Das YLAB - Geisteswissenschaftliches Schülerlabor der Universität Göttingen und die Stiftung Adam von Trott, Imshausen e.V. bieten gemeinsam ein vielfältiges Kursangebot für Schüler*innen zu Themen der historisch-politischen Bildung an. Zentral ist dabei der Rückbezug auf Adam von Trott und sein Handeln, das die Themenbereiche Widerstand und Verantwortung, Demokratie und Frieden sowie Europa und Internationalität umfasst. Alle Kurse werden in modularisierter Form angeboten und können individuell kombiniert werden. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit von halb- bis mehrtägigen Programmen. Veranstaltungsorte sind die Stiftung Adam von Trott, Imshausen e.V. oder alternativ die Räumlichkeiten des YLAB in Göttingen. Alle im Rahmen der Workshops anfallenden Kosten Ihrer Gruppe (Kursgebühr, An- und Abreise, Verpflegungs- und Übernachtungskosten) können derzeit von uns übernommen werden.
Die Kurse sind fortlaufend über das gesamte Jahr buchbar – sprechen Sie uns an!

Workshopangebote mit historischem Schwerpunkt

Widerstand im Nationalsozialismus erforderte Mut. Doch welche Möglichkeiten gab es überhaupt, sich dem totalitären Regime zu widersetzen?

Referent: Jan Meiser (YLAB)

Für wen? Schüler*innen ab Klasse 9

Wie lange? 9 bis 16 Uhr, individuelle Absprache möglich

Das nationalsozialistische Regime sicherte seine Macht auch dadurch, dass es seine Gegner erbittert bekämpfte. Einzelne Menschen sahen für sich dennoch Handlungsspielräume, um sich nicht vereinnahmen zu lassen oder sich gegen die Diktatur zu engagieren. Durch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebensläufen lernen wir die Bandbreite der Möglichkeiten und Ausdrucksformen kennen, die vom offenen Protest bis hin zum Tanzen zu Swing Musik reichten. Wir erfahren, dass die Ahndung von Widerstand von der Stellung und dem gesellschaftlichen Einfluss der Betroffenen abhängen konnte, oder dass Menschen vielfach durch Denunziation in die Fänge des totalitären Systems gerieten. Durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Formen unangepassten Verhaltens erarbeiten wir eine allgemeine Definition von Widerstand und diskutieren davon ausgehend, was es heißt, mutig zu sein und für seine eigenen Überzeugungen einzustehen. Bei diesem Seminar werden auch der Veranstaltungsort – das ehemalige Elternhaus des Widerstandkämpfers Adam von Trott zu Solz – sowie seine Biographie miteinbezogen.

Referent: Arndt Macheledt

Für wen? Schüler*innen ab Klasse 10

Wie lange? ca. 3 Zeitstunden

Nach einer thematischen Einführung erkunden die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen die Dauerausstellung. Anhand von Arbeitsmappen arbeiten sie zu unterschiedlichen Themenbereichen. Im Anschluss werden Präsentationen erstellt und die Ergebnisse in der Gruppe vorgestellt und diskutiert.

Inhalt:
- Einführungsfilm und thematische Annäherung an den Begriff „Widerstand“
- Erkundung der Ausstellung und Arbeitsphase in Kleingruppen
- Erstellung einer Präsentation (Laptops werden gestellt)
- Präsentation und Diskussion der Ergebnisse


Referent: Arndt Macheledt

Für wen? Schüler*innen ab Klasse 10

Wie lange? ca. 3 Zeitstunden

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den unterschiedlichen Phasen des Erinnerns an die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland auseinander. Der Fokus liegt auf der Erinnerung an die ermordeten Widerstandkämpfer und das Schicksal ihrer Familien. Anhand biographischer Mappen werden die Lebenswege von Angehörigen der Widerstandkämpfer sowie Formen des Gedenkens nach 1945 erkundet und diskutiert.

Inhalt:
- Wanderung zum Gedenkkreuz oberhalb von Imshausen
- Besuch der Dorfkirche Imshausen
- Arbeitsphase mit biographischen Mappen
- Auswertung und Diskussion


Referent*innen: Arndt Macheledt in Kooperation mit dem Museum Judaica Schenklengsfeld

Für wen? Schüler*innen ab Klasse 9

Wie lange? ca. 4 Zeitstunden

Die Gruppe besucht das jüdische Museum in Schenklengsfeld und den dortigen jüdischen Friedhof. Anhand biographischer Arbeitsmappen erkunden sie die Geschichte der jüdischen Gemeinde und Einzelschicksale nach 1933. Die Erfahrungen von Ausgrenzung und Verfolgung werden durch die Biographien besonders greifbar und in der anschließenden Diskussion reflektiert.

