Fragebogenarchiv

Das Fragebogenarchiv des Niedersächsischen Wörterbuches umfasst insgesamt 190 Formularkästen mit zusammen etwa 20 000 Exemplaren der 10 verschiedenen (zumeist vierseitigen) Fragebögen, die von Gewährspersonen in insgesamt mehr als 3 000 Orten Niedersachsens und Bremens ausgefüllt und der Arbeitsstelle zugeleitet wurden. Aus nicht wenigen Orten stammen jeweils auch mehrere Bögen.
Die Fragebögen bieten rund 1,2 Millionen Belege zu (geschätzt) etwa 40 000 Dialektwörtern. Alle Bögen zusammen enthalten 500 Fragen, die teilweise auf ein Einzelwort, teilweise auf eine Antwort im ganzen Satz abzielen. (Die nachgestalteten Bögen stehen hier auch für Sie im PDF-Format zum Download bereit).
Durchgeführt wurde der Hauptteil der Fragebogenerhebung (die Bögen 1-8) in den Jahren 1936-1938 von Hans Janßen; es folgte 1947 der ebenfalls flächendeckend verschickte Bogen 9, für den allerdings eine geringere Resonanz als in den 1930er Jahren festzustellen war. Der 10. Fragebogen wurde 1949 gezielt an 15 ausgewählte Gewährspersonen im Bearbeitungsgebiet des Niedersächsischen Wörterbuches verschickt (darunter Hermann Böning, Werner Flechsig, Walther Niekerken, Diedrich Steilen und Heinrich Teut). Die Bögen 9 und 10 wurden von Wolfgang Jungandreas entworfen (hier finden Sie mehr zur Geschichte der Arbeitsstelle bzw. des Niedersächsischen Wörterbuches).

Da sowohl die Fragebögen 1-8 wie auch 9 und 10 nach ihrer Rücksendung in der Arbeitsstelle nur nach geografischen Gesichtspunkten abgelegt worden waren, war ein systematischer Zugriff auf die enthaltenen Informationen lange Zeit nicht möglich. Erst der Einsatz der zu jener Zeit gerade erst für die Geisteswissenschaften sich öffnenden Elektronischen Datenverarbeitung (EDV) ermöglichte eine umfassende Erschließung des Fragebogenarchivs.
In einer für die Arbeitsstelle großen Kraftanstrengung gelang es im Zeitraum von etwa 1969 bis 1979, sämtliche Belege des Fragebogenbestandes maschinenlesbar zu machen und auf der Grundlage dieser dann maschinenlesbaren Daten eine EDV-gestützte Aufbereitung vorzunehmen bzw. vornehmen zu lassen. Dem technischen Stand der Zeit entsprechend mussten sämtliche benötigten Informationen, die in den Fragebögen enthalten sind, in Lochkarten gestanzt werden, um dann in die Großrechenanlage eingespeist und von dieser verarbeitet werden zu können. Der Einsatz nahezu der gesamten Arbeitskraft aller Mitarbeiter für die Erschließung des Archivs hatte natürlich eine Verzögerung bei der Veröffentlichung neuer Lieferungen des Wörterbuches zur Folge.
Das Ergebnis dieser Aufbereitung sind vollständige Listen des in den Fragebögen enthaltenen Belegmateriales. Diese Listen sind nach unterschiedlichen Kriterien geordnet bzw. sortiert: eine Stichwortliste (enthält alphabetisch geordnete sämtliche Dialektwörter des Fragebogenarchivs), eine Heteronymenliste (enthält nach den Fragen geordnet jeweils eine Liste aller Antworten) und eine im Hause Output genannte umfangreiche (ca. 10 000 Seiten DIN A4) und hinsichtlich ihres Informationsgehaltes zugleich umfassende Liste, die zu jedem Dialektwort alle Belegorte mit Varianten, grammatischen Angaben, Kontexten und ggf. mit den Bedeutungsangaben dokumentiert. Alle diese EDV-generierten Listen ermöglichen einen schnellen und gezielten Zugriff auf die Informationen des Fragebogenarchivs und stellen deshalb ein unentbehrliches, wertvolles Arbeitsmittel dar. Durch die schnellen und zuverlässigen Zugriffsmöglichkeiten auf das Archivmaterial nach Abschluss der Erschließungsarbeiten konnte die Veröffentlichungsfolge des Nds. Wb. erheblich gesteigert werden. Dieses gilt umso mehr, als mittlerweile mit den Originaldaten eine komfortable Datenbank erstellt werden konnte (Elektronisches Fragebogenarchiv - EFBA).
Das Niedersächsisches Wörterbuch ist das erste dialektlexikographische Großprojekt (zumindest in Deutschland), für das die EDV in dieser Weise nutzbar gemacht wurde.