Call for Papers


Hier finden Sie den Call for Papers für die Tagung und den Doktorandenworkshop als PDF.


Wissenschaftskommunikation in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen

5. Jahrestagung der Fachgruppe Wissenschaftskommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft

3. bis 5. Februar 2021

Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung,
Georg-August-Universität Göttingen

In den vergangenen Jahren war Wissenschaft oft Thema in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Bei manchen waren wissenschaftliche Erkenntnisse Ausgangspunkt für politische Forderungen – zum Beispiel bei der „Fridays for Future“-Bewegung oder beim Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Bei anderen standen Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen und Protest gegen daraus abgeleitete Handlungsmaximen im Vordergrund – zum Beispiel bei Anti-Impf-Kampagnen oder den sogenannten Hygienedemos anlässlich der SARS-CoV-2 Kontaktbeschränkungen. Wieder andere zivilgesellschaftliche Aktionen wurden von Wissenschaftler*innen selbst angestoßen mit dem Ziel, Anerkennung wissenschaftlicher Erkenntnis in Gesellschaft und Politik zu fördern. Beispiele sind der „March for Science“, die „Scientists for Future“ und Aufrufe von Nobelpreisträger*innen zum Klimaschutz oder zum Einsatz von grüner Gentechnik bei der Bekämpfung von Mangelernährung.

Aus zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen um Umwelt, Technologie oder Wissenschaft können komplexe Dynamiken der öffentlichen Wissenschaftskommunikation entstehen, mit denen sich die „Science of Science Communication“ zunehmend beschäftigt. So können wissenschaftliche Erkenntnisse oder wissenschaftliche Ungewissheiten in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen politisiert werden – also als Argumente für oder gegen politische Ziele genutzt werden. Daraus können sich zahlreiche Konsequenzen ergeben: Zum Beispiel für die Art und Weise

-          wie wissenschaftliche Erkenntnis öffentlich präsentiert wird und nach welchen Maßstäben sie bewertet wird bzw. vertrauenswürdig erscheint;

-          wie – z. B. mit welchen Motiven, Bedenken oder welchem Selbstverständnis – sich Wissenschaftler*innen an zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen beteiligen;

-          wie wissenschaftliche Laien mit wissenschaftlicher Erkenntnis in Kontakt kommen und sie bewerten;

-          wie Aktivist*innen und Interessengruppen wissenschaftliche Erkenntnis bzw. wissenschaftliche Ungewissheit aufbereiten und sich auf sie berufen;

-          wie politische Entscheider*innen wissenschaftliche Erkenntnisse in der politischen Entscheidungsfindung nutzen.

Auch Politiker*innen nehmen die Bedeutung von Wissenschaft in vielen aktuellen zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen wahr und fordern, dass Wissenschaftler*innen durch „gute Wissenschaftskommunikation (…) Aufklärung leisten und Teilhabe ermöglichen“ sollten [1] Doch wie läuft Wissenschaftskommunikation in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen ab? Welchen Dynamiken unterliegt sie, welche Wirkungen und Nebenwirkungen hat sie unter welchen Bedingungen? Diese Fragen stehen im Zentrum der geplanten Tagung. Eingereicht werden sollen Beiträge, die unser Verständnis der komplexen Dynamiken zivilgesellschaftlicher Auseinandersetzungen um Umwelt, Technologie oder Wissenschaft voranbringen. Zivilgesellschaftliche Auseinandersetzungen sollen breit verstanden werden. Sie beinhalten Proteste, Engagement in Online-Öffentlichkeiten und Gegenöffentlichkeiten von Personen, Gruppen, Netzwerken oder Organisationen. Adressiert werden können auch die Wirkungen der öffentlichen Kommunikation in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen, zum Beispiel Reaktionen in Wissenschaft, Wirtschaft oder Politik. Es kann sich dabei um öffentlich sichtbare Reaktionen handeln (z. B. Teilnahme an Auseinandersetzungen, Stellungnahmen) oder aber um interne Prozesse wie die Allokation von Forschungsgeldern oder die Auswahl von Forschungsproblemen.

Wir laden zur Einreichung von empirischen, theoretisch-konzeptionellen und methodischen Beiträgen ein. Einreichungen können unabhängig von der empirischen und theoretischen Ausrichtung auch einen normativen Beitrag zur Debatte leisten. Der Call richtet sich nicht nur an Kommunikationswissenschaftler*innen. Beiträge aus anderen Disziplinen sind ausdrücklich erwünscht. Der Call adressiert insbesondere folgende Themenbereiche:

1.    Akteure zivilgesellschaftlicher Auseinandersetzungen um Umwelt, Technologien oder Wissenschaft. Hierunter fallen zum Beispiel die folgenden Fragen: Wer beteiligt sich an solchen Auseinandersetzungen? Welche Motive und Ziele haben die Akteure, welche Kommunikationsstrategien verfolgen sie? Welche Kommunikationsstile und rhetorischen Mittel nutzen sie (z. B. Verkürzungen, Emotionalisierungen, Dramatisierungen)? Wie informieren sie sich, welche Einstellungen zur Wissenschaft haben sie? Mit welchen Motiven, Hoffnungen oder Befürchtungen beteiligen sich Wissenschaftler*innen an zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen, mit welchen Motiven, Hoffnungen oder Befürchtungen ziehen sie sich aus solchen Auseinandersetzungen zurück? Welche Rolle sollten Wissenschaftler*innen in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen einnehmen? Und welches Selbstverständnis haben sie als Wissenschaftskommunikator*innen?

