Internationalisierungskonzept der Fakultät

Die bisherige Strategie der Fakultät zielte auf den Ausbau von interuniversitären Partnerschaften, vor allem im Bereich der Erasmus-Programme ab, sowie auf die Erweiterung des Spektrums des wissenschaftlichen Austauschs. Die selbst gesteckten Ziele aus dem Entwicklungsplan 2012-2017 hat die Fakultät dabei größtenteils erreicht. Die Zahl der Partnerschaftsabkommen wurde auf das anvisierte Ziel (insg. 18) erhöht. Wichtige neue Regionen und Länder ergänzen das Portfolio: Südamerika mit Brasilien und bedeutende Universitäten in den USA und Israel konnten als Partneruniversitäten gehalten werden. Im Bewusstsein, dass sich die wissenschaftliche Debatte über Internationalisierung von einem Fokus auf dem Ausbau internationaler Partnerschaften und der Quantifizierung der Internationalisierung entsprechend der Ratio von deutschen zu ausländischen Studierenden, Forschungsaufenthalten oder Publikationen hin zu einem Konzept der Internationalisierung zu Hause (Internationalisation at Home) verschiebt, definieren wir Internationalisierung wie folgt: Internationalisierung ist ein Prozess, über den Lehre, Forschung und Dienstleistungsfunktionen der Fakultät eine internationale, interkulturelle und globale Dimension erhält.
Diese Strategie wird aus der Erkenntnis heraus verfolgt, dass für nahezu alle Fächer der Fakultät die Globalisierung rasant an Bedeutung gewinnt. Der zunehmende Austausch von Personen, Gütern und Kultur, wie er in der Globalisierung von Produktionsprozessen, der Entgrenzung von Politik oder durch Migration zum Ausdruck kommt, verändert unsere Disziplinen und definiert sie um. Unsere Untersuchungsgegenstände globalisieren sich, ebenso werden die Studierenden global mobiler. Dies erfordert Strategien, die diesen Wandel aufgreifen und die damit verbundenen Chancen bestmöglich nutzen. Internationalisierung wird in diesem Zusammenhang verstanden als eine nach Innen und Außen gerichtete Strategie, die bestmögliche Rahmenbedingungen für eine globale Wissensproduktion und globales Lernen schafft. Diese Strategie soll in einem Prozess „von unten“, d. h. unter Beteiligung aller Statusgruppen und Einheiten, abgestimmt und systematisch entwickelt werden. Die Fakultät verfolgt dabei einen multidimensionalen Ansatz, der 1) basierend auf einer klaren Vorstellung davon, wie Studierende, WissenschaftlerInnen und wissenschaftsstützender Dienst von einer systematischen Internationalisierung profitieren können, 2) Strategien entwickelt, um Internationalisierung zu stärken.
In den Blick genommen werden die Internationalisierung der Curricula, die forschungsbasierte Lehre unter den Bedingungen der Globalisierung, der entsprechende Ausbau qualitativ hochwertiger internationaler Partnerschaften, und die fachkundige Unterstützung dieser Prozesse durch englischsprachige Dienstleistungen. Dieser Prozess wird aus den bisherigen Internationalisierungserfahrungen an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät heraus entwickelt: Die Beispiele wie das der Ethnologie oder des Studiengangs Euroculture verweisen auf die Bedeutung der Integration von Forschung und Lehre mit systematisch angelegten universitären Netzwerken. Basierend auf diesen Erfahrungen soll in den kommenden Monaten ein Diskussionsprozess in den Instituten eingeleitet werden, in dem diese ihre jeweils für sie eigenen Strategien entwickeln und Synergien mit anderen Instituten entwickelt werden.

- Internationalisierung der Curricula und der Studiengänge
Die Fakultät übernimmt im Rahmen der Internationalisierung zu Hause Verantwortung dafür bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um Studierende für eine globalisierte Welt auszubilden. Dazu gehört Wissen über globale Zusammenhänge, der Fremdsprachenerwerb, der Austausch mit anderen um eigene national geprägte Perspektiven zu hinterfragen und Möglichkeiten, sich an internationalen Universitäten systematisch weiterzubilden und Auslandserfahrung zu sammeln.
o Die Curricula werden nach einem strukturierten, fakultätsinternen Diskussionsprozess so gestaltet, dass sie die Anforderungen einer globalisierten Welt widerspiegeln. Hier könnte die sichtbarere Einbindung der Regionalinstitute und damit der Regionen außerhalb der westlichen Welt einen Ansatzpunkt bilden.
o Die Zahl der englisch-sprachigen Veranstaltungen wird erhöht, von derzeit unter 5 Prozent auf mindestens 20 Prozent. Dies kann am effektivsten durch die Bündelung englischsprachiger Lehrveranstaltungen im Wintersemester erreicht werden. Möglichkeiten der Schaffung von Mobility Windows mit ausgewählten Universitäten (derzeit mit der Universität Gent) werden ebenso verfolgt wie die Möglichkeit eines doppelten Abschlusses.
o Parallel zur Umstellung der Curricula werden Studierende in ihren eigenen Internationalisierungsstrategien unterstützt. Internationale Studierende sollen die Möglichkeit eines Lektorats ihrer Studienleistungen (vor allem der Abschlussarbeiten) erhalten, deutsch-sprachige Studierende die Möglichkeit, auf Englisch verfasste Abschlussarbeiten redigieren zu lassen.
o Die Institute prüfen jeweils, welche interuniversitären Partnerschaften sich für ihre eigene Profilbildung am besten eignen und entwickeln Konzepte zur Integration des internationalen Austauschs in die Studiengänge.

