In publica commoda

Verstehen der Genese von Forschungsinteresse in den Naturwissenschaften – Eine Untersuchung von XLAB-Science Camp-Teilnehmer(inne)n und Gymnasiast(inn)en
Alexander Bittner & Susanne Bögeholz (Göttingen)

Als Reaktion auf die Ergebnisse deutscher Schüler(innen) in TIMSS und PISA wurden zahlreiche Experimentallabore gegründet, u.a. auch das XLAB in Göttingen. Ein zentrales Ziel des XLABs ist die Förderung von Forschungsinteresse in den Naturwissenschaften (FIN). Im Sommer 2003 wurde vom XLAB ein internationales Science Camp (SC) ausgerichtet, das einen dreiwöchigen Block von Experimentalmodulen umfasste. Am SC nahmen 44 Personen (16-23 Jahre) aus 12 Ländern teil (Extremgruppe). Als Kontrollgruppe wurden 260 Gymnasiast(inn)en befragt (16-20 Jahre). Im Rahmen einer Prätest-Posttest-Follow up Untersuchung kamen standardisierte Fragebögen zum Einsatz. Dieser Beitrag fokussiert auf das Verstehen der Grundlagen für die Genese von FIN für die Disziplinen Biologie, Chemie, Mathematik und Physik im Kontext von Experimentalinterventionen in authentischen Lernorten. Datengrundlage sind die Posttestdaten beider Untersuchungsgruppen (n=304).

Als erklärende Variablen wurden Fachinteressen und Selbstkonzepte in den vier Disziplinen, Erfahren kumulativen Lernens, Erfahren "realer" wissenschaftlicher Forschung, Einschätzung der Bedeutung wissenschaftlicher Experimente sowie das Geschlecht mittels ANCOVA untersucht. Für beide Gruppen sind in den jeweils vier Modellen domänenspezifische Fachinteressen bedeutsam. Domänenspezifische Selbstkonzepte sind ausschließlich in der Kontrollgruppe erklärungsmächtig. Das Erfahren "realer" wissenschaftlicher Forschung ist für die Kontrollgruppe – mit Ausnahme für FIN Biologie – tendenziell relevant. Für die SC-Teilnehmer(innen) ist die Einschätzung der Bedeutung wissenschaftlicher Experimente für das FIN Biologie und Chemie hervorzuheben. Das Erfahren kumulativen Lernens ist für FIN Physik erklärungswirksam. Das Geschlecht ist für das FIN Mathematik in beiden Untersuchungsgruppen signifikant.

Die Studie leistet einen empirischen Beitrag zum Verstehen des Zusammenhangs motivationaler Bedingungen naturwissenschaftlichen Lernens und der Genese von Forschungsinteresse in den Naturwissenschaften für heterogene Zielgruppen.

[Zurück]