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Press release: Vom Feldweg zur Chaussee

No. 113 - 07.09.2020

Göttinger Forschungsteam präsentiert digitale Karte der Schnellstraßen des 18. Jahrhunderts


(pug) Im Jahr 1817 lobte der englische Reisende Thomas Hodgskin auf seinem Weg durch Südniedersachsen „die breite und lustige Anlage der Straßen alhier“. Denn seit den 1770er-Jahren baute die Regierung des Kurfürstentums Hannover erstmals Chausseen: Landstraßen nach französischem Vorbild, die einen schnellen Verkehr von Waren, Nachrichten und Militär zwischen den Metropolen ermöglichen sollten. Ein Forschungsteam am Institut für Historische Landesforschung der Universität Göttingen hat eine interaktive digitale Karte des Chaussee-Straßennetzes auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen erstellt. Aus alten Akten, Karten und Literatur rekonstruierte es erstmals detailliert die Verläufe und Bauzeiten der Fernstraßen. Die Routen sind mit Informationen beispielsweise zu den Poststationen, Gasthäusern, Alleen oder Brücken verknüpft.

 

Wo sich zuvor die Fuhrwerke und Postkutschen über bessere Feldwege durch die Dörfer quälten, entstanden im 18. Jahrhundert breite und gerade Trassen. Nicht immer waren sie so befestigt, wie es die Theorie vorsah; in der Lüneburger Heide blieben sie Sandwege, auf denen die schweren Transporte nicht selten steckenblieben. „Dennoch bedeutete dieses Bauprogramm eine verkehrstechnische Revolution“, erklärt Projektkoordinator Dr. Niels Petersen. „Unter dem Vorzeichen der Wirtschaftsförderung erschlossen die Regierungen am Vorabend der Industrialisierung erstmals systematisch ihr Territorium.“

 

Die zentrale Planung in Hannover und den anderen später niedersächsischen Territorien sah Alleen, Poststationen, Meilensteine, Wegweiser und Raststätten vor. Vor allem aber wurden Weghäuser eingerichtet, an denen Maut fällig wurde. Zwei Generationen dauerte der sukzessive Ausbau der Straßen, der auch unter napoleonischer Herrschaft vorangetrieben wurde. Dann begann die Eisenbahn in den 1840er-Jahren den Gütertransport aufzunehmen. „Die Chausseen wurden so um 1800 zu den Vorläufern der heutigen Fernstraßen, welche heute noch oft den alten Routen folgen“, so Petersen.

 

Die Karte sowie weitere Informationen und Abbildungen stehen nun unter www.landesgeschichte.uni-goettingen.de/chausseen für weitergehende Forschung und für alle historisch Interessierten zur Verfügung. Die Pilotstudie wurde im Rahmen des Campuslabor Digitalisierung gefördert und vom Göttingen Centre for Digital Humanities unterstützt.

 

Kontakt:

Dr. Niels Petersen

Georg-August-Universität Göttingen

Philosophische Fakultät – Institut für Historische Landesforschung

Heinrich-Düker-Weg 14, 37073 Göttingen

Telefon 0551 39-24348

E-Mail: Niels.Petersen@phil.uni-goettingen.de

Internet: www.uni-goettingen.de/ihlf