In publica commoda

Grußwort des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kultur Lutz Stratmann anläßlich der Eröffnung des Göttinger Zentrums für Molekulare Biowissenschaften und der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Bundeskanzler Gerhard Schröder am 14. Juni 2005 in Göttingen

Anrede

(Herr Bundeskanzler, Magnifizenz, Spectabilis, verehrte Professoren, liebe Studentinnen und Studenten, sehr geehrte Damen und Herren)


Einleitung

Sehr gern bin ich in Vertretung des Ministerpräsidenten nach Göttingen gekommen, der Ihnen seine Grüße und besten Wünsche ausrichten läßt, stehen doch zwei feierliche Ereignisse im Mittelpunkt des heutigen Tages:
Die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Herrn Bundeskanzler und die offizielle Eröffnung des Göttinger Zentrums für Molekulare Biowissenschaften, kurz GZMB.


Ehrenpromotion

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
die Promotion ehrenhalber an sich ist bereits eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteil wird. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde für ihre Verdienste für die Naturwissenschaften in Göttingen ist jedoch eine ganz besondere Würdigung.

Ich möchte Ihnen hierzu im Namen der Landesregierung und auch persönlich sehr herzlich gratulieren. Hinzufügen möchte ich, dass diese Ehrung eine große Ermutigung für Ihren künftigen Einsatz für Wissenschaft und Forschung sein sollte. Verstehen Sie diese als Zeichen der Anerkennung für Ihren intensiven Diskurs mit der Wissenschaft und unterstützen Sie den Studien- und Forschungsstandort Göttingen auch weiterhin. Er ist nicht nur für Niedersachsen, sondern auch für Deutschland und Europa von großer Bedeutung.

Wissenschafts- und Forschungspolitik in Niedersachsen

Forschung bildet die Grundlage von Innovationen und ist damit die Basis für die Zukunft eines Landes.

"Der Fortschritt geschieht heute so schnell, dass, während jemand eine Sache für gänzlich undurchführbar erklärt, er von einem anderen unterbrochen wird, der sie schon realisiert hat." (Albert Einstein - 1879-1955, 1921 Nobelpreis).

Entscheidend sind dabei die Kompetenz und die Leistungsfähigkeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie eines hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie benötigen erfolgversprechende Arbeitsbedingungen, die in qualitativer und quantitativer Hinsicht international wettbewerbsfähig sind.

Niedersachsen stellt sich dieser Verantwortung vor dem Hintergrund einer äußerst schwierigen Haushaltssituation. Mit dem Hochschuloptimierungskonzept (HOC) und dem geplanten Zukunftsvertrag schaffen wir Planungssicherheit für die niedersächsischen Hochschulen. Zudem investiert das Land gezielt in strategisch relevante Forschungsfelder und forciert Strukturveränderungen, die auch einen deutlichen Paradigmenwechsel in der niedersächsischen Wissenschafts- und Forschungspolitik kennzeichnen. Das dies nicht immer einfach ist, wissen wir und wir wissen auch, und hier möchte ich Georg Christoph Lichtenberg, zitieren: "Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemanden den Bart zu versengen." Wir sagen daher:

Excellenz bedarf der Konzentration, vorhandene Kräfte müssen gebündelt und Synergieeffekte genutzt werden.

    Dazu gehören:
  • Kooperationen, Zentrenbildung, Vernetzung sowie Tans- und Interdisziplinarität.
    (Die Kooperationen richten sich dabei auf Hochschulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen.)
  • Gezielte, strukturell und thematisch ausgerichtete Förderung.
  • Verstärkte Zusammenarbeit der Wissenschaften in Clustern.
  • Eine gezielte Stärkung der Spitzenforschung.




Das Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften

Das Thema Spitzenforschung führt zum Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften. Hier hat das Land Niedersachsen mit 30,7 Millionen Euro für die Baukosten (inklusive Einrichtung) gezielt in Spitzenforschung investiert.

Die Wissenschaftliche Kommission hat in ihrem Evaluationsbericht zur niedersächsischen Hochschulmedizin festgestellt: "… Auch das GZMB ist hinsichtlich seiner Struktur, seiner wissenschaftlichen Leistung und seiner Aktivitäten zur Nachwuchsförderung als erstklassig einzustufen." Ein Lob, dem ich mich nur allzugern anschließe.

Das GZMB ist ein Paradebeispiel für fachübergreifende, interdisziplinäre Spitzenforschung, wie wir es uns wünschen. Nicht nur, dass die traditionellen Einzeldisziplinen wie z.B.:

  • Biochemie,
  • Genetik,
  • Molekularbiologie,
  • Pharmakologie
  • Physiologie,
  • Virologie und
  • Zellbiologie



um nur einige zu nennen, hier zusammengeführt wurden. Es besteht zudem eine direkte Anbindung zu den Instituten für Mikrobiologie und Pflanzenpathologie. Darüber hinaus besteht eine enge Verbindung zum Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie, zum Max-Planck-Institut für Experiementelle Medizin und zum Deutschen Primaten-Zentrum.

Als Landesregierung unterstützen wir den hier eingeschlagenen, vorbildlichen Weg der engen Vernetzung von Medizin, Natur- und Agrarwissenschaften. Hier ist ein Zentrum entstanden, das modernste molekularbiologische und genetische Forschung erst möglich macht. Mit dem GZBM baut die Universität Göttingen ihre führende Stellung im Feld der Biowissenschaften weiter aus.

Schlusswort

Eine angemessene Struktur der Forschung ist eine wichtige Voraussetzung für den wissenschaftlichen Erfolg. Noch wichtiger aber sind die Menschen, die diese Strukturen mit Leben füllen. Viele Frauen und Männer, etablierte Wissenschaftler und der wissenschaftliche Nachwuchs haben dazu beigetragen, das Vorhaben GZMB zu verwirklichen. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung der Landesregierung für Ihren unermüdlichen Einsatz.

Ich wünsche allen, die mit dem GZBM in Verbindung stehen, dass sie mit Optimismus und Zuversicht hier arbeiten. Das GZMB verfügt über excellente Forscher und innovative Köpfe. Gemeinsam haben sie das kreative Potential für neue Ideen. Wir sind gespannt auf das, was wir künftig an wissenschaftlichen Erkenntnissen erwarten dürfen.

Ich bin aber auch sehr froh darüber, dass unser kleiner Freund "Cricetus, Cricetus", der gemeine Feldhamster, sich nach längerem Hin und Her doch zu einem Umzug bereit war. Hätte er seine Behausung nicht aufgegeben, wer weiß, ob wir heute und hier zusammen gekommen wären.

Herzlichen Glückwunsch zum Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.