In publica commoda

Begrüßung durch den Vorstand des GZMB

Das GZMB - Nucleus für ein Exzellenzcluster in Forschung und Graduiertenausbildung im Bereich "Molekulare Biowissenschaften"



Das GZMB - ein Fakultäten überspannendes Netzwerk im Bereich "Molekulare Biowissenschaften"

Identifizierung und Förderung profilbildender wissenschaftlicher Schwerpunkte sind in dem immer bedeutsamer werdenden Wettbewerb der Universitäten in Deutschland miteinander eine anerkannte Notwendigkeit. Die Universität Göttingen besitzt diesbezüglich im Bereich der molekularen Biowissenschaften ein besonderes Potential, das allerdings über mehrere Fakultäten verstreut ist. Fakultäten sind traditionell in sich geschlossene Strukturen, die sich mehr in einem Wettbewerb befinden, als daß sie dazu angehalten würden, miteinander zu kooperieren. Dies erklärt, warum es ein pimäres Anliegen des GZMB ist, diese Situation zu überwinden und die Gruppen im Bereich der molekularen Biowissenschaften in einem fakultätsübergreifenden Netzwerk zusammenzufassen. In seiner jetzigen Struktur umfaßt das GZMB ein Netzwerk aus 25 Abteilungen, die in 5 unterschiedlichen Fakultäten angesiedelt sind.

Daß dieses Unternehmen gelingen konnte, ist insbesondere darauf zurückzuführen, daß die damalige Landesregierung unter der Führung unseres jetzigen Bundeskanzlers dazu bereit war, dieses Konzept mit einem Neubauvorhaben zu unterstützen. Der GZMB-Neubau gibt uns ein räumliches Zentrum, in dem sechs Abteilungen, jeweils drei aus der biologischen Fakultät und drei aus dem Bereich Humanmedizin, besonders attraktive Arbeitsmöglichkeiten finden. Die Verpflichtung dieser Arbeitsgruppen zu einer gemeinsamen Nutzung von kostenintensiven Großgeräten, sowie eine entsprechend abgestimmte Beschaffungspolitik, haben es möglich gemacht, die verfügbaren finanziellen Ressourcen besonders effektiv zu nutzen.

Die letzten Berufungsverfahren konnten in diesem Jahr zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht werden, sodaß wir heute, mehr als zwei Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes, die Einweihungsfeier miteinander begehen können. Wir hätten uns gewünscht, diese Phase zügiger zu absolvieren, aber die komplexen Mechanismen universitärer Personalentscheidungen standen uns hier genauso im Wege, wie dies an anderen Universitäten der Fall ist. Die größere Autonomie, die Göttingen mit der Unterstützung des damaligen Ministers Oppermann durch den Übergang zur Stiftungsuniversität gewonnen hat, war hier zuletzt sehr hilfreich. Eine erfolgreiche Personalpolitik im Wettbewerb um die besten Köpfe im Bereich der molekularen Biowissenschaften wird auch weiterhin von entscheidender Bedeutung bleiben.



GZMB und Göttinger Max Planck Institute bilden ein Exzellenzcluster im Bereich Forschung und Graduiertenausbildung

Ein zusätzlicher gewichtiger Aspekt in der Konzeption des GZMB war von Beginn an die Berücksichtigung und Einbeziehung des außeruniversitären Umfeldes, so wie es insbesondere durch verschiedene Max Planck Institute in Göttingen definiert ist. Auch hier besitzen die molekularen Biowissenschaften einen besonderen, international führenden inhaltlichen Schwerpunkt. Die Kooperationen zwischen Abteilungen des GZMB und denjenigen der Max Planck Institute haben sich in vielfältiger Art und Weise bewährt, und sie definieren heute die solide gewachsene Basis für ein zukünftiges Exzellenzcluster in der Forschung.

Neben gemeinsamen wissenschaftlichen Aktivitäten liegen unsere größten Chancen im Bereich der Nachwuchsförderung. Als erfolgreiche Initiative der Universität im Verbund mit den Max Planck Instituten betreiben wir einen englischsprachigen Master/PhD Studiengang im Bereich Molekularbiologie, der gleichzeitig den Status einer Max Planck Research School besitzt. Im Rahmen externer Evaluationen wurde diesem Programm mehrfach Vorbildcharakter bescheinigt. Wir haben mehr als 25 Bewerbungen für jeden der verfügbaren Studienplätze und die Mehrzahl unserer Studenten kommt aus dem Ausland. So ist es uns hiermit gelungen, Göttingen als Ort besonders attraktiver Graduiertenausbildung im Bereich der molekularen Biowissenschaften international sichtbar zu machen und damit besonders qualifizierte Studenten an uns zu binden.



