Stellungnahmen und Berichte zu sexualisierter Gewalt und Rassismus


Januar 2016
Angesichts der weiterhin höchst verstörenden Ereignisse in der Silvesternacht in Köln und der medial kontroversen Berichterstaattung in Folge gehört unsere erste Aufmerksamkeit und Anteilnahme den Opfern sexualisierter Gewalt und wir schließen uns den Forderungen nach lückenloser Aufklärung und Strafverfolgung an. Allerdings sehen wir auch die Instrumentalisierung der Ereignisse für Anti-Flüchtlings- und rassistische Diskurse kritisch.

14. April 2016
Wissenschaftliche Darstellung von Prof. Dr. Ulrike Lembke von der Uni Hamburg zum aktuellen Thema der desaströsen Rechtslage zu sexuellen Übergriffen im öffentlichen Raum
Die massenhaften sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln und Hamburg haben eine Debatte über den Schutz der sexuellen Selbstbestimmung im öffentlichen Raum angestoßen, die als solche längst überfällig war – wenn auch gewiss nicht ihre Instrumentalisierung für rassistische Politiken oder einen Sicherheitsstaat mit totalitären Zügen.[i] Allerdings fehlen in dieser Debatte nicht nur Kenntnisse über das tatsächliche Geschehen und seine Hintergründe, sondern es gibt auch große Unsicherheiten bezüglich der Rechtslage.
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22. Januar 2016
Hört auf, Eure rassistischen Gesetzesverschärfungen und Abschiebungen im Namen von Frauenrechten zu legitimieren!
Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln sind für keine Frau*, besser gesagt für keinen Menschen akzeptabel, völlig egal welcher Hautfarbe, Religion oder Herkunft. Was in Köln passiert ist, sollte nicht so dargestellt werden als wäre es der einzige Fall in dieser sogenannten zivilisierten Gesellschaft.Gewalt gegen Frauen hat sehr unterschiedliche Formen und wird von Männern weltweit ausgeübt, auch deutsche Männer sind Täter. Und nur die wenigsten Sexuellen Übergriffe und die wenigsten Vergewaltigungen werden in dieser Gesellschaft geahndet, geschweige denn strafrechtlich verfolgt. Flüchtlinge abzuschieben, um "Frauen zu schützen" ist genauso absurd und verlogen wie Angriffskriege im Namen der Frauenrechte zu führen. Was dies für die Bevölkerung bedeutet, sieht man in Afghanistan: noch mehr Tote und Zerstörung.
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19. Januar 2016
Sexualisierte Gewalt und Wahrheit von Julia Fritzsche
Sexuelle Gewalt, das zeigen einmal mehr die Reaktionen auf Köln, wird also nicht nur unterschiedlich gedeutet, sie wird auch in eine bestimmte politische Agenda integriert: Lob der DDR, Plädoyer für mehr Ordnung und Überwachung, Forderung nach Asylrechtsverschärfung. Problematisch sind nicht nur diese oft reaktionären Zielsetzungen. Problematisch ist auch, dass die Gewaltgeschehnisse instrumentalisiert werden. Trotz all des Alarmismus - sogar Merkel, die sich selten persönlich betroffen zeigt, findet die Taten »unerträglich« - treten dann die eigentlichen Taten und ihre Wirkung auf die Betroffenen in den Hintergrund, und das Reden über Gewalt verliert seine eigentliche Funktion: nämlich die Gewalt zu ächten. Statt sexuelle Gewalt einzudämmen und über ihre zerstörerische Wirkung aufzuklären, kann die öffentliche Beschäftigung mit sexueller Gewalt so schnell gegenteilige Wirkung haben und selbst Teil einer Rape Culture werden. Instrumentalisierung ist nur eine Variante der Rape Culture, die sich nach Köln wieder gezeigt hat. Doch was war das nochmal: Rape Culture?
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18. Januar 2016
Sind wir über Nacht zu einer feministischen Nation geworden? von Christina Clemm und Sabine Hark
Etliche Reaktionen auf die Kölner Silvesternacht sind verlogen. Ein Gespräch über ungenügendes Sexualstrafrecht und die fatale Verquickung von Sexismus und Rassismus.
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12. Januar 2016
Stellungnahme des Flüchtlingsrates zu den Ereignissen in Köln
Zur aktuellen Problematik gehört, dass sich unter den Tätern in der Silvesternacht – neben deutschen Männern – vermutlich auch viele Flüchtlinge aus arabischen Herkunftsländern befanden. Nicht nur deutsche Frauen, sondern auch migrantische und geflüchtete Frauen sind Leidtragende männlicher Gewalt. Sexismus und sexualisierte Gewalt sind ein fortwährendes Problem unserer Gesellschaft, das uns alle betrifft. Aus diesem Grund darf der Einsatz gegen Sexismus und die Weiterentwicklung institutioneller Strukturen zum Schutz von Betroffenen nicht von der Tagesordnung verschwinden.
