Kunstwerk des Monats im März 2008


02. März 2008
"Die große Passion" von Albrecht Dürer
Vorgestellt von: Katja Riemer

Dürer: Die große Passion1528, im Todesjahr Albrecht Dürers, veröffentlichte Erasmus von Rotterdam eine berühmte Lobrede auf den Künstler, in der er nicht nur das allgemeine Erstaunen über und die Bewunderung für Dürers Kunst ausdrückt, sondern den Künstler ganz selbstverständlich anhand seiner Druckgraphik bewertet, denn seinen Zeitgenossen war Dürer vor allem durch seine graphischen Werke bekannt.

Begründet wurde sein Ruhm durch sein 1498 erschienenes Buch der Apokalypse, in dem er dem Text der Offenbarung des Johannes ganzseitige Einblattholzschnitte gegenüberstellte, die jedoch - anders als Buchillustrationen seiner Zeit - nicht koloriert werden sollten, sondern ihre Wirkung ausschließlich aufgrund des Schwarz-Weißen Linienspiels entwickeln sollten. Zeitgleich zu diesen Darstellungen schuf er um 1498/99 eine Gruppe von sieben Passionsszenen, die er zunächst als Einzeldrucke verkaufte. Heute sind diese Blätter als Große Passion bekannt """ "groß" aufgrund ihres Formates von 400 x 300 mm in Abgrenzung zur ebenfalls im Holzschnitt ausgeführten Kleinen Passion (127 x 98 mm). Erst 1510, also mehr als 10 Jahre nach der Entstehung der frühen Blätter, erweiterte Dürer die Serie um fünf Episoden der Passionsgeschichte und brachte sie 1511 zusammen mit einer Neuauflage der "Apokalypse" sowie dem """Marienleben""" als die "Drei großen Bücher" heraus. Da zu dieser Zeit außerdem seine Holzschnitte zur "Kleinen Passion" sowie die "Kupferstichpassion" entstanden, setzte sich Dürer zu Beginn des 16. Jahrhunderts also gleichzeitig in drei gedruckten Folgen und zahlreichen Einzelblättern mit der Leidensgeschichte Christi auseinander.

Diese intensive Auseinandersetzung mit der Passion entsprang der im späten Mittelalter in allen Gesellschaftsschichten weit verbreiteten Passionsfrömmigkeit, die gerade auch in Nürnberg durch die jährliche Heiltumsweisung u.a. mit einem Stück des Tischtuchs des letzten Abendmahls sowie der Heiligen Lanze und eines Nagels vom Kreuz Christi von großer Bedeutung war. Die Frömmigkeitspraxis des späten Mittelalters maß hierbei den Bildern sowohl bei der frommen Betrachtung als auch beim individuellen Gebet eine große Bedeutung zu. Ziel war eine möglichst eindringliche Vergegenwärtigung der Passion, die keinen Aspekt des Leidens unberücksichtigt ließ. Die Betrachtung der Passion Christi als Vorbild für den Gläubigen verlangte zunächst ein innerliches Mitleiden ("compassio"), eine seelische Vereinnahmung des Geschehens und schließlich eine tätige Nachfolge Christi ("imitatio"). Die Teilhabe an der Erlösungstat Christi, das Erlangen von Seligkeit, hing hierbei von den frommen Anstrengungen des Gläubigen ab. Bildwerke konnten den Gläubigen hierbei zum Einen als Gedächtnisstütze dienen, zum Anderen auch beim Erlangen von Ablässen helfen, da bestimmte Gebetsübungen mit einzelnen Motiven beispielsweise aus dem Passionsgeschehen verbunden waren.