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Press release: Unterstützung beim Lebensmittelkauf
No. 108 - 27.06.2025
Universität Göttingen entwickelt Umweltlabel für mehr Nachhaltigkeit auf dem Teller
Eine bewusst klimafreundliche Ernährung fällt oft schwer – welche Lebensmittel sind wirklich gut fürs Klima und die Umwelt? Dafür gibt es beim Lebensmittelkauf kaum Anhaltspunkte. Um hier mehr Orientierung zu schaffen, hat ein Forschungsteam der Universität Göttingen gemeinsam mit Partnern ein wissenschaftlich fundiertes Konzept für ein Umweltlabel auf Lebensmitteln entwickelt. Das Konzept sieht ein farbcodiertes, fünfstufiges Label mit zusätzlicher Umweltpunktzahl vor. Ein solches Kennzeichnungssystem könnte Verbraucherinnen und Verbrauchern helfen, nachhaltigere Kaufentscheidungen zu treffen – und zugleich Anreize für die Ernährungswirtschaft setzen. Das Projekt „Entwicklung und Erprobung eines Klimalabels für Lebensmittel in Niedersachsen“ (EEKlim) wurde vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert.
Ernährungsministerin Miriam Staudte: „Unsere Ernährung beeinflusst das Klima maßgeblich. Die Lebensmittelproduktion verursacht rund ein Viertel der globalen CO₂-Emissionen. Deshalb ist die Klimarelevanz ein zentraler Bestandteil der Niedersächsischen Ernährungsstrategie. Um eine Transformation im Ernährungssystem zu erreichen, bedarf es einer Änderung des Ernährungsverhaltens und der Produktions- und Verarbeitungsmethoden. Das neu konzipierte Label ist verständlich und praxisnah. Sie werden den weiteren politischen Entscheidungsprozess maßgeblich unterstützen.“
„Unsere Studien zeigen, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher ein Umweltlabel wünschen – aber nur ein geringes Wissen haben. Deshalb kommt es besonders auf ein verständliches Design an“, sagt Projektleiterin Dr. Birgit Schulze-Ehlers von der Universität Göttingen. Das Label müsse intuitiv erkennbar machen, wie umweltfreundlich ein Produkt ist – am besten mit einer Kombination aus einem fünfstufigen Farbcode und einer Punkteskala von 1 bis 100. Eine ergänzende Tabelle auf der Rückseite oder weiterführende Informationen, die über einen QR-Code abrufbar sind, sind sinnvoll.
Die Ergebnisse basieren auf umfangreichen Studien mit über 23.000 Teilnehmenden. Getestet wurden verschiedene Designvarianten, auch Eye-Tracking-Experimente und Online-Shop-Tests kamen zum Einsatz. „Besonders wirksam war das Label in Kombination mit einfachen Hinweisen und Rabatten – so konnten wir die Auswahl umweltfreundlicher Produkte im Schnitt um über 60 Prozent steigern“, erklärt Co-Autor Frederick Schoppa, ebenfalls von der Universität Göttingen. Dass es bei der Labelgestaltung auf Einfachheit ankommt, zeigt auch die Forschung von Sergej Schwab, wie Schoppa Doktorand im Projekt: „Den Begriff Biodiversität kennt nur etwa die Hälfte der Befragten! Und noch viel weniger wissen, was darunter zu verstehen ist.“ Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer klaren und verständlichen Kommunikation, da viele Verbraucherinnen und Verbraucher mit fachlichen oder abstrakten Begriffen wenig anfangen können – was die Wirksamkeit von Labels im Alltag deutlich einschränken kann.
Am Projekt beteiligt waren neben dem Lehrstuhl „Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte“ und dem Centrum für Biodiversität und Nachhaltige Landnutzung (CBL) der Universität Göttingen unter anderem die Verbraucherzentrale Niedersachsen und die corsus GmbH. Zahlreiche Unternehmen und Organisationen der niedersächsischen Agrar- und Ernährungswirtschaft brachten sich zudem in einem Fachbeirat ein. Weitere Informationen und der Abschlussbericht sind online unter www.uni-goettingen.de/de/656801.html zu finden.
Kontakt:
Dr. Birgit Schulze-Ehlers
Georg-August-Universität Göttingen
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
E-Mail: birgit.schulze-ehlers@agr.uni-goettingen.de