Presseinformation: Energieversorgung der Zukunft

Nr. 181/2014 - 28.07.2014

Universität Göttingen erkundet Potenzial tiefer Erdwärme – Ersterkundung mit seismischen Verfahren

(pug/umg) Die heutige Strom- und Wärmeversorgung der Universität und Universitätsmedizin Göttingen erfolgt im Wesentlichen über das universitätseigene Kraftwerk, das auch universitätsnahe Einrichtungen wie das Studentenwerk Göttingen versorgt. Die hier seit 1997 unter anderem eingesetzte Kraft-Wärme-Kopplung trägt durch ihre effiziente Art der Energieerzeugung dazu bei, dass Ressourcen geschont und Treibhausgasemissionen eingespart werden. Ab 2016 werden Universität und Universitätsmedizin ihre Energieversorgung unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten sowie unter Beibehaltung der hohen Versorgungssicherheit neu ausrichten. Da der Betrieb einer Universitätsklinik sowie von Gebäuden für Forschung und Lehre einen hohen Bedarf an Wärme und Strom benötigt, spielen Alternativen zu fossilen Energieträgern sowie die weitere Reduzierung von Treibhausgasemissionen dabei eine wichtige Rolle.

Erdwärme, vor allem aus großer Tiefe von bis zu 5.000 Metern, könnte in Zukunft einen bedeutenden Beitrag zur zentralen Versorgung des Fernwärmenetzes liefern. Aufgrund des besonderen stockwerkartigen geologischen Aufbaus der Gesteinsschichten unterhalb von Göttingen sowie der Existenz von Salzgestein besteht aber beispielsweise auch die Möglichkeit, Wärme aus einer Tiefe von bis zu 1.500 Metern besonders effizient zur Versorgung dezentraler und kleinerer zentraler Gebäude zu nutzen. Oberflächennahe Erdwärmesysteme, wie sie in Göttingen bereits existieren, könnten den großen bestehenden Kühlungsbedarf decken und möglicherweise eine saisonale Wärmezwischenspeicherung ermöglichen. Das komplexe Versorgungssystem von Universität und Universitätsmedizin bietet für die Kombination von Erdwärme aus unterschiedlichen Tiefen sowie anderen regenerativen Energien und zukunftsfähigen Strukturen ideale Voraussetzungen. Die Entwicklung der künftigen Energieversorgung wird in den kommenden Monaten unter anderem Ingenieure mit Geo-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern zusammenbringen.

Da über die genauen geologischen Verhältnisse unterhalb von Göttingen vergleichsweise wenig bekannt ist, sind zunächst die Geowissenschaftler gefragt. Um das Potenzial der Erdwärme im Sinne einer regenerativen Nutzung abschätzen zu können, müssen die Geologen wissen, welche Gesteinsarten vorkommen, wie dick die jeweiligen Schichten sind und in welchen strukturellen Beziehungen sie zueinander stehen. Hierzu wird die Universitätsenergie Göttingen GmbH, eine Tochtergesellschaft von Universität und Universitätsmedizin, in den kommenden Monaten gemeinsam mit der Geothermie-Gruppe des Geowissenschaftlichen Zentrums eine intensive Ersterkundung mit Hilfe von seismischen Verfahren durchführen. Dabei erzeugen spezielle auf Lkw montierte Vibratoren Schallwellen, mit denen sich der Untergrund bis zu einer Tiefe von 5.000 Metern „durchleuchten“ lässt.

Auf der Basis dieser Ergebnisse lässt sich zunächst annähernd überprüfen, inwieweit das bestehende geologische Strukturmodell vom Untergrund Göttingens modifiziert werden muss. Anschließend wird entschieden, ob es sich lohnt, eine wesentlich genauere und teurere Seismik durchzuführen. Bestimmte Erdwärmesysteme könnten aber bereits nach der ersten Messkampagne aufgebaut werden. Von dem durch die Universität erstellten geologischen Modell könnten später weitere Nutzer profitieren, da darauf aufbauend Wirtschaftlichkeitsrechnungen für bestimmte Standorte möglich sind. Universität und Universitätsmedizin werden die Öffentlichkeit über alle weiteren Schritte und Termine der Erkundung von Erdwärme in Göttingen informieren.