Kunstwerk des Monats im März 2009


01. März 2009
"Die Eulenspieglerin" von Ulrike Rosenbach, 1984/85
Vorgestellt von: Meike Rotermund

Ulrike Rosenbach: Die EulenspieglerinVideokunst gibt es inzwischen seit gut vier Jahrzehnten und diese Kunstform hat sich unter dem Sammelbegriff "Medienkunst" etabliert. Ab Mitte der 1960er Jahre experimentierten Künstlerinnen und Künstler zunächst in den USA mit der elektromagnetischen Bildaufzeichnung, die zuvor nur im Profibereich einsetzbar war, zu diesem Zeitpunkt aber, durch die Entwicklung des Sony-Portapaks auch für Amateure zugänglich wurde. Nam June Paik, der "Vater der Videokunst", hat mit dem Portapak das erste künstlerische Videotape gedreht und schon wenig später zusammen mit dem Techniker Shuya Abe einen Bildsynthesizer entwickelt, mit dem sich die elektronischen Bilder vielfältig manipulieren ließen.

Ulrike Rosenbach gehört zu den Pionierinnen der Videokunst in Deutschland. Die Beuys-Studentin lernte bei einer Ausstellung der amerikanischen Avantgarde Anfang der 1970er Jahre in Düsseldorf diese damals noch ganz neue Technik kennen und war sofort in den Bann gezogen von "dem tollen Ding", das es ermöglichte, unabhängig von einem Kameramann, zum Beispiel eigene Performances aufzuzeichnen und direkt zu beobachten durch das für die Videotechnik charakteristische Closed-Circuit-Verfahren. Dahinter verbirgt sich, dass das aufgezeichnete Bild gleichzeitig auf dem Monitor erscheinen kann, und Video damit einem Spiegel gleich fungiert.

Wenn dies neue Medium von bildenden Künstlern zunächst dokumentarisch eingesetzt wurde, hat die Videotechnik durch die Form der elektronischen Bildaufzeichnung weitere medienspezifische Eigenschaften, die sie vom fotochemischen Film unterscheiden und die sich im Laufe der Zeit gerade auch von bildenden Künstlern zu einer spezifischen Videoästhetik weiter entwickelt wurden.

Die rund 20-minütige Videoarbeit "Die Eulenspieglerin" ist eines der Hauptwerke der Künstlerin Ulrike Rosenbach, die während der Jahre 1984 und 85 entstand. Das Oeuvre der Künstlerin, die 1943 geboren wurde, ist geprägt durch eine Vielzahl an Videotapes und Performances " sie entwickelte zum Beispiel ihre ganz spezifische Form der Videoperformance - aber auch Objekte, Fotografien wie auch Zeichnungen finden sich in Rosenbachs Werk. Das künstlerische Tape "Die Eulenspieglerin" ist aus Aufzeichnungen, die bei mehreren Performances der Künstlerin entstanden sind, komponiert worden. Es bildet aber keine Dokumentation der Performance, sondern ist ein eigenständiges Kunstwerk, das auf poetische Weise den Lebensweg einer Frau beschreibt. Die komplexe audiovisuelle Sprache, in der durch unterschiedliche Blenden und andere elektronische Trickeffekte vielschichtig mehrere Bildinhalte simultan verwoben sind, ist durch eine starke in unterschiedliche Kontexte lotende Symbolik geprägt.