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Press release: Lebensmittel kaufen statt selbst produzieren
Nr. 209/2017 - 20.10.2017
Göttinger Agrarökonomen werten Daten von über 10.000 Haushalten in Äthiopien aus
Die am stärksten von Hunger und Mangelernährung betroffene Bevölkerungsgruppe in Afrika sind die Kleinbauern. Häufig wird angenommen, dass afrikanische Kleinbauern vor allem subsistenzorientiert sind, also die meisten konsumierten Lebensmittel selbst produzieren. Eine neue Studie von Agrarökonomen der Universität Göttingen zeigt allerdings, dass der größere Teil der Lebensmittel in Wirklichkeit auf Märkten zugekauft wird. Somit sind Märkte für die Ernährung der Kleinbauernhaushalte wichtiger als die eigene Lebensmittelproduktion. Eine verbesserte Infrastruktur der lokalen Märkte könnte den Hunger und die Mangelernährung von afrikanischen Kleinbauern bekämpfen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht.
Obwohl Äthiopien eines der am stärksten subsistenzorientierten Länder Afrikas ist, werden über 40 Prozent aller in Kleinbauernhaushalten konsumierten Kalorien vom Markt zugekauft. Vom Markt zugekaufte Lebensmittel machen nach Angaben der Wissenschaftler über 80 Prozent der Ernährungsvielfalt der afrikanischen Kleinbauern aus. Ernährungsvielfalt misst die Zahl der in einem bestimmten Zeitraum konsumierten Lebensmittelgruppen und ist ein Indikator für die Qualität und Ausgewogenheit der Ernährung. Besonders hoch ist der Anteil zugekaufter Lebensmittel bei höherwertigen Produktgruppen wie Obst, Gemüse, Fleisch, Eier und Fisch, die vor allem für die Versorgung mit Mikronährstoffen wichtig sind.
Die Frage, wie die kleinbäuerliche Landwirtschaft zur Verbesserung der Ernährung weiterentwickelt werden kann, ist von besonderer entwicklungspolitischer Relevanz. Dabei geht es nicht nur um eine ausreichende Kalorienversorgung, sondern um ausgewogene Ernährung im Hinblick auf alle für den Körper wichtigen Nährstoffe. Die Autoren der Studie, Dr. Kibrom Sibhatu und Prof. Dr. Matin Qaim, ziehen als Fazit: „Der Fokus auf die Subsistenzlandwirtschaft allein ist nicht der richtige Weg. Viel wichtiger ist es, Kleinbauern fit für den Markt zu machen und die Effizienz der lokalen Märkte durch Verbesserung der Infrastruktur zu stärken.“ Für die Studie werteten die Göttinger Wissenschaftler Daten von über 10.000 Haushalten in ländlichen Regionen Äthiopiens aus. Dabei wurden auch saisonale Schwankungen in der Produktion und im Konsum berücksichtigt.
Originalveröffentlichung: Sibhatu, K.T., Qaim, M. (2017). Rural food security, subsistence agriculture, and seasonality. PLOS ONE, http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0186406 (open access).
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Matin Qaim
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-4806
E-Mail: mqaim@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/42360.html