Dr. Claudia Hillebrandt (Jena)


Das Gedicht im Ohr. Überlegungen zum Verhältnis von Lyrik und Akustik


Respondent: Dr. Peer Trilcke (Göttingen)


Zeit: 28. Juni 2012, 18h c.t.
Ort: Göttingen, Platz der Göttinger Sieben 7, Verfügungsgebäude, Raum VG. 3.102



Abstract

Die enge Verwandtschaft von Lyrik und Musik ist in Gattungspoetik und –theorie immer wieder hervorgehoben worden und spielt nicht zuletzt in der Praxis der Gedichtinterpretation eine wichtige Rolle. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Rede von der »Musikalität« der Lyrik oder eines bestimmten Gedichts in der Regel spezifischer auf die schriftlich fixierten, potentiellen akustischen Dimensionen von lyrischen Texten abzielt, die eben nicht nur still gelesen, sondern auch (nach Maßgabe ihrer kompositorischen Anlage) laut vorgetragen und über das Gehör aufgenommen werden können. Dieser für ein angemessenes Verständnis lyrischer Texte offenbar bedeutsamen Materialität von Sprache wird in der neueren Lyriktheorie denn auch verstärkt Rechnung getragen (Rüdiger Zymner). In der Interpretationspraxis ist dagegen nicht immer klar, ob und wie die akustische Dimension lyrischer Texte einbezogen werden soll.
Ausgehend von einem Fallbeispiel benennt der Vortrag einige Probleme, vor die sich auf akustische Aspekte abzielende Gedichtinterpretationen gestellt sehen, und konturiert an diese Beobachtungen anschließend zugleich mein auf diese akustische Dimension von Lyrik bezogenes Habilitationsprojekt.