Internationalisierung des wissenschaftlichen Austauschs
Der Austausch mit internationalen FachkollegInnen ist nicht nur ein zentrales Instrument der Qualitätssicherung der eigenen Forschung. Er trägt auch dazu bei, durch nationale Kontexte geprägte Forschungsperspektiven zu erweitern. Darüber hinaus schafft er Anreize für internationale Publikationen und stärkt dadurch die internationale Sichtbarkeit der Fakultät.
o Der bestehende Internationalisierungsfonds wird weiterhin darauf ausgerichtet, den wissenschaftlichen Austausch zu fördern. Über die bisherige Möglichkeit der Förderung von Konferenzreisen, Methodenworkshops und Tagungen auf allen Ebenen (bisher vor allem für den wissenschaftlichen Mittelbau), sollen auch Möglichkeiten des Fremdsprachenlektorats für zu präsentierende Manuskripte geschaffen werden.
o Die Fakultät bemüht sich um ein koordiniertes Fremdsprachenlektorat für Publikationen in international begutachteten Zeitschriften.
o Die universitären Partnerschaften werden so ausgerichtet, dass bestmögliche Rahmenbedingungen für eine wissenschaftliche Weiterqualifikation (insbesondere, aber nicht nur, des Mittelbaus) geschaffen werden. Längere Forschungsaufenthalte sollen ermöglicht und strategische Partnerschaften zu den jeweils wichtigsten Universitäten ausgebaut werden.
o Der verstärkte wissenschaftliche Austausch über universitäre Netzwerke und die Internationalisierung der Curricula zieht die Internationalisierung der Publikationen nach sich. Unabhängig davon wird weiterhin an der Strategie festgehalten, englisch-sprachige Publikationen besonders bei der leistungsorientierten Mittelvergabe zu berücksichtigen, wobei hier zu überlegen wäre, nach Qualität der Zeitschriften zu staffeln.

Internationalisierung der Dienstleistungen des wissenschaftsstützenden Dienstes (MTV)
Die Verstärkung der Internationalisierung der Dienstleistungen des wissenschaftsstützenden Dienstes wird ein zentrales Element der Internationalisierung zu Hause. Internationale Mitarbeiter der Universität und Gäste erhalten bestmögliche Rahmenbedingungen, wesentliche Verwaltungsabläufe zu verstehen, MitarbeiterInnen erhalten bestmögliche Rahmenbedingungen, Verwaltungserfahrung in internationalen Einrichtungen zu erhalten und Innovationen einzubringen. Zu diesem Zweck bedarf es eines zielgerichteten Angebots an Fremdsprachenkursen (bspw. Verwaltungsenglisch).

Unabhängig von diesen Maßnahmen und der Abstimmungsprozesse auf Instituts- und Verwaltungsebene werden folgende Maßnahmen weiterverfolgt, die unmittelbar den oben genannten Zielsetzungen dienen
o Weiter gestärkt werden soll das U4-Netzwerk als Netzwerk mit langer Kooperationstradition, einem eingeführten Markennamen und starken Forschungskapazitäten. Aufgrund diverser Neubesetzungen in der Fakultät gibt es ein dichteres Netzwerk an Kontakten zu den vier Universitäten, was eine gute Basis für eine vertiefte Kooperation schafft. Auch auf Verwaltungsebene bestehen über das U4-Netzwerk Kooperationsmöglichkeiten.
o Verstärkt werden soll die Kooperation mit der Hebrew University of Jerusalem. Hier gibt es institutsübergreifende Interessen an einer Zusammenarbeit (Soziologie, Politikwissenschaft), die auf einem universitären Abkommen aufbaut.
o Ebenfalls auf großes Interesse stößt der Aufbau der Kooperationen mit dem Hochschulverbund der University of California (Berkeley, San Diego State und Davis). Hier werden Synergieeffekte mit der Internationalisierungsstrategie der Universität genutzt werden. Angedacht ist der Ausbau der Kooperation mit der Science Po in Paris, wo es ebenfalls institutsübergreifende Interessen gibt (Soziologie, Politikwissenschaft).
o Die bereits funktionierenden Kooperationen mit der Western Washington University (USA), der Pontifica Universidade Catolica do Rio Grande do Sul (Brasilien) und der Ben-Gurion University oft the Negev (Israel) sollen ebenfalls gestärkt werden.