2.    Inhalte und Diffusion von Wissenschaftskommunikation in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Hierunter fallen zum Beispiel die folgenden Fragen: Wie berichten etablierte und alternative Medien über zivilgesellschaftliche Auseinandersetzungen mit Umwelt, Technologie oder Wissenschaft? Welche Qualitätsmerkmale erfüllt eine „gute“ Berichterstattung? Wie wählen Journalist*innen Informationen in solchen Auseinandersetzungen aus? Wie intensiv und von wem werden wissenschaftsspezifische Informationsangebote (z. B. Sendungen, Podcasts, Youtube-Videos) genutzt, wie intensiv und von wem werden pseudowissenschaftliche Quellen genutzt? Wie diffundieren Inhalte in digitale soziale Netzwerke und wer beteiligt sich daran? Welche Informationen oder Fehlinformationen verbreiten Nutzer*innen in digitalen sozialen Netzwerken und welche Reichweiten erzielen sie?

3.    Publika zivilgesellschaftlicher Auseinandersetzungen um Umwelt, Technologien oder Wissenschaft. Welche Publika von Wissenschaftskommunikation in zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzungen kann man unterscheiden – z. B. unbeteiligte Laien oder involvierte Interessengruppen, wissenschaftsaffine oder wissenschaftsferne Menschen. In welchen Kanälen werden sie mit Wissenschaft konfrontiert und mit welchen Wirkungen? Wie beeinflussen die rezipierten Inhalte z. B. ihr Vertrauen in Wissenschaft, ihr Informiertheitsgefühl, ihren Wissensstand und ihre politische Einstellungen? Welche Erwartungen haben die Angehörigen unterschiedlicher Publika an Wissenschaft? Welches Verständnis von Wissenschaft haben sie und wie beeinflusst ihr Wissenschaftsverständnis die Art und Weise, wie Medieninhalte auf sie wirken? Welche Erwartungen haben unterschiedliche Publika an Medienberichterstattung über Wissenschaft und inwieweit werden ihre Erwartungen erfüllt? Wie beteiligen sich unterschiedliche Gruppen von Nutzer*innen an der Verbreitung von Wissenschaftskommunikation in digitalen sozialen Netzwerken?

4.    Offenes Panel: Unabhängig vom Call-for-Papers können Beiträge zu aktuellen Themen der Forschung zur Wissenschaftskommunikation eingereicht werden.

Einreichungen:

Einreichungen können in deutscher oder englischer Sprache als „Extended Abstracts“ erfolgen; der Umfang der Einreichungen sollte 8.000 Zeichen betragen (inkl. Leerzeichen und Literaturverzeichnis). Die Einreichung besteht aus einem Deckblatt mit Titel, Name/n und Kontaktangaben sowie einem anonymisierten Textteil (inklusive Beitragstitel).

Beiträge können für die folgenden Formate eingereicht werden:

-          Vortrag: ca. 20-minütige Präsentation von abgeschlossenen Forschungsprojekten mit anschließender Diskussion (ca. 10 Minuten).

-          Work in Progress: ca. 10-minütige Präsentation von laufenden Forschungsprojekten mit Feedback und Diskussion (ca. 20 Minuten). Bei der Begutachtung wird berücksichtigt, dass die Projekte noch nicht abgeschlossen sind.

-          Panel: Präsentation größerer Projekte oder Forschungszusammenhänge. Einreichungen enthalten Paneltitel inklusive Autor*innenangaben, anonymisierte Beschreibung des Panels in 3.000 bis 4.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen, Literatur, Tabellen und Abbildungen) sowie Titel und Abstract (anonymisiert) für jeden Vortrag (jeweils 1.000 bis 1.500 Zeichen inklusive Leerzeichen, Literatur, Tabellen und Abbildungen). Ein Panel kann drei bis vier Vorträge enthalten. Diese sollen einander ergänzen und durch ihr Zusammenspiel einen deutlichen Mehrwert für die Darstellung des Forschungsthemas vermitteln. Die parallele Einreichung einzelner Beiträge aus einem Panelvorschlag im Normalverfahren ist nicht zulässig.

