19/07/2011: Einkommenspolarisierung: hohe Einbußen bei Geringverdienern
Die Frankfurter Rundschau hat beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) neue Umfrageergebnisse des Sozio-oekonomischen Panels (Soep) auswerten lassen, um herauszufinden, wie sich die realen Nettoeinkommen in Deutschland von 2000 bis 2010 entwickelt haben. Die Ergebnisse der Studie zeigen einmal mehr (siehe z.B. 03.01.2011 und 27.01.2011), wie sehr sich die Einkommensschere aufgrund fallender Löhne bei den Niedriglohnbeschäftigten geöffnet hat.
Wie die FR in Bezug auf die Studie berichtet, komme der wirtschaftliche Aufschwung bei vielen Menschen gar nicht an. Stattdessen werde die Gehaltskluft in der Bevölkerung immer größer. So seien die Einkommen von Geringverdienern zwischen 2000 und 2010 drastisch zurückgegangen: preisbereinigt seien ihre Nettogehälter um 16 bis 22 Prozent gesunken. Beschäftigte in der höchsten Einkommensgruppe hätten dagegen ein leichtes Plus von knapp einem Prozent verbuchen können, wobei die gesamten Einkünfte der Wohlhabenden deutlich stärker gestiegen sein dürften, da in der Umfrage nur nach dem regelmäßigen Arbeitseinkommen gefragt worden sei. Boni sowie Einkünfte aus Vermögen seien nicht erfasst worden.
Im Durchschnitt seien die realen Nettolöhne laut DIW-Studie innerhalb eines Jahrzehnts um 2,5 Prozent gesunken. Dies zeige, dass die Politik „die Reformschraube überdreht“ habe, habe der DIW-Verteilungsforscher Markus Grabka der FR gesagt. Auch der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Joachim Möller, habe von „Auswüchsen“ gesprochen, die man beschäftigungspolitisch nicht rechtfertigen könne. Gegenüber der Zeitung habe er gefordert, der zunehmenden Lohnspreizung durch einen Mindestlohn entgegenzuwirken.
Quelle: FR-online vom 19.07.2011