In publica commoda

Entdeckendes Lernen durch Experimentieren im Chemieunterricht
Heinz Neber & Doris Heumann-Rupprecht (München)

Schülerexperimente im Chemieunterricht sollen dazu beitragen, aktives und intentionales Lernen von SchülerInnen zu fördern. In einer Untersuchung an naturwissenschaftlichen Gymnasien (9. und 10. Jahrgangsstufen) ergaben sich jedoch keine einfachen linearen Beziehungen zwischen der Experimentierhäufigkeit und individuellen Voraussetzungen der SchülerInnen für intentionales Lernen in Chemie. Für häufigeres Experimentieren (mehr als ein Experiment pro Woche) resultierten vergleichsweise schwächere Werte für auf das Experimentieren in Chemie bezogene intrinsische Motivation, epistemische Intentionen und aktive Strategien. Der Chemieunterricht wurde unter dieser Bedingung zwar als stärker erforschbare Lernumwelt wahrgenommen, gleichzeitig aber als suboptimal strukturiert.

In einer Interventionsstudie wurde daher in einer Gruppe die Planungsphase beim Experimentieren vorstrukturiert und mit einer nicht-vorstrukturierten Bedingung verglichen. In der strukturiert experimentierenden Gruppe wurde die Nutzung bereits erworbenen chemischen Faktenwissens und die Formulierung von Untersuchungsfragen gezielt gelenkt. Daraus resultierten positive Effekte auf Experimentierstrategien (intentionales Vorgehen) und auf den durch das Experimentieren erreichten Erwerb spezifischen Wissens.

Die Untersuchung zeigt insgesamt, dass auch das Experimentieren als Version entdeckenden Lernens in gelenkter Form durchgeführt werden sollte. Lenkungsmaßnahmen sollten sich dabei nicht nur auf allgemeine Strategien und Selbststeuerungsprozesse beziehen, sondern bestimmte Richtungen des Wissensaufbaus gezielt unterstützen.

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