In publica commoda

Presseinformation: Schmackhafte Wurst ohne schmerzhafte Ferkelkastration

Nr. 41 - 13.03.2019

Forscherteam mit Göttinger Beteiligung untersucht Verarbeitungsmöglichkeiten für Eberfleisch


(pug) Das Verarbeiten von Fleisch männlicher unkastrierter Schweine ist eine Herausforderung, da sich vermehrt geschlechtsspezifische Geruchsstoffe im Fett anreichern können. In einem Forschungsverbund haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen untersucht, auf welche Weise dieses Fleisch verarbeitet werden kann, um eine möglichst gleichbleibende Produktqualität sicherzustellen. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Meat Science erschienen.

 

Ab 2021 wird in Deutschland die betäubungslose Ferkelkastration aus Tierschutzgründen nicht mehr zulässig sein. Bei der Mast von Jungebern wird auf die Kastration schon jetzt völlig verzichtet. Allerdings gibt es dabei Bedenken hinsichtlich der resultierenden Produktqualität. Denn bei einem Teil der Tiere können sich bis zum Erreichen des üblichen Schlachtgewichts vermehrt natürliche Geruchsstoffe im Fett anreichern, die von entsprechend sensiblen Menschen überwiegend als unangenehm empfunden werden. Nach aktueller EU-Gesetzeslage führt das Auftreten eines „ausgeprägten Geschlechtsgeruchs“ sogar zur Erklärung der „Genussuntauglichkeit“ des Fleisches durch die Behörden.

 

„Aus ethischen und ökonomischen Gründen ist jedoch geboten, alle geschlachteten Tiere für die menschliche Ernährung vollständig und wertschöpfend zu verwenden“, sagt Dr. Johanna Mörlein von der Abteilung Produktqualität tierischer Erzeugnisse der Universität Göttingen und Erstautorin der Studie. Wissenschaftler aus Göttingen, Bernburg und Westerau haben daher untersucht, welche Verarbeitungsstrategien geeignet sind, um eine gleichbleibende Produktqualität sicherzustellen und das Fleisch für die Lebensmittelkette zu erhalten. Die Forscher variierten dafür verschiedene Gewürze, Rauch sowie den Anteil von stark geruchsabweichendem Eberfleisch bei der Herstellung von Frankfurter Würstchen. In zwei unabhängigen Konsumentenstudien wurden die Produkte verkostet und bewertet.

 

Das Ergebnis: Die Verarbeitung von bis zu 30 Prozent stark geruchsauffälligem Eberfleisch zu schmackhaften Wurstwaren ist möglich. „Das Verschneiden von Rohmaterialien unterschiedlicher Qualitäten ist in vielen Branchen der Lebensmittelindustrie üblich“, so Mörlein. „Warum sollte das nicht auch für Schweinefleisch gelten dürfen? Konsumententests helfen uns dabei herauszufinden, welche Verarbeitungsstrategien eine ausreichend ähnliche Produktqualität liefern.“

 

Originalveröffentlichung: Mörlein et al. Sustainable use of tainted boar meat: Blending is a strategy for processed products. Meat Science (2019). https://doi.org/10.1016/j.meatsci.2019.02.013

 

Kontakt:

Dr. Johanna Mörlein

Georg-August-Universität Göttingen

Fakultät für Agrarwissenschaften

Abteilung Produktqualität tierischer Erzeugnisse

Albrecht-Thaer-Weg 3, 37075 Göttingen

Telefon (0551) 39-26085

E-Mail: johanna.moerlein@uni-goettingen.de

www.uni-goettingen.de/de/494394.html