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Grass-Denkmal auf dem Campus enthüllt

Skulptur aus Stahl erinnert an die Göttinger Sieben

Der Schriftsteller, Grafiker und Bildhauer Günter Grass hat der Stadt und der Universität Göttingen ein Denkmal für die Göttinger Sieben geschenkt. Der Literaturnobelpreisträger enthüllte die knapp drei Meter hohe Stahl-Skulptur auf dem zentralen Campus der Universität – dem Platz der Göttinger Sieben – gemeinsam mit seinem Verleger Gerhard Steidl. Ein aus Corten-Stahl gefertigtes „G“ und die Ziffer 7 sollen an den Protest der sieben Göttinger Professoren erinnern, die sich 1837 gegen die Aufhebung des Staatsgrundgesetzes im Königreich Hannover aussprachen. Das Denkmal steht auf den Stufen, die zum Zentralen Hörsaalgebäude hinaufführen.

Grass betonte, das Denkmal solle nicht nur an das Zeichen erinnern, dass die sieben Professoren damals setzten: „Wir haben allen Grund, dieses Zeichen auf unsere heutigen demokratischen Verhältnisse zu übertragen.“ Er kritisierte unter anderem den Einfluss von Lobbyisten auf die Politik und forderte die jüngeren Generationen auf, sich zu engagieren, Einspruch zu erheben und mitzuhelfen, unsere „beschädigte Demokratie“ zu festigen. „Demokratie ist kein fester Besitz, sie muss täglich gepflegt werden“, erklärte der Nobelpreisträger.

„Das Denkmal steht am richtigen Ort, zentral, mitten unter den Studierenden“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel bei der Enthüllung. Göttingens Oberbürgermeister Wolfgang Meyer sprach von einem „identitätsstiftenden Objekt“, das Einblick in die Stadtgeschichte gewähre und in dieser Form in Göttingen „überfällig“ gewesen sei. Grass hatte das Denkmal im vergangenen Jahr entworfen. Anhand seiner Skizze wurden der Buchstabe und die Ziffer im Göttinger Metallbau-Unternehmen Senge hergestellt. Die etwa 1,70 Meter große Skulptur steht auf einem 1,20 Meter hohen Natursteinsockel, der im Scandolo Betonsteinwerk in Göttingen angefertigt wurde.


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Enthüllten das Denkmal auf dem zentralen Campus der Universität: Oberbürgermeister Wolfgang Meyer, Günter Grass und Gerhard Steidl.


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Forderte in seiner Ansprache die Studierenden zu mehr Engagement für die Demokratie auf: Literaturnobelpreisträger Günter Grass.


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Von links nach rechts: Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel, Oberbürgermeister Wolfgang Meyer, Gerhard Steidl und Günter Grass.


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Auszug aus dem Protestschreiben der Göttinger Sieben von 1837 auf dem Sockel des Denkmals.