WiSe 2020/21

Die Lehre wurde das Wintersemester 2020/21 von PD. Dr. Philipp Mülller veranstaltet.

Revolutionen 1848/49 – Vorlesung Di 10–12 Uhr
Die Revolutionen in den Jahren 1848 und 1849 gehören zu den zentralen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen des 19. Jahrhunderts in Europa. Die Vorlesung bietet einen umfassenden Einblick in die sozialen und politischen Konflikte und zugleich eine systematische Vertiefung in die sozialen Bewegungen, politischen Debatten und Konflikte, die im Zentrum des Geschehens standen, und allgemeine Erörterungen über das Phänomen der Revolution in der Geschichte.
Ausgangspunkt der Vorlesung ist, dass es die deutsche Revolution von 1848 nicht gab, sondern vielmehr von einer Vielzahl von regional mitunter sehr unterschiedlichen und auch gesellschaftlich sehr verschiedenartigen Konflikten ausgegangen werden muss. Mehr noch: es müssen auch die soziale und politische Traditionen berücksichtigt werden, die das Geschehen in der Mitte des 19. Jahrhunderts wesentlich prägten. Man muss hierzu nur an die Hungerproteste, Bauernunruhen und die Katzenmusiken denken, oder an die Konzeption der Geschlechter in der Aufklärung erinnern; und nicht zu vergessen ist das herausragende Medium der politischen Kommunikation, die frühneuzeitliche Tradition des Bittgesuchs.
Themen der Vorlesung werden sein: die europäische Dimension der politischen Konflikte; die Voraussetzungen und historischen Traditionen, die die Revolutionen von 1848/49 mitprägten; die beteiligten sozialen Gruppen, ihre Agenden und die Tradition ihrer Aktionsformen; der Verlauf, die Einschnitte und Dynamiken der Revolutionen; die Kernpunkte der politischen Programme und die politischen und gesetzlichen Veränderungen im Verlauf des Konfliktes; die Medien der Revolution; die Kräfte der Gegenrevolution und ihr Erfolg; und nicht zuletzt die unmittelbaren Folgen und langfristigen Wirkungen der Revolutionen von 1848 und 1849.

Einführende Literatur:
Engehausen, Frank, Die Revolution von 1848/49, Paderborn 2007.
Gall, Lothar, 1848. Aufbruch zur Freiheit. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums und der Schirn-Kunsthalle Frankfurt zum 150jährigen Jubiläum der Revolution von 1848/49, Berlin 1998.
Hachtmann Rüdiger, Epochenschwelle zur Moderne. Einführung in die Revolution von 1848/49, Tübingen 1999.
Siemann, Wolfram, Die deutsche Revolution 1848/49, Frankfurt am Main 1997.


Globale Hilfe und Wohltätigkeit im eigenen Lande, Großbritannien 19. Jh. – Vertiefungsseminar Di 14–16 Uhr

Dass Helfen keine Selbstverständlichkeit ist und dass Hilfe schon gar nicht aus historischer einfach vorausgesetzt werden kann, ist eine Einsicht, die Historikerinnen und Historiker seit einigen Jahren intensiv beschäftigt. Das Hauptseminar beschäftigt sich mit der Geschichte humanitärer Hilfe und der Wohltätigkeit in Großbritannien im 19. Jahrhundert und nimmt gezielt zwei miteinander verflochtene Formen von Hilfe in den Blick: die Wohltätigkeit zu Hause im eigenen Land und grenzüberschreitende Hilfe im Empire und darüber hinaus. Das Seminar fragt nach den spezifischen Kulturen humanitärer Politik, den Formen von Hilfe und ihrer Herkunft und Entstehung; nach der Bedeutung von Krieg und Hilfe und von Emotionen und Medien und insbesondere nach der herausragenden Rolle von Frauen im Engagement für als bedürftig wahrgenommene Menschen.
Im Zentrum des Seminars steht die Auseinandersetzung mit der einschlägigen Forschungsliteratur; passive Englischkenntnisse werden vorausgesetzt

Einführende Literatur:
Barnett, Michael, The empire of humanity. A history of humanitarianism, Ithaca 2011.
Himmelfarb, Gertrude, Poverty and compassion. The moral imagination of the late Victorians, New York, 1991.


Globalgeschichte Europas in der Moderne – Vorlesung (zusammen mit Ahuja, Haas, Hilbrenner, Sachsenmeier, Schumann, Terhoeven) Mi 16–18

Die Vorlesung muss als Bestandteil des Studienschwerpunkts "Globalgeschichte Europas in der Moderne", kann aber auch im Rahmen des allgemeinen Geschichtsstudiums als neuzeitliche Vorlesung belegt werden. Im Mittelpunkt der Vorlesung steht die Geschichte Europas in ihren globalen Verflechtungen.
Nach einer theoretischen Einführung stellen die VertreterInnen der einzelnen Teilfächer aus ihrer jeweiligen Perspektive Fragen nach Identitätsbildungsprozessen, gegenseitigen Wahrnehmungen, Gewaltverhältnissen und der Rolle sozialer Bewegungen. Dabei werden nicht nur die Möglichkeiten und Grenzen globalhistorischer Zugriffe ausgelotet, sondern auch methodische Probleme diskutiert.
Themen der im Wesentlichen chronologisch organisierten Vorlesung sind u.a.: Kolonialismus, Imperialismus, Dekolonisierung; Weltkriege, Zwischenkriegszeit und globaler Einflussverlust Europas, Weltwirtschaftskrise; Europa aus indischer und chinesischer Perspektive; Kalter Krieg, Europäische Integration, Liberalisierung, Globalisierung und das Ende der europäischen Nachkriegsordnung.

!!!Wichtig: Die Vorlesung wird nur noch alle 4 Semester angeboten, sie muss also zwingend von allen Studierenden des Studienschwerpunktes "Globalgeschichte Europas in der Moderne" belegt werden, die die Vorlesung bisher noch nicht besucht haben!!!

Einführende Literatur:
Christopher Bayly, Die Geburt der modernen Welt, Frankfurt 2006.
Gunilla Budde/Sebastian Conrad/Oliver Janz (Hrsg.), Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen und Theorien, Göttingen 2006.
Jost Dülffer/Wilfried Loth (Hrsg.), Dimensionen internationaler Geschichte, München 2012.
Eric J. Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 1998.
Mark Mazower, Der dunkle Kontinent. Europa im 20. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 2002.
Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt: eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, 4. Aufl. München 2009.
Margrit Pernau, Transnationale Geschichte, Göttingen 2011.



Forschungskolloquium
Das Kolloquium wird dieses Semester von PD Dr. Richard Hölzl veranstaltet.

Di 18.00-21.00 Uhr

Im Rahmen des Kolloquiums werden Bachelor- und Master- wie Doktorarbeiten sowie laufende Forschungsarbeiten der Neueren Geschichte vorgestellt und diskutiert. Überdies sollen wichtige Neuerscheinungen aus dem Bereich der Kulturgeschichte vorgestellt werden. Insbesondere Studierende in den Abschlusssemestern bzw. der Prüfungsphase sind hochwillkommen, um im Rahmen dieses Seminars eigene und fremde Forschungsarbeiten zu debattieren.