Begutachtung:

Alle Einreichungen werden anonym (double-blind) begutachtet. Dabei kommen die üblichen Kriterien zur Anwendung: Bezug zum Tagungsthema, Relevanz, theoretischen Fundierung, Angemessenheit der Methode/Vorgehensweise, Klarheit/Prägnanz der Darstellung.

Bitte senden Sie die Extended Abstracts bis zum 5. Oktober 2020 als PDF-Dokument per E-Mail an: ann-kathrin.fahlbusch@uni-goettingen.de.

Zeitplan:

5.10.2020: Deadline für die Einreichung der Extended Abstracts

15.12.2020: Bekanntgabe der Review-Ergebnisse

15.01.2021: Fertigstellung des Tagungs-Programms

Organisation:

Die Tagung findet vom 3. bis zum 5. Februar 2021 in Göttingen statt. Veranstalter ist das Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Georg-August-Universität Göttingen. Aktuelle Informationen finden Sie auf der Tagungswebsite: https://www.uni-goettingen.de/de/call+for+paper/627157.html. Auf dieser Website werden Angaben zum Veranstaltungsort, zum Programmablauf, zur Anmeldung sowie zu Unterkunfts-und Anreisemöglichkeiten veröffentlicht.

Hinweise zur Corona-Pandemie:

Die Veranstaltung steht unter dem Vorbehalt der Entwicklung der Coronavirus-Pandemie. Falls notwendige Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen dies erforderlich machen, kann die Teilnehmer*innenzahl begrenzt oder die Veranstaltung abgesagt werden. Wir halten Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.

 

Kontakt

Für die Organisator*innen:
Senja Post
(senja.post@uni-goettingen.de) und Nils Bienzeisler (nils.bienzeisler@uni-goettingen.de), Georg-August-Universität Göttingen

 

Für die Fachgruppe

Andreas Scheu (a.scheu@unui-muenster.de)

Birte Fähnrich (birte.faehnrich@bbaw.de)

Doktorand*innen-Workshop am 3. Februar 2021:

Zur Förderung und Unterstützung von Wissenschaftler*innen, deren Dissertationen Fragestellungen auf dem Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation behandeln, findet im Vorfeld der Tagung ein Doktorand*innen-Workshop an der Universität Göttingen statt.

Der Workshop bietet Teilnehmenden die Gelegenheit, konkrete Ausschnitte und Herausforderungen ihres Dissertationsprojektes zu präsentieren und mit anderen Promovierenden und thematisch ausgewiesenen Respondent*innen zu diskutieren. Teilnehmen können Doktorand*innen in jeder Phase der Promotion. Das Dissertationsprojekt sollte einen klaren inhaltlichen Fokus auf Wissenschaftskommunikation haben, sich also bspw. mit ihren Produktionsbedingungen, ihrer Ausgestaltung, ihrer Nutzung oder ihrer Wirkung befassen.

Ablauf der Bewerbung:

1.    Interessenbekundungen (bis 05.10.2020)

Interessierte Doktorand*innen werden gebeten, bis zum 05.10.2020 eine ein- bis zweiseitigen Forschungsskizze (auf Deutsch oder Englisch) per E-Mail an Niels Mede (n.mede@ikmz.uzh.ch) einzureichen. Diese sollte folgende Informationen enthalten:

·         Titel/Thema der Dissertation, Beginn und angestrebtes Ende der Bearbeitung

·         Organisatorische Anbindung (Hochschule; Fachbereich; Betreuer*in)

·         Kurze Darstellung von Forschungsfrage, theoretischen Grundlagen, (geplantem) methodischem Vorgehen sowie ggfs. Forschungsergebnissen

·         Kurze Stellungnahme zum aktuellen Bearbeitungsstand mit besonderem Fokus auf die derzeit wichtigsten Fragen/Probleme

Um zu gewährleisten, dass der Workshop ausreichend Raum für gewinnbringenden Austausch bietet, behalten sich die VeranstalterInnen vor, die Teilnehmendenzahl zu begrenzen. Eine Auswahl der Teilnehmenden erfolgt dann auf Basis der Interessenbekundungen.

 

2.    Short Paper (bis 04.12.2020)

Mit der Einladung zum Workshop werden die Teilnehmenden gebeten, ein fünf- bis zehnseitiges Paper zu erstellen, das ausgewählte Aspekte der Dissertation vertieft. Es ist bis 04.12.2020 per E-Mail an Niels Mede (n.mede@ikmz.uzh.ch) einzureichen.

Organisatorisches:

·         Zeit: Mittwoch, 3. Februar 2021, ca. 10:00 bis 17:00 Uhr

·         Ort: Universität Göttingen, Emmy-Noether-Saal, Wilhelmsplatz 3, 37073 Göttingen

Ansprechpartner*innen und Kontakt:

Sprecher*innen des Mittelbaunetzwerks „Wissenschaftskommunikation“ in der DGPuK

 

Niels Mede

n.mede@ikmz.uzh.ch

Sarah Kohler

sarah.kohler@kit.edu



[1] https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/160/1916044.pdf