Kunstwerk des Monats im Juni 2007


03. Juni 2007
Der Monat Juni: Kalenderblätter
Vorgestellt von: Inke Beckmann, M.A.

Der Monat Juni: KalenderblätterIm Juni wird in der Veranstaltungsreihe "Kunstwerk des Monats" parallel zur Ausstellung "Gott und die Welt - Niederländische Graphik des 16. Jahrhunderts", die am 10. Juni eröffnet und bis zum 8. Juli in den Räumen der Kunstsammlung zu sehen sein wird, Druckgraphik dieser Zeit im Mittelpunkt stehen.
Inke Beckmann, M. A. stellt Kalenderblätter vor, die in der Kunstproduktion einen bedeutsamen Platz einnahmen. Im Zentrum steht dabei - passend zum Monat - das Blatt Juni von Adrian Collaert ( um 1560-1618) nach Hans Bol ( 1534-1593) aus einer Serie von 12 Monatsblättern.

Auf dem kreisförmigen Stich sieht man im Vordergrund einer burgähnlichen Anlage eine für den Monat Juni typische Tätigkeit: das Scheren von Schafen. Überschrieben ist das Blatt mit "Junius" und ein Krebs ist als Tierkreiszeichen darunter abgebildet. Seit dem späten Mittelalter finden wir besonders in Stundenbüchern Kalenderdarstellungen, oft in Form von Monatsbildern, die häufig höfische, wie alltägliche Szenen in Verbindung mit Tierkreiskreiszeichen oder Heiligen darstellen. Ein Beispiel dafür ist das Stundenbuch des Duc de Berry, das als Nachdruck ebenfalls zu sehen sein wird.

Vor allem im 16. Jahrhundert wurde diese Form der Darstellung auch auf einzelnen Kupferstichen umgesetzt. Häufig handelte es sich um Stichfolgen, die aus 12 Blät-tern bestehen und das ganze Jahr "bebildern". Bereits vor dem Mittelalter gab es eine Tradition dieser Darstellung, allerdings wurden meist mythologische Themen verwandt.

Der Kalender hatte für die Volkskultur, Bräuche und Aberglauben eine große Bedeutung. Durch die Darstellung in Verbindung mit Heiligen bot er eine Hilfe zur Orientierung im Kirchenjahr, durch die Stiche, die mit Tierkreiszeichen verbunden sind, wird das Interesse an der Wissenschaft, insbesondere der Astronomie offenkundig. Zudem wird in diesen Blättern sowohl die Landschaft, die sich zu dieser Zeit als eigenständiges Sujet legitimierte, detailliert dargestellt. Darüber hinaus finden wir die Gartenkunst, die in den Niederlanden ab 1550 durch Reisen in ferne Länder und Einführung exotischer Pflanzen und Zitrusfrüchten eine neue Bedeutung erhielt in verschiedenen Stichen dokumentiert. Als Beispiel hierfür kann das Blatt April von Collaert aus der gleichen Serie dienen, welches in der Ausstellung "Gott und die Welt" gezeigt wird. Die Verbindung von Landschaftsdarstellung und höfischen Lebens auf derartigen Monatsstichen ist eine typische Darstellungsform von Kalenderblättern des 16. Jahrhunderts.