Wolfram von Soden

Im Dezember 1933 wurde Wolfram von Soden, geboren am 19. Juni 1908 in Berlin, in Göttingen habilitiert. Seine Promotion hatte von Soden 1931 in Leipzig bei Benno Landsberger vollendet. Im Mai 1934 erhielt von Soden einen Lehrauftrag in Göttingen, der 1936 zu einem ExtraOrdinariat für Assyriologie und Arabistik ausgeweitet wurde. Im Jahr 1940 berief man von Soden als Ordinarius an die Universität Berlin. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde von Soden in Berlin entlassen und kehrte auf Umwegen wieder nach Göttingen zurück, wo er seine Wohnung die ganze Zeit über behalten hatte. Schon 1948 hatte von Soden durch sein „Akkadisches Syllabar“ bewiesen, dass er hohe wissenschaftliche Qualitäten zu bieten hatte. Trotzdem erteilte man ihm erst 1950 nach einigem Hin und Her einen unbezahlten befristeten Lehrauftrag für Assyriologie in Göttingen. Mit der Professur wurde er allerdings nicht bedacht. 1934 war von Soden in die SA eingetreten, war aber bis 1944 nicht Mitglied der NSDAP. Durch eine Art „Zwangseingliederung“ erfolgte dann der Eintritt in die Partei. Trotz einer Entlastung bei der Entnazifizierung der Alliierten, standen Angehörige der Fakultät von Soden noch immer kritisch gegenüber. Nichtsdestotrotz arbeitete von Soden weiterhin an grundlegenden wissenschaftlichen Projekten. So erschien im Frühjahr 1952, nach vierjähriger Arbeit, der „Grundriss der akkadischen Grammatik“, der bis zum heutigen Tag noch immer seinen festen Platz im Unterricht und in der Wissenschaft hat. Im Anschluss stand gleich ein weiteres Unternehmen an, mit dessen Ausführung von Soden betreut wurde. Anhand eines unvollendeten Manuskriptes von Bruno Meissner entstand das „Akkadische Handwörterbuch“, ebenfalls ein Meilenstein in der Geschichte der Assyriologie. Durch den persönlichen Einsatz von Benno Landsberger für von Soden wurden diesem Anfang 1953 eine Diätendozentur und kurz darauf im gleichen Jahr eine außerplanmäßige Professur in Göttingen angetragen. Im Jahr 1954 erhielt von Soden einen Ruf an die Universität Wien, wo er als Ordinarius wirken sollte. Da Göttingen sich nicht auf Bleibeverhandlungen einließ, folgte er im Dezember 1954 dem Ruf und brachte der Wiener Orientalistik in den folgenden Jahren ein hohes Ansehen. 1961 erhielt von Soden erneut einen Ruf, diesmal nach Münster, wo er dann bis zu seiner Emeritierung 1976 wirkte. Am 6. Oktober 1996 verstarb von Soden in Münster. Der in Göttingen entstandene „Grundriss der akkadischen Grammatik“ und das hier begonnene „Akkadische Handwörtbuch“ gehören zweifellos zu den größten Leistungen der Altorientalistik im 20. Jh. und sind auch für die wissenschaftliche Arbeit des 21. Jh. unverzichtbar.


(von Friederike Schulze)