In publica commoda

Bildung – Lernen
Humanistische Ideale, gesellschaftliche Notwendigkeiten, wissenschaftliche Erkenntnisse



Bildung ist in modernen Gesellschaften eine zentrale Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit des Einzelnen und der Gesellschaft als Ganzes. Sie ermöglicht die Teilnahme am sozialen und politischen Leben, bietet Orientierung in einer immer komplexer werdenden Welt und öffnet die Tür zu Arbeitsmärkten. Zugleich aber sind die Teilhabe an
Bildung und der Erwerb von Bildungsabschlüssen früher wie heute eng mit der sozialen und der ethnischen Herkunft verbunden – ein Befund, den empirische Studien belegen.

Internationale Schulvergleichsstudien haben in den vergangenen Jahren wichtige Anstöße für eine teilweise vehement geführte öffentliche Diskussion um Bildung und den
Bildungsstandort Deutschland gegeben. Neben der viel beachteten PISA-Studie sind es die Third International Mathematics and Science Study (TIMSS) aber auch regionale Studien zur Lernausgangslage und Lernentwicklung (LAU) sowie zum Lesevermögen von Grundschülern (IGLU). Sie haben nicht nur die Aufmerksamkeit verstärkt auf die
Voraussetzungen, Bedingungen und Möglichkeiten von Bildungs- und Lernprozessen gelenkt, sondern auch – in Fortführung der von Heinrich Roth in den 1960er Jahren in Göttingen eingeleiteten »empirischen Wende« – zu einer Vielzahl weiterer neuer Untersuchungen geführt.

Die hier nur angedeuteten Probleme und empirischen Erkenntnisse werden aufgenommen in neuen Diskursen über Bildung, Lernen, Bildungsstandards und Kompetenzen und über die gesellschaftliche Notwendigkeit von Bildung und Lernen. Sie fließen ein in die wissenschaftliche Diskussion über die Mess- und Machbarkeit von Bildung und über Versuche, Lernen zu verstehen und zu optimieren. In diesen Diskursen scheint die Orientierung an humanistischen Bildungsidealen an Bedeutung zu verlieren, neurobiologische
Erkenntnisse und Ergebnisse empirischer, insbesondere experimenteller Lehr- und Lernforschung dagegen an Bedeutung zu gewinnen.

Die Ringvorlesung der Georg-August-Universität und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Sommersemester 2006 geht der komplexen Thematik aus verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen Ebenen nach: Theoretisch, historisch und literarisch findet eine Annäherung an klassische Bildungsideale statt, unter dem Aspekt gesellschaftlicher Notwendigkeit werden Fragen der Chancengleichheit und der Qualifikationsanforderungen der Arbeitswelt diskutiert, in weiteren Vorträgen steht das Wissen über Lern- und Bildungsprozesse im Mittelpunkt. Ergebnisse der modernen Hirnforschung werden dabei ebenso angesprochen wie Ergebnisse der pädagogisch oder psychologisch ausgerichteten Lehr- und Lernforschung.

Ort der Veranstaltungen ist die Aula am Wilhelmsplatz 1. Sie beginnen jeweils am Dienstag um 18 Uhr c.t..