Zur Notwendigkeit eines flexibleren Personalrechtes für Wissenschaftler

In demselben Maße, in dem die Länder Europas zusammenwachsen, erweitern sich auch die Berufsperspektiven für junge Wissenschaftler nach ihrem Studienabschluß. Diese Situation impliziert auch ein mehr an innereuropäischem Wettbewerb, den wir mindestens genauso ernst nehmen müssen, wie den transatlantischen Wettbewerb. Ich beobachte mit wachsender Besorgnis, daß wir gut qualifizierte und hoch motivierte Nachwuchswissenschaftler ins Ausland verlieren, weil restriktive personalrechtliche Bestimmungen es mit sich bringen, daß wir sie mitten in ihrer produktivsten Phase, mit Mitte 30, nicht mehr weiter beschäftigen dürfen. Dies wird in der Konsequenz einen massiven Substanzverlust im Bereich des wissenschaftlichen Mittelbaus bewirken. Die Ursachen hierfür sind in der Abschaffung der Hochschulassistenten-Laufbahn zu sehen, die einem großen Teil der jungen Wissenschaftler eine sehr wichtige Karrieremöglichkeit raubt. Hier brauchen wir deutlich mehr Flexibilität, etwa durch die Option verlängerter befristeter Anstellungen bei entsprechendem Leistungsnachweis. Die neu geschaffene Juniorprofessur ist hier nur ein teilweiser Ersatz, ich verstehe sie eher als Instrument für die Förderung einzelner weniger Ausnahmetalente, und das auch nur dann, wenn adäquate Rahmenbedingungen geschaffen werden können.



Vernetzung von GZMB und Max Planck Nachwuchsgruppen

Bei der Entlassung der besten Nachwuchswissenschaftler in die forscherische Unabhängigkeit hat sich über Jahrzente das Instrument der selbständigen Nachwuchsgruppen bewährt, so wie es zunächst in einzelnen Max Planck Instituten und später auch an Universitäten, beispielhaft gefördert durch die DFG und die Volkswagenstiftung, mit herausragendem Erfolg praktiziert worden ist. Neben den traditionellen universitären Karrierewegen definieren diese Positionen den Königsweg, der zu einer Universitätsprofessur führt. Unter priviligierten Bedingungen, d.h. mit einer adäquaten personellen und finanziellen Ausstattung bei gleichzeitig relativ geringen weiteren Verpflichtungen, können auf hohem Niveau eigenständige wissenschaftliche Profile entwickelt werden.

Auf der Basis solcher an den hiesigen Max Planck Instituten und im GZMB bereits existierender selbständiger Nachwuchsgruppen möchten wir eine neue, eng vernetzte Struktur schaffen, der weitere solche Gruppen hinzugefügt werden sollen. Gemeinsame Berufungskommissionen mit Vertretern aus der Universität und den Max Planck Instituten sollen gewährleisten, daß die neuen Gruppen zur Entwicklung von definierten thematischen Schwerpunkten im Bereich der molekularen Biowissenschaften in Göttingen beitragen. Ein freier Zugriff auf Serviceinheiten und Großgeräte der beteiligten Institutionen, eine Integration in die Graduiertenausbildung und eine mögliche Beschäftigungsdauer von insgesamt neun statt fünf Jahren sind weitere Eckpunkte in dem Programm, daß den Standort Göttingen im Wettbewerb um die besten Nachwuchswissenschaftler stärken soll. Dieses Unternehmen kann aber nur gelingen, sehr geehrter Herr Minister Stratmann, wenn es zusätzlich die Unterstützung des Landes gewinnt.



Mit dem GZMB in die Championsleague

Ich hoffe, daß ich mit meinen Ausführungen habe deutlich machen können, daß sich das GZMB auf einem guten Wege in die Zukunft befindet. Als Fußballexperte, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, wissen Sie, daß Göttingen 05 weit von einem Platz in der ersten Liga entfernt ist. Ich wage zu behaupten, daß wir mit dem GZMB bereits in der ersten Liga angekommen sind. Jetzt kämpfen wir um einen Platz in der Championsleague. Damit dies gelingen kann, müssen unseren ersten erfolgreichen Initiativen über Fakultäts- und Institutionsgrenzen hinweg weitere folgen. Für Ihre weitblickende und großzügige Unterstützung in diesem Vorhaben sind wir Ihnen, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, zu großem Dank verpflichtet. Wir sind glücklich, am heutigen Tage gemeinsam mit Ihnen die Verleihung Ihrer Ehrendoktorwürde feiern zu dürfen.