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08. Januar 2016
Angstmacherei mit System von Nadia Shehadeh
Dutzende Frauen erlebten in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof sexualisierte und gewalttätige Übergriffe. Die Empörung über diese Gewalttaten ist absolut berechtigt und eine breitflächige Diskussion unserer frauenfeindlichen, gewalttätigen, sexistischen Gesellschaft nach wie vor unerlässlich und notwendig. Doch wie zu erwarten entfalteten sich in den bisherigen Debatten um Ursachen, Konsequenzen und Prävention neben des üblichen Potpourris rassistischer Diskurse auch allerlei sinnbefreite Verhaltensvorschläge für Frauen: Der Flüchtlingszuzug müsse begrenzt und ausländische Männer noch besser erzogen und integriert werden. Und Frauen sollten allgemein und vorsichtshalber »eine Armlänge Abstand« zu »Fremden« halten um nicht »angegriffen« zu werden.
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08. Januar 2016
bff-Stellungnahme zu den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht
​In der Silvesternacht ist in Deutschland eine große Anzahl von Frauen Opfer von sexualisierter Gewalt und Belästigung geworden. Zunächst erregten die massenhaften Übergriffe in Köln eine große öffentliche Aufmerksamkeit, mittlerweile melden sich immer mehr Betroffene auch aus anderen Städten bei der Polizei, darunter aus Hamburg und Stuttgart. Der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) erklärt sich solidarisch mit allen Betroffenen. Die im bff zusammengeschlossenen Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe stehen parteilich an der Seite der Betroffenen und verurteilen die Täter. Der bff möchte die betroffenen Frauen ermutigen, sich an eine spezialisierte Fachberatungsstelle für sexualisierte Gewalt zu wenden. Diese Beratungsstellen bieten Betroffenen und deren Angehörigen eine unbürokratische, parteiliche und auf Wunsch anonyme Unterstützung an.
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07.01.2016
Wie umgehen mit den sexuellen Übergriffen in Köln und Hamburg? von Musa Okwonga
Also was schließen wir jetzt aus dieser Analyse? Eigentlich simpel. Stehen wir den Frauen bei. Als Schwarze Männer mit afrikanischen Wurzeln hassen uns die Rassisten in Deutschland sowieso. Sie dachten schon beim ersten Anblick wir seien Vergewaltiger und Perverse und jede sonstige Form von Sexualverbrechern. Ihnen sind die Frauen, die in Köln und Hamburg angegriffen wurden egal jenseits der Möglichkeit hier die vermeintlichen Beweise dafür zu finden, dass wir genauso animalisch sind, wie sie es immer schon befürchtet ? oder gehofft ? hatten. Deswegen sind mir diese Leute eigentlich egal. Es stört mich auch nicht wirklich, wenn irgendjemand eben nicht neben mir im Zug sitzen will. Die Angst vor dem Unbekannten ist schwierig abzugewöhnen. Mich interessieren vielmehr die Frauen, welche sich jetzt in der Öffentlichkeit mehr denn je unsicher und ängstlich fühlen müssen. Ich denke nicht, dass Frauen sich jemals wirklich wohl gefühlt haben, bei Nacht durch Ansammlungen betrunkener, agressiver Männer gehen zu müssen, egal welche Herkunft diese haben. Aber Männer afrikanischer oder arabischer Herkunft werden zukünftig mit noch mehr vorsichtiger Zurückhaltung und Mißtrauen von Frauen zu tun haben.
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07. Januar 2016
Des Rudels Kern von Margarete Stokowski
Die rassistische Hysterie nach den Übergriffen in verschiedenen deutschen Städten schadet den Opfern, weil sie eine wirkliche Debatte über sexualisierte Gewalt verhindert.
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06. Januar 2016
Die Rape Culture wurde nicht nach Deutschland importiert - sie war schon immer da von Stefanie Lohaus und Anne Wizorek
Ein in Sachen sexualisierter Gewalt halbwegs sensibilisierter Mensch kann sich dieser Tage nur verwundert die Augen reiben?wenn er nicht schon vor Wut schäumt. Die Gewalt am Kölner Hauptbahnhof als singuläres Ereignis darzustellen, als Ausnahme, die von außen über das ?gute Deutschland" hereingebrochen ist, schadet von Gewalt Betroffenen mindestens so sehr wie die Verwendung des Begriffs "Antanzen" für die Art der Übergriffe.
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06. Januar 2016
Die Gewalt von Köln und was jetzt zu tun ist von Antje Schrupp
Die furchtbaren Geschehnisse in Köln rufen Pöbler und Rassisten auf den Plan, die voreilig ihre Schlüsse ziehen und angebliche Lösungen präsentieren. Doch welche Reaktion bringt uns wirklich weiter?
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Januar 2016
Statement des Bundesforum Männer
Für das Bundesforum Männer steht fest, dass die bekanntgewordenen Straftaten in keiner Weise verharmlost oder gerechtfertigt werden dürfen. Genauso scharf weist das Bundesforum Männer jedoch zurück, dass die Geschehnisse als ressentimentbeladene Bestätigung für Stereotypen vom "Flüchtlingsmann" instrumentalisiert und verallgemeinert werden. Unabdingbar ist jetzt eine differenzierte und schnelle Analysen der Vorfälle, um genauer verstehen und einordnen zu können, was in der Silvesternacht passiert ist.
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