Vitalität der Besenheide (Calluna vulgaris) in trockenen Zwergstrauchheiden entlang von Klima-, Struktur- und Diversitätsgradienten

 

Dissertation J. Schellenberg, betreut durch Prof. Dr. E. Bergmeier

 

Projektlaufzeit

2012-2015

 

Projektförderung

Stipendienprogramm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)

 

Kurzbeschreibung

Im Rahmen eines DBU-geförderten Promotionsvorhabens (Laufzeit 11/2012-12/2015) soll die Vitalität der Besenheide (Calluna vulgaris) in trockenen Zwergstrauchheiden entlang von Klima-, Struktur- und Diversitätsgradienten untersucht werden.

Hintergrund

Schützenswerte trockene Heidelebensräume der FFH-Lebensraumtypen 2310 und 4030 sind im gesamten norddeutschen Tiefland verbreitet. Als atlantisch verbreitete Tieflandheiden finden sie jedoch im subkontinental getönten Südosten des norddeutschen Flachlandes keine optimalen Bedingungen mehr. Insbesondere die bestandsbildende Schlüsselart, die Besenheide (Calluna vulgaris) hat unter Vitalitätseinbußen in Ungunstjahren mit Trockenperioden während der Vegetationszeit zu leiden. Wie hoch diese Vitalitätsminderungen sind und inwiefern sie sich auf die Regenerations- sowie Reproduktionsfähigkeit und damit auch die Populationsdynamik der Art auswirken, ist nicht bekannt.

Als im Rahmen der FFH-Richtlinie geschützte Lebensräume sind die Heidelebensräume jedoch zu erhalten und einer Verschlechterung ist entgegenzuwirken. Die dafür notwendigen Pflegemaßnahmen sind zumeist Mahd/ Mulchen oder Beweidung, aber auch Brand und Plaggen bzw. Schoppern. Diese Maßnahmen greifen in den natürlichen Lebenszyklus der Besenheide ein und tragen so zur notwendigen Verjüngung des Bestandes bei. Sonst käme es zur Verbuschung und Sukzession zum Waldlebensraum. Da diese Maßnahmen aber nur durch die Regeneration der Besenheide tatsächlich erfolgreich sein können, ist die Kenntnis über die Regenerations- und Reproduktionsfähigkeit der Art unter ungünstigeren Klimabedingungen außerhalb des Hauptareals der trockenen Tieflandheiden (nach Gimingham 1972) essentiell. Wird sie überschätzt, kann es im schlimmsten Fall zu einem Zusammenbruch des Heidebestandes kommen.
Hinzu kommt, dass in den gängigen Kartierungs-, Bewertungs- und Pflegeverfahren verkannt wird, wie stark sich atlantische und subkontinentale Heidelebensräume in naturräumlicher, standörtlicher, klimatischer, pflanzensoziologischer und floristischer, edaphischer sowie ökologischer Hinsicht unterscheiden. Eine gleichwertige Behandlung könnte sich langfristig negativ auf die subkontinentalen Heiden auswirken, denn die etablierten Pflegemaßnahmen wurden in atlantischen Heiden konzipiert und auf ihren langfristigen Erfolg hin untersucht.

Eine wichtige Grundlage zur Veranlassung bzw. Durchführung von Pflegemaßnahmen ist das Heidealter, repräsentiert durch die im Bestand vorkommenden Wuchsphasen (Pionier-, Aufbau-, Reife- und Degenerationsphase). Die Ableitung des Alters aus diesen Phasen ist jedoch sehr ungenau. Aufgrund der Regenerationsfähigkeit kann es leicht zu einer Unterschätzung des tatsächlichen Alters kommen.

Hinzu kommt, dass es außer optionalen, gutachterlichen Hinweisen des Kartierers keine verlässliche Einschätzung über die Vitalität des Bestandes im Rahmen der Lebensraumtypen-kartierung gibt. Die erfassten Parameter zur Einschätzung und Bewertung des Erhaltungs-zustandes sind Strukturmerkmale, Arteninventar auf Gefäßpflanzenebene und Beeinträchtigungen (Gehölzaufwuchs, Vergrasung, Neophyten etc.). Hier sollen in dieser Arbeit praktikable und zuverlässige Indikatoren gefunden werden, die auch im Rahmen der Lebensraumypenkartierung eine Abschätzung der Vitalität des Bestandes zulassen.
Da sich die meisten und größten der heute gemeldeteten FFH-Lebensräume der trockenen europäischen Heiden (4030) und der Sandheiden mit Calluna und Genista (2310) im eher subkonti-nental getönten östlichen bzw. südöstlichen Bereich des norddeutschen Tieflands, nämlich in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen befinden, ist die Notwendigkeit des Erkenntnisgewinns in dieser Hinsicht gegeben, um diese Gebiete auch langfristig erhalten zu können.

Methoden

Auf 352 Probeflächen in 18 Untersuchungsgebieten wurden in den Jahren 2013 und 2014 auf je 25m² Vegetations-, Struktur-, Vitalitäts- und Diversitätsparameter erhoben. Für Wuchsringzählungen wurden Holzproben von ca. 1400 Individuen entnommen.

Die Auswertung und Analyse dauern derzeit an.

 

Publikationen im Rahmen des Projekts

Buchholz, S. (2010): Vitalität der Besenheide (Calluna vulgaris) in der Nemitzer Heide (Niedersachsen). D, 56 S. + Anhang.

Kiepert, M. (2014): Calluna vulgaris als Schlüsselart am Beispiel der Insektenfamilie der Orthoptera, Lepidoptera, Hymenoptera und Coleoptera. B, 78 S.

Krutemeier, S. (2015): Long-term effects of grazing with Heck cattle and Konik horses on distribution patterns of Calluna vulgaris ((L.) Hull) in atlantic European Dry Heath – a spatial analysis based on remote sensing. M,

Larkin, R. (2013): Structural diversity of heath in the Oranienbaumer Heide. B, 67 S.

Otten, M. (2013): Zwergstrauchheiden des norddeutschen Tieflands als Lebensraum für ausgewählte Arten des Anhangs I der EU-Vogelschutzrichtlinie. B, 101 S.

Prüser, J. (2013): Bedeutung der nordeutschen Heidelebensräume für ausgewählte Brutvogelarten der Roten Liste Deutschlands. B, 53 S.

Pokrant, F. (2012): Auswirkungen gängiger Heidepflegemethoden auf Reptilienpopulationen. B, 43 S.

Schellenberg, J. & Bergmeier, E. (2014): Atlantische und kontinentale Heiden in Norddeutschland - Unterschiede und Konsequenzen für den Erhalt. – Natur und Landschaft 3: 110-117.

Schlaugat, H. (2014): Vitality of Heather (Calluna vulgaris) in Göhrde, Lower Saxony. M, 102 S.