzunehmen.

Wir sind empört über das Verhalten des Präsidiums und fordern, die fortwährende Marginalisierung unserer Fakultät und ihrer Fächer zu beenden und den Vertrag mit Prof. Dr. Salzborn zu verlängern.

FSR SoWi, Göttingen, 27. April 2016

Der Brief kann über eine kurze Mail an kontakt@fsr-sowi.de mitgezeichnet werden.