Rekonstruktion der Umweltgeschichte des tibetischen Waldgrenz-Ökotons durch Interpretation datierter Pollendiagramme

Aktuelle Dynamik und holozäne Landschaftsgeschichte fragmentierter Wald-Biozönosen in Tibet

Struktur und Dynamik fragmentierter Wald-Biozönosen in der Osthälfte des tibetischen Hochlandes zwischen Qilian Shan im Norden und Himalaya im Süden sind Teil einer durch tektonische Hebung und holozäne Austrocknung beeinflussten Kulturlandschaftsentwicklung. Die postpleistozän aus dem Schluchtenrelief Osttibets wieder eingewanderten Wälder sind spätestens seit dem Klimaoptimum durch Rodung bis zu den heutigen inselhaften Relikten fragmentiert worden. Im südtibetischen Trockengebiet führten Entwaldung und Triftweide zur heutigen Hochgebirgshalbwüste. In Ost- und Nordost-Tibet hat sich entweder eine Harttorf-Decke aus alpinen Cyperaceen nach der Rodung in die potenzielle Waldstufe ausgedehnt, oder diese Harttorf-Decke hat die nacheiszeitliche Wiederbewaldung verzögert, so dass im zweiten Fall die Wiederbewaldung die Zerstörung der Harttorf-Decke voraussetzen würde. Das übergeordnete Ziel des Vorhabens ist die Klärung der aktuellen Dynamik und holozänen Entwicklungsgeschichte von Waldinseln und Triftweiden im Höhengrenzsaum des osttibetischen Gebirgswaldgürtels. Das Vorhaben ordnet sich ein in die weltweite Erforschung fragmentierter Biozönosen in Hochgebirgen. Das Ziel soll durch die Synthese der Ergebnisse von palynologischen, bodenkundlichen, biologischen und vegetationsgeographischen Teilprojekten erreicht werden:


  • Fortsetzung und Ausweitung der Untersuchungen zur aktuellen Vegetationsdynamik und Baumfähigkeit der Triftweiden und Cyperaceenmatten auf Dauerbeobachtungsflächen unter Weideausschluss (experimentelle Vegetationskunde)
  • Standortkundlich fokussierte, floristisch vollständige Inventur von Waldfragmenten und umgebenden Triftweiden (schwerpunktmäßig in Nordosttibet, ergänzend in Ost- und Südtibet) (Vegetationsgeographie, Geobotanik)
  • Bodenkundliche Untersuchungen zur Geschichte der Dynamik zwischen Wald und Cyperaceenmatten auf Harttorf (Bodenkunde, Dr. K.Kaiser)
  • Rekonstruktion der Umweltgeschichte des tibetischen Waldgrenz-Ökotons durch Interpretation datierter Pollendiagramme (Palynologie, Dr. F. Schlütz)
  • Molekularsystematische Untersuchungen zur Klärung der Arealentwicklung der Flora des osttibetischen Waldgrenzökotons sowie der Verwandtschaftsgrade der bestandbildenden Koniferen (Systematische Botanik, Prof. Dr. Liu Jianquan)




Projektleitung:
Prof. Dr. G. Miehe

Wissenschaftlicher Mitarbeiter:
Dr. F. Schlütz

Stichworte:
Tibet, Vegetationsdynamik, Biogeographie, Vegetationskunde, Vergleichende Hochgebirgsforschung

Förderzeitraum:
2003 - 2005

Förderer:
DFG