Konzert der Donald Kachambals Kwela Heritage Jazzband des Oral Literature Research Programme, Chileka, Malawi

Forschung (Wissenschaft) und Musik (Kunst) verbinden sich in diesem einzigartigen Ensemble aus Südostafrika, das sich gegenwärtig auf einer Tournee von genau 90 Tagen in der Europäischen Union befindet. Die Gruppe mit dem Star-Flötisten Sinosi Mlendo, mit dem Kulturanthropologen Dr. Moya A. Malamusi auf dem einsaitigen Bass und auch Musikbogen, Gerhard Kubik (Autor des Buches »Africa and the Blues«) auf der Klarinette, und dem Textkomponisten und Sänger Christopher Gerald, spielt jazz, aber nicht nur.

Es ist die neueste Entwicklung einer nicht-elektronisch konzipierten Musikform – totally unplugged – die aus dem südafrikanischen jazz offspring namens kwela hervorgegangen ist. Es ist vielleicht wenig bekannt – vor allem deshalb weil die Massenmedien in Südafrika Jazz meistens als "zu kompliziert" für den lokalen Markt negierten – wie sehr verschiedenste Formen von Jazz in Südafrika ab den 1940er-Jahren Wurzeln gefasst haben. Zuerst war es Swing Jazz, besonder Kansas City Jazz mit dem großen Vorbild Lester Young. Er war ein wesentlicher Antrieb für kleine Jungs in den Straßen, die auf selbstgebauten Metallflöten versuchten, ihre eigenen Versionen zu kreieren. Swing wurde reinterpretiert, lokalen harmonischen Zyklen und rhythmischen Formen angepasst. Das war die erste neue Jazzentwicklung, die dort zustande kam.

Unser Mentor, Donald Kachamba (1953–2001) gehörte noch zu dieser Generation. Während der 1950er-Jahre wurden aber sehr bald auch andere zeitgenössische Jazzentwicklungen aufgegriffen: Bebop, später hardbop, allerdings von den südafrikanischen Schallplatten-Firmen weitgehend negiert. Eine der bedeutendsten Gruppen, die erst jetzt die Aufmerksamkeit der Forscher an sich zieht, waren die Soul Jazzmen aus Port Elizabeth.

Aus kwela und anderen Jazzformen, reinterpretiert auf der Basis von Grundprinzipien und Bewegungen wie sinjonjo etc. entstand nach und nach jene Musik, die wir komponieren und spielen. So gut wie alles was wir spielen, sind eigene Kompositionen. Manche sind in den kwela kurzen Zyklen, andere haben Chorus-Form, andere Bluesform.

Bei der gegenwärtigen Tournee wird unsere kompositorische Arbeit in den vergangenen vier Monaten aus unserem Kultur- und Forschungszentrum in Chileka, Malawi, vorgestellt.

Besetzung:
Sinosi Mlendo - 5-saitige Gitarre, kwela-Flöte;
Moya A. Malamusi - einsaitiger Baß, Mundbogen etc.
Gerhard Kubik - Es-Klarinette, Gitarre;
Christopher Gerald - Rassel, Solo-Gitarre etc.