Kollektive Mythen und ihre transgenerationellen Folgen. Zum Selbst- und Fremdbild der Deutschen in und aus der GUS

Projektleitung: Prof. Dr. Gabriele Rosenthal
Wiss. Mitarbeiterinnen: Dipl-Sozw. Viola Stephan, Sonja Owusu Boakye
Wiss. Hilfskraft: Dipl.Sozw. Niklas Radenbach
Stud. Hilfskraft: Marieke Ulrich
01.01.2007 - 30.03.2011 finanziert durch DFG
Pilotstudie 2005-2006 gefördert vom Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche

Diese Untersuchung zu Familien- und Lebensgeschichten von drei Generationen in Familien von SpätaussiedlerInnen aus den GUS-Staaten sowie ihrer in Kasachstan, Kirgistan und der Ukraine lebenden Familienangehörigen beschäftigt sich mit den Fragen nach der konkreten Interdependenz zwischen Kollektiv- und Familiengeschichte sowie deren möglichen Wirkungen auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der SpätaussiedlerInnen. Biographische Interviews und Familiengespräche sollen dazu dienen, die transgenerationalen Folgen der Kollektiv- und Familiengeschichte auf die Gegenwart der SpätaussiedlerInnen zu erforschen. Unter anderem soll der Frage nachgegangen werden, wie die jüngeren MigrantInnen (bis zum Alter von ca. 20 Jahren) mit der Migration und den in dieser Gruppierung von MigrantInnen vielfach beobachteten Umschreibungen der Kollektiv- und Familiengeschichte umgehen und ob die in dieser Generation sichtbaren Anpassungsschwierigkeiten und die Herausbildung von ‚ethnischen’ Gegenwelten auch auf den transgenerationalen Folgen der Vergangenheit beruhen. Neben der Frage nach den Bedingungen, unter denen die Vergangenheit belastend oder auch förderlich auf die Gegenwart einwirken kann, soll des Weiteren ein Beitrag zur Analyse von kollektiven Selbst- und Fremdbildern der ethnischen Zugehörigkeit im Kontext ihrer biographischen Entwicklung, Reproduktion und Transformationen geleistet werden. Eine Pilotstudie verdeutlichte die für die Zugehörigkeitsdefinition wichtige Funktion der Konstruktion einer Kollektivgeschichte, die nicht ein Bestandteil des kommunikativen Gedächtnisses ist. Dieser empirische Befund soll weiter erforscht werden.
Neben der in den Interviews auffallenden Betonung der ethnischen Zugehörigkeitskonstruktion (ob als Russe/in oder als Deutsche/r) zeigt sich des Weiteren eine starke Betonung von ‚Männlichkeit’ und ‚Weiblichkeit’. Es wird im weiteren Verlauf der Forschung der Frage nachzugehen sein, welche Funktion die Betonung dieser Formen eines „natürlichen Kapitals“ für die Biographen hat.