Der Luchs in Thüringen

In Deutschland leben Luchse derzeit in drei Verbreitungsgebieten: Im Bayerischen Wald, im Harz, und seit wenigen Jahren auch wieder im Pfälzerwald. Alle drei Regionen sind jedoch mindestens 250 km voneinander entfernt, und auch von anderen europäischen Luchsvorkommen weitgehend isoliert. Zwischen den drei Verbreitungsgebieten kommen Luchse trotz potentiell geeigneten Habitats bislang noch nicht dauerhaft vor. Ein Austausch von Individuen zwischen den drei Populationen findet folglich nicht statt.

Dem Nordwesten Thüringens kommt eine herausragende Bedeutung bei der Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland zu, da die Region die Quellpopulation im Harz mit weiteren potentiell für den Luchs geeigneten Habitaten, beispielsweise den Wäldern Nordhessens, dem Hainich und dem Thüringer Wald verbindet. Derzeit ist aber noch unklar, ob es sich bei den gelegentlich im Nordwesten Thüringens gesichteten Luchsen lediglich um durchziehende Individuen (i.d.R. Männchen) handelt, oder ob die fragmentierten Waldgebiete südlich des Harzes bereits von residenten Luchsen bewohnt werden.

Gemeinsam mit dem BUND Thüringen erfasst das Luchsprojekt der Universität Göttingen den Bestand des Luchses in einem etwa 600 km² großen Untersuchungsgebiet im Nordwesten Thüringens. Dieses Gebiet umfasst den Thüringer Harz, die dem Harz südlich vorgelagerten Waldinseln im thüringer Südharz sowie das nördlichen Eichsfeld. Besondere Bedeutung für die Ausbreitung des Luchses kommt den fragmentierten Waldgebieten des Eichsfeldes zu. Durch den Einsatz von Fotofallen hatten BUND Thüringen und Uni Göttingen in einer Pilotstudie bereits zwei residente (standorttreue) Luchse im nördlichen Eichsfeld nachweisen können. Nun soll untersucht werden, wie weit sich deren Verbreitungsgebiet nach Süden erstreckt, und ob dort möglicherweise weitere standorttreue Luchse vorkommen.

In Thüringen begleitet das Luchsprojekt der Universität Göttingen das Projekt „Die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland“ des BUND Thüringen. Dieses Projekt wird vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz finanziell unterstützt.