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Geothermie

Die Universitätsenergie Göttingen GmbH (UEG) war gemeinsam mit der Stiftungsuniversität (einschließlich Universitätsmedizin Göttingen) maßgeblich an einem neuen EU-Projekt zur Erforschung der tiefen Geothermie beteiligt. Insgesamt 16 europäische Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft haben sich darin mit der Erschließung bislang kaum untersuchter Gesteinsreservoire, dem Einsatz neuer Techniken und der Optimierung bestehender Geothermie-Anlagen beschäftigt. Ziel des Projekts war ein Überblick über das wirtschaftliche Potenzial und die CO2-Einsparungen an verschiedenen Standorten in Europa. Das Projekt war das einzige, das die Europäische Kommission unter den sieben eingereichten Anträgen bewilligte. Von der Fördersumme in Höhe von insgesamt rund zehn Millionen Euro flossen etwa eine Million Euro in den Jahren 2018 bis 2021 nach Göttingen.

Koordinator des Projekts war die Firma ÉS-Geothermie, die im französischen Elsass wirtschaftlich erfolgreich Tiefengeothermie-Kraftwerke betreibt und damit Strom erzeugt und Wärme gewinnt. Am Beispiel der elsässischen Anlagen wollten die Forscherinnen und Forscher beispielsweise Lösungen finden, wie sich die Ausfällung von Mineralien in den Rohren beim Abkühlen des Wassers verhindern lässt. Nur dadurch kann das nach der Stromgewinnung immer noch heiße Wasser weiter genutzt und mit kälterer Temperatur wieder in die tiefen Gesteinsschichten transportiert werden. Ein weiteres technologisches Ziel war der Test neuartiger Turbinen zur Stromerzeugung an ehemaligen Ölbohrungen, die aufgrund des hohen Wassergehalts aufgegeben werden mussten.

Relevant für Göttingen ist insbesondere die gesteinsphysikalische und strukturelle Charakterisierung des sogenannten variszischen Grundgebirges. Auf dieser Basis lassen sich das geothermische Potenzial quantifizieren und Strategien zur Erschließung des Untergrunds entwickeln. Die UEG konnte gemeinsam mit der Stiftungsuniversität (einschließlich Universitätsmedizin Göttingen) bei tiefenseismischen Untersuchungen im Jahr 2015 zeigen, dass die deformierten und metamorphen Sedimente dieses alten Gebirges ab einer Tiefe von etwa 1.500 Metern unter Göttingen auftreten. Da es in Göttingen und Umgebung keine entsprechend tiefen Bohrungen gibt, von denen Material vorliegt, konnten nun Analogstudien im Harz betrieben werden, wo solche Gesteine auftreten, und die Proben von den Projektpartnern untersucht werden.

Die Weiterentwicklung der Wärmeversorgung am Göttingen Campus für eine spätere geothermische Nutzung war ebenfalls Gegenstand des Projekts. Darüber hinaus wollten die Partner ein Instrument entwickeln, das es Investoren erlaubt, die Wirtschaftlichkeit eines Standorts zu berechnen. Alle im Projekt gewonnenen Daten und technologischen Innovationen wurden mit vorhandenen geologischen und infrastrukturellen Daten verknüpft, um daraus eine europäische Potenzialkarte zu erstellen. Damit wurde eine Basis geschaffen, die zur Förderung und Investition in Geothermie auf europäischer Ebene beiträgt.

Weitere Informationen hierzu finden Sie unter:

MEET – Multi-sites EGS Demonstration
Geothermieprojekt der Universität Göttingen SöR