Kunstwerk des Monats im September 2008


07. September 2008
"Jesus bei Maria und Martha" von Simon de Vos
Vorgestellt von: Inke Beckmann, M.A.

Simon de Vos: Jesus bei Maria und MarthaReligiöse Erbauung oder lukullische Genüsse" Das im Bild dargestellte Geschehen folgt Lukas 10, 38-42: Jesus ist in das Haus der Schwestern Maria und Martha aufgenommen worden. Während Maria rechts seinen Worten lauscht, sorgt Martha für das leibliche Wohl.

Sie hält einen Bratspieß mit Geflügel in der Rechten, neben und vor ihr zu sehen sind Hummer, Austern, Fische und allerlei Gemüse, wie Spargel und Artischocken.

Auf ihre Beschwerde, dass Maria nicht helfe, antwortet Jesus Lukas zufolge, diese habe statt irdischer Mühen sein Wort und damit "den guten Teil erwählt".
Rechts wird der Blick auf einen Nebenraum geöffnet, wo sich drei Jünger bei Tisch sowie ein Diener befinden.

Der Gegensatz zwischen "vita activa" (den niederen materiellen) und "vita contemplativa" (den höheren spirituellen Dingen) im vorgestellten Gemälde, das in der Tradition der so genannten "Küchenstücke" etwa eines Pieter Aertsen (1509-1575), war ein beliebtes Thema der holländischen und flämischen Malerei.
Nahrungsmittel wurden immer mehr in den Vordergrund gerückt, was in der Erfindung der beliebten Mahlzeitenstillleben gipfelte, denen jede biblische oder sonstige erzählende Personenstaffage fehlte.
Das Göttinger Gemälde war 2005 in der Ausstellung "Asperges in olieverf - Een koninklijke groente in de zeventiende eeuw" (Spargel in ölfarbe - ein königliches Gemüse im siebzehnten Jahrhundert) in Limburgs Museum Venlo zu sehen. Dem Thema der Ausstellung entsprechend war der Fokus nicht auf die biblische Geschichte, die im Bild geschildert ist, gerichtet, sondern auf die Bedeutung des Spargels.

Obwohl die Spargelzeit bereits vorbei ist, soll auch hier ein Blick auf dessen Bedeutung als Gemüse und als Lebensmittelsymbol geworfen werden. Spargel ist wegen seiner Empfindlichkeit und kurzen Erntezeit seit langem ein Genuss für Feinschmecker und wird nicht nur "königliches Gemüse" genannt, sondern auch "Essbares Elfenbein" oder "Frühlingsluft in Stangen". Schon die alten Griechen haben den Spargel gekannt. Nicht so sehr als Gemüse, vielmehr als Arzneimittel, wie bereits der Arzt Hippokrates aus Kos (ca. 460 - 370 v. Chr.) erwähnte. Die Römer haben den Spargel kultiviert. Dies geht aus einer Beschreibung von Marcus Porcius Cato (234 - 149 v. Chr.) über den Anbau von Spargel hervor. In Frankreich und England war der Spargelanbau schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts verbreitet. Daraufhin folgte der Anbau auch in anderen europäischen Ländern. Es wurde zunächst überwiegend der grüne Spargel angebaut. Noch bis ins 19. Jahrhundert spricht man dem Spargel Heilwirkung zu. Er war im amtlichen Arzneibuch vermerkt und musste deswegen in Apotheken geführt werden. Verabreicht wurde er zum Beispiel gegen ödeme, bei Rheuma und Nervenleiden. Außerdem sagt man dem Spargel eine aphrodisische Wirkung nach.