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Funde und Fiktionen. Urgeschichte im deutschen und britischen Fernsehen seit den 1950er Jahren

Dissertationsprojekt (abgeschlossen)

Die Publikation erscheint vsl. im Juni 2019 in der Reihe "Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert" im Wallstein-Verlag, Göttingen.

Das Projekt untersucht zeithistorisch, wie sich die öffentlichen Vorstellungen von den Anfängen der menschlichen Geschichte veränderten. Im Rahmen einer Wissensgeschichte wird anhand von Fernsehdokumentationen der Frage nachgegangen, auf welche Weise zeitgenössische Vorstellungen und archäologische Antworten miteinander verwoben sind. Der Einblick in das Wechselverhältnis von Wissenschaft, Fernsehen und Gesellschaft in Deutschland und Großbritannien offenbart dabei, wie zeitlos und dennoch zeitgebunden die Suche nach ‚unseren‘ Wurzeln ist.

Bereits in den 1920er Jahren brachten Filmemacher nicht nur die Bilder, sondern gemeinsam mit Archäologen auch die fernsten menschlichen Vorfahren zum Laufen. Später avancierten einige Archäologen zu Medienstars des frühen britischen Fernsehens, woraufhin die Archäologie einen festen Platz in den Programmplänen der öffentlich-rechtlichen Sender fand. In den 1990er Jahren etablierten sich schließlich aufwendige Schauspielszenen, die einem Millionenpublikum zeigen, wie es in der Urzeit ‚wirklich‘ gewesen ist. Und mittlerweile lässt sich die Steinzeit auch im von der Kamera verfolgten live-Experiment am eigenen Leib erleben.

Dabei finden sich in den Urgeschichtsdarstellungen immer zeitgemäße Antworten auf gesellschaftliche Fragen: Ganz gleich, ob es um nationale Identität in der Weimarer Republik, Geschlechterverhältnisse in den 1980er Jahren oder den ‚natürlichen‘ Lebensstil nach der Jahrtausendwende geht. Die Urgeschichte wird in Fernsehdokumentationen gleichzeitig zum Ursprungsmythos und Selbsterfahrungsraum der Gesellschaft.