Was sind Gebärdensprachen?



Auf der Welt haben sich mit der Zeit nicht nur verschiedene Lautsprachen ausgebildet, sondern auch verschiedene Gebärdensprachen, die in ihrem Vokabular und ihrer eigenen Grammatik den umgebenen Lautsprachen meist sogar sehr unähnlich sind. Gebärdensprachen sind die natürlichen Muttersprachen tauber Menschen. Innerhalb einer Gebärdensprache kann es zudem verschiedene Dialekte geben.


Die Hauptunterschiede zwischen Laut- und Gebärdensprachen liegen vor allem in der Modalität, also der Ausdrucksform und der unterschiedlichen Art der Wahrnehmung. Bei Gebärdensprachen handelt es sich um visuell-manuelle Sprachen, da sie mit Hilfe der Hände (manuell) sowie mit dem Gesicht, der Kopf- und Körperhaltung (nicht-manuell) produziert und visuell wahrgenommen werden. Gesprochene Sprachen nutzen die lautlich-auditive Modalität, d.h. Laute werden mit Hilfe des Vokaltrakts gebildet und auditiv wahrgenommen. Als Sprachsysteme sind sich die Sprachen beider Modalitäten jedoch erstaunlich ähnlich und zeigen vergleichbare grammatische Strukturen und neurokognitive Grundlagen. Gerade diese Aspekte von Gebärdensprachen interessieren uns als Sprachwissenschaftler/innen besonders.

Gebärdensprachen sind grundlegende Kommunikationsmittel in der Gehörlosengemeinschaft und ein zentraler Bestandteil der Gehörlosenkultur. In Deutschland gibt es ca. 80.000 taube Menschen. Jedoch verwenden beispielsweise auch viele Schwerhörige, CODAs (Children Of Deaf Adults), Dolmetscher/innen, Linguisten/innen, Pädagogen/innen und auch hörende Eltern von gehörlosen Kindern die Deutsche Gebärdensprache. Gebärdensprachen sind faszinierende und wunderbare Sprachen, die wir in unserem Team linguistisch untersuchen, um sie besser zu beschreiben, zu verstehen und zu erhalten.