Tagung "Governance durch Beratung - Beratung der Governance", Göttingen, 17./18.11.2016

Call for Papers

Call for Papers zur Konferenz:
Governance durch Beratung - Beratung der Governance
Diversität, Gouvernementalität und Beratung im öffentlichen Sektor
Universität Göttingen, 17./18.11.2016

In modernen, funktional ausdifferenzierten Wissensgesellschaften wird Beratung von öffentlichen Institutionen immer wichtiger. Sie bildet und bietet ein Instrumentarium, das dazu dient, Trans-/Formationsprozesse sowohl voranzutreiben und umsetzungspraktisch zu begleiten als auch kollektiv zu reflektieren, zu verhindern oder mindestens (produktiv) zu stören.

Zwei Kontextfaktoren des Wandels erscheinen dabei besonders relevant für Organisationen: Während der eine die Dynamisierung organisationaler Umwelt und analoge Normvorstellungen betrifft, zielt zweitens die Forderung nach einer Kultur der Wertschätzung von Vielfalt auf ein Reflexivwerden von Organisationen selbst.

Insbesondere vor dem Hintergrund eines gestiegenen Bewusstseins für Diversität in Organisationen und Gesellschaft scheint eine Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Funktionen, Formen, Zielen und Methoden der Beratung geboten. Eine Herausforderung in Beratungsverhältnissen besteht darin, einen Wissenstransfer zu organisieren, der sich sowohl "in-house" vollziehen kann, als auch externe Akteur/-innen zu integrieren vermag.

Die Tagung soll in sozialwissenschaftlicher Perspektive einen Blick auf diversitätssensible Beratung im öffentlichen Sektor werfen. An Hochschulen, aber auch z.B. in Krankenhäusern und Schulen, besteht ein Spannungsfeld zwischen dem so genannten "Business Case" und dem "Equity Case". Damit stellt sich die Frage, welche Rolle Beratung in diesem Spannungsverhältnis im Hinblick auf unterschiedliche Dimensionen und im jeweiligen Kontext einnehmen kann.

Mit Blick darauf wünschen wir uns Beiträge zu den folgenden Feldern:


  • Beratungstypen: Was wird unter Beratung verstanden? Welche Rolle spielen die unterschiedlichen Beratungstypen - z.B. interne und externe Beratung, Fach- und Prozessberatung - in Organisationen? Wie lassen sie sich auf einem Kontinuum von Beratung, Coaching und Supervision verorten?
  • Beratungsverhältnisse: In welchen (Macht-)Verhältnissen findet Beratung öffentlicher Organisationen statt? Welche Rollen und Rollendivergenzen lassen sich beobachten? Wie formell oder informell findet Beratung statt?
  • Beratungsmethoden: Welche Beratungs- und/oder Interventionsmethoden kommen im öffentlichen Sektor zum Einsatz und wie können sie systematisiert werden? Welche Konzepte von Beratung erweisen sich gegenwärtig als anschlussfähig, um zu empirisch gehaltvollen Aussagen über den Status Quo und zukünftige Entwicklungen zu gelangen?
  • Beratungsziele: Mit welchen Zielen wird Beratung beauftragt, durchgeführt und wahrgenommen? Wie verhalten sich die Ziele der Auftraggeber/-innen, der Beratenden und der Beratenen zueinander? Welchen Stellenwert nimmt dabei die Frage nach Diversität ein?
  • Beratungswissen: Welches Wissen wird in der Beratung generiert und weitergegeben - wissenschaftliches Wissen, Praxiswissen, Erfahrungswissen, anekdotisches Wissen? Welche Transportwege des Wissens gibt es und was geschieht mit dem Wissen? Wie kann es handlungspraktisch in einen Wandel von Organisationskulturen übersetzt und rückgeführt werden? Wie gestalten sich transdisziplinäre Beratungsprojekte? Welche Theorien werden gemeinsam generiert (z.B. im Sinne der Grounded Theory oder von Hintergrundtheorien)?
  • Beratungsakteur/-innen: Wer berät - und wer wird beraten? Welche Qualifikationen gelten als relevant, um Beratung anbieten zu können? Und in welchen Feldern gilt das Beratenwerden als Qualifikation? Welche Rolle spielt der persönliche Faktor?
  • Beratungseffekte: Welche intendierten und nichtintendierten Effekte hat Beratung? Führt Beratung zwangsläufig zu Veränderungen, oder können auch Beratungsresistenz oder "non-performativity" (Sara Ahmed) Effekte von Beratung sein? Kann Beratung dazu beitragen, bestimmte Themen und Fragefelder zu standardisieren und als "State of the Art" in Organisationen zu implementieren?
  • Beratungsethik/-en: Welche Rolle spielen Ethiken, Verantwortung und Nachhaltigkeit im Kontext von Beratung im öffentlichen Sektor?



Willkommen sind empirisch fundierte Beiträge, die sich aus einer sozial-, wirtschafts- oder/und kulturwissenschaftlichen Perspektive mit Beratungspraxen und deren Auswirkungen im öffentlichen Sektor beschäftigen. Zur Bewerbung aufgerufen sind insbesondere Einreichungen aus Verwaltungs- und Organisationsforschung, Gesundheitswissenschaften, Pädagogik/Erziehungswissenschaften, der Sozialen Arbeit, Bildungsforschung, Hochschulforschung, Geschlechterforschung, Diversitätsforschung sowie Management- und Beratungsforschung. Inter- und transdisziplinäre forschungsbasierte Beratungsprojekte sind willkommen.

Die Organisator/-innen bitten um Einsendung eines Abstracts (max. zwei Seiten) für Vorträge bis zum 29.02.2016 an folgende E-Mail-Adresse: ingrid.ringhofer@aau.at. Die Abstracts sollen Referenzprojekt, empirische Grundlage und Untersuchungsmethode benennen und eine kurze biografische Notiz sowie Angaben zum Tätigkeitsfeld enthalten.

Keynote-Speaker:


  • Ulrike Beisiegel, HRK-Vizepräsidentin für Governance und Hochschulmanagement, Präsidentin der Georg-August-Universität Göttingen
  • Günther Burkert, Ministerialrat im Österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
  • Wilhelm Krull, Vorsitzender des Stiftungsrats der Georg-August-Universität Göttingen, Generalsekretär der VolkswagenStiftung
  • Stephan Laske, wiss. Beirat und Vorstandsmitglied der Transformation Management AG, Professor i.R. für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik an der Universität in Innsbruck



Veranstalterinnen: Andrea D. Bührmann (Georg-August-Universität Göttingen), Larissa Krainer (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt)

Programmkomitee: Elena Buck, Andrea D. Bührmann, Larissa Krainer, Ruth Lerchster, Doreen Müller, Christian Neugebauer, Julia Rohringer, Matthias Schmidt, Miklas Schulz, Martina Ukowitz

Organisation: Elena Buck (ebuck@uni-goettingen.de), Sandra Pretis (sandra.pretis@aau.at), Ingrid Ringhofer (ingrid.ringhofer@aau.at).

Hier finden Sie den Call for Papers als PDF-Datei