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100 Jahre Septuaginta-Forschung in Göttingen

Öffentliche Jubiläumsveranstaltung mit Festvortrag – Sonderausstellung zur Geschichte des Septuaginta-Unternehmens

100 Jahre Septuaginta-Forschung in Göttingen: Aus diesem Anlass laden die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und das Centrum Orbis Orientalis (CORO) der Georg-August-Universität am Donnerstag, 13. November 2008, zu einer öffentlichen Jubiläumsveranstaltung ein. Sie findet in der Aula am Wilhelmsplatz statt und beginnt um 18.15 Uhr. Gezeigt wird außerdem eine kleine Sonderausstellung zur Geschichte des Septuagtinga-Unternehmens. Sie ist bereits von 16.30 Uhr an in der Kleinen Aula zu sehen.

Das vor einem Jahrhundert gegründete Göttinger Septuaginta-Unternehmen befasst sich mit der kritischen Edition der griechischen Übersetzung des hebräischen Alten Testaments, der Septuaginta. Seitdem haben mehrere Generationen von Forschern den ursprünglichen Text und die späteren Bearbeitungsstufen dieses einmaligen Werkes der Weltliteratur zu rund zwei Dritteln rekonstruiert und in 23 Einzelbänden veröffentlicht. Heute ist die Septuaginta-Arbeit als Forschungsstelle der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen dem Centrum Orbis Orientalis (CORO) der Georgia Augusta angeschlossen.

Zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltung sprechen Universitäts-Präsident Prof. Dr. Kurt von Figura und Akademie-Präsident Prof. Dr. Christian Starck. Im Anschluss daran berichtet der Leiter der Forschungsstelle, Dr. Bernhard Neuschäfer, über die Septuaginta-Arbeit des Göttinger Orientalisten Paul Anton de Lagard (1827 bis 1891). In einem weiteren Vortrag geht es um den bedeutenden Septuaginta-Forscher und langjährigen Gründungsleiter des Akademie-Unternehmens, Alfred Rahlfs (1865 bis 1935). Referent ist der Göttinger Altestamentler Prof. Dr. Rudolf Smend.

Den Festvortrag zum Thema „Die Septuaginta als Bibel der Christen? Beobachtungen aus Vergangenheit und Gegenwart“ hält Prof. Dr. Christoph Markschies, Kirchenhistoriker und Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin. Geleitet wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Reinhard Kratz, der Direktor des CORO und Vorsitzender der Leitungskommission des Septuaginta-Unternehmens ist.

Der Legende nach haben 72 Gelehrte in 72 Tagen die heiligen Schriften der Juden ins Griechische übersetzt, was dem Werk den Namen „Septuaginta“ („die Siebzig“) eingebracht hat. Tatsächlich aber dauerte die Übersetzung über dreihundert Jahre bis ins erste nachchristliche Jahrhundert hinein. Zur Geschichte des Septuagintatextes gehört, dass er zunächst jüdischen, dann christlichen Bearbeitungen, sogenannten „Rezensionen“, unterworfen wurde. Die Zahl der bisher bekannt gewordenen, über alle Welt verstreuten griechischen Septuaginta Handschriften liegt bei rund 2000, die zeitliche Spanne des Materials reicht vom 2. Jahrhundert vor Christus bis ins 16. Jahrhundert nach Christus. Die Aufgabe des Göttinger Unternehmens besteht darin, in einer kritischen Edition die älteste erreichbare Textfassung dieses einzigartigen Übersetzungswerkes der Antike zu rekonstruieren sowie die späteren Bearbeitungen zu dokumentieren.