Inhalt:
- Einführung: Jüdisches Leben und Nord- /Osthessen
- Besuch des jüdischen Friedhofs
- Erkundung der Ausstellung (Museum Judaica) und Arbeit mit biographischem Material
- Ergebnissicherung und Diskussion


Referent: Jan Meiser (YLAB)

Für wen? Schüler*innen ab Klasse 10

Wie lange? 9 bis 16 Uhr, individuelle Absprache möglich

In diesem Workshop wollen wir die Weimarer Republik nicht nur vor dem Hintergrund ihres Scheiterns betrachten. Wir zeigen auf, dass die Schaffung dieser Republik die erste erfolgreiche demokratische Staatsgründung der deutschen Geschichte war und den Bürger*innen neue weitreichende Möglichkeiten der politischen Partizipation eröffnete. So legte etwa die 1919 verabschiedete Weimarer Reichsverfassung das Wahlrecht für Frauen fest und führte erstmals auch soziale Grundrechte ein. Im Workshop lernen wir Persönlichkeiten aus verschiedenen politischen Lagern kennen, die die Republik von Weimar auf entscheidende Art und Weise mitgeprägt haben. Auf Grundlage historischer Quellen loten wir aus, welche Chancen und Risiken dieses Staatswesen von seiner Gründung an begleiteten. Ebenso diskutieren wir, welche der politischen Reformen, die damals angestoßen wurden, auch heute noch relevant sind. Darüber hinaus bietet der Workshop einen idealen Ausgangspunkt, um sich mit der Zerbrechlichkeit der Demokratie auseinander zu setzen.

Alles schon einmal da gewesen? Die Auseinandersetzung mit dem Berliner Antisemitismusstreit und den Argumentationsmustern der AfD fördert ein erstaunliches Déjà-Vu-Erlebnis zutage.

Referent: Jan Meiser (YLAB)

Für wen? Schüler*innen ab Klasse 11

Wie lange? 9 bis 16 Uhr, individuelle Absprache möglich

„Deutschsein“, was ist das eigentlich? Sind das Socken in Sandalen, eine akkurat geschnittene Hecke und eine Sammlung von Gartenzwergen? Die Werbekampagne der Bundesregierung „Das ist sooo deutsch“, die im Herbst 2019 diese Bilder als ironische Zitate bemühte, zeigt zumindest eins: Die Frage „Was ist deutsch?“ ist in Deutschland wieder aktuell. Das hat mit einem erstarkenden Nationalismus und dem Aufstieg der AfD zu tun. Am Beispiel des Berliner Antisemitismusstreits der Jahre 1879-1881, in dem das Deutschsein in Abgrenzung zum Jüdischsein definiert wurde, lassen sich deutliche Parallelen zu heutigen Argumentationsmustern der AfD herausarbeiten. In diesem Seminar setzen wir uns mit dem Pamphlet „Die Juden sind unser Unglück“ (Heinrich Treitschke) auseinander und beschäftigen uns mit dem Antisemitismus im Kaiserreich, um davon ausgehend Alexander Gauland und Co. eine zeitgemäße Antwort auf die Frage „Was ist deutsch?“ geben zu können.



Workshopangebote mit politischem Schwerpunkt
Referent: Arndt Macheledt

Für wen? Schüler*innen ab Klasse 9

Wie lange? ca. 3 Zeitstunden

Ausgehend von den historischen Modulen nähern sich die Schülerinnen und Schüler demokratischen Werten an. Im Zentrum stehen die Fragen „Wie wird man eigentlich Demokrat?“ und „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“. Anhand pädagogischer Planspiele und interaktiver Methoden werden einzelne Begriffe näher untersucht und diskutiert.

Inhalt:
- Brainstorming und Ideensammlung
- Rollenspiel I
- Kurzfilm
- Rollenspiel II
- Reflexion und Diskussion


In den Sozialen Medien verbreiten sich Informationen rasend schnell. Dabei ist es nicht immer einfach, zu erkennen, welche Meldungen glaubwürdig und welche falsch sind.

Referent: Dr. Gilbert Heß (YLAB)

Für wen? Schüler*innen ab Klasse 10

Wie lange? 9 bis 16 Uhr, individuelle Absprache möglich

In diesem Workshop spüren wir Lügen, Gerüchte und Fälschungen auf und erklären sie aus ihrem geschichtlichen Kontext: Wer hat wann, warum falsche Informationen in Umlauf gebracht oder die Wahrheit zu seinen Gunsten verdreht? Die Spurensuche führt uns dabei über die Flüchtlingskrise und Donald Trump hin zu ägyptischen Pharaonen, römischen Kaisern und mittelalterlichen Päpsten, die bereits vor hunderten von Jahren Gründe fanden, ihre ganz eigene Wahrheit zu